Ende der sechziger Jahre fand unter einigen wenigen namhaften Regisseuren und Vordenker in Hollywood ein langsames Umdenken statt. Vorbei war die Zeit der schmusigen, klischeehaften und realitätsfremden Western. Einige wenige dieser Regisseure Hollywoods läuteten die Zeit der realistischen, härteren Westen- und Gangsterfilme ein und besannen sich so zugleich auf ihre historisch korrekten Wurzeln. Blake Edwards, den meisten Cineasten wohl besser bekannt für seine schwungvollen Komödien wie z.B. "Der rosarote Panther" mit dem unvergessenen Peter Sellers, wagte sich 1971 auf noch unbekanntes Terrain und stellte mit dem grandiosen Western "Missouri" (engl. Originaltitel "Wild Rovers") seine eindrucksvolle, künstlerische Vielseitigkeit als Filmregisseur unter Beweis. Der in die Jahre gekommene Cowboy Ross Bodine und sein jüngerer Kumpel Frank Post arbeiten auf der Ranch des herrischen und egozentrischen Ranchers Walter Buckman, (hier einmal wieder mehr als glänzend verkörpert von Karl Malden), den das Land und die schwierigen Lebensumstände hart und unbeugsam zu sich selbst und zu seiner Familie gemacht haben.Als ein Freund der beiden, der ebenfalls auf der Ranch arbeitet, bei einem Reitunfall ums Leben kommt, wird Ross mit einem Male schmerzlich bewusst, dass er auf die Erfüllung seines Traumes, eine eigene Ranch zu besitzen, zu zögerlich hingearbeitet hat und sein Traum letztlich unerreicht zu bleiben scheint.Sein Freund Frank Post und er beschliessen daher, die naheliegende Bank des Ortes auszurauben. Die anfangs eher als scherzhaft gefasste Idee eines Bankraubes gelingt. Ross und Frank nehmen die Familie des Bankers als Geisel und können mit ca. 40.000 $ Beute flüchten. Walter Buckman, der mitunter auch Vermögen auf jener Bank deponiert hatte, wertet den Überfall als eine Art persönlichen Angriff auf seine Person. Nebst Sheriff des Ortes schickt er seine beiden Söhne den Flüchtigen hinterher, diese zu stellen, lieber tot als lebendig. Der Sheriff gibt die Jagd alsbald genervt auf und nur noch die beiden Söhne heften sich weiterhin auf die Spuren der Bankräuber. Ross und Frank, die von ihren beiden Verfolgern nichts ahnen, fassen den tragischen Entschluss, in einem kleinen Kaff, etwas von ihrer Beute unter die Leute zu bringen. Es kommt wie es kommen muss: Bei einer Pokerpartie kommt es zu einer wilden Schiesserei, wobei Frank schwer verletzt wird. Aufgrund seiner Verwundung holen die Verfolger nun weiter unaufhörlich auf.... Stilsicher verwebt Edwards verschiedene Elemente wie Freundschaft, Schuld und Sühne, Loyalität und Gehorsam, Vater-Sohn-Konflikt, aber auch Humor und Leichtigkeit als stimmiges Ganzes zusammen.Die Grenze zwischen Gut und Böse ist hier bewusst nicht auszumachen. Ross und Frank sind zwar Bankräuber vor dem Gesetz, entwickeln aber im Laufe der Geschehnisse eine so enge Freundschaft zueinander, die intensiver nicht sein könnte. Ross kümmert sich liebe- und aufopferungsvoll um seinen verwundeten Freund, wohlwissend, dass es vermutlich nur noch wenig Hoffnung gibt. Auf der anderen Seite Frank Buckman, der zwar das Gesetz auf seiner Seite hat, aber durch seinen unnachgiebigen Starrsinn alle Beteiligten entweder in den Tod oder in die Verzweiflung treibt. So ringt sein ältester Sohn, der die Charaktereigenschaften seines Vaters besitz, vergeblich um dessen Anerkennung und Liebe. Dies führt sogar dazu, dass dieser, selbst dann die Verfolgung nicht aufgibt, als sein Vater bei einem Streit mit Schafzüchtern, den er genauso unerbittlich führt, erschossen wird. Die hierbei spärlich gesähten, aber gut choreografierten Actionszenen bedienen sich oft der damals in Mode gekommenen Zeitlupe und verfehlen ihre Wirkung nicht. Allerdings werden diese keineswegs reisserisch in Szene gesetzt und verkommen daher niemals zum reinen Selbstzweck. Im Gegensatz zu den ernsteren und düsteren Tönen lockert Edwards seinen Film immer wieder mit lockeren und humorvollen Passagen auf. Überhaupt lässt er sich bei der Einführung und Zeichnung seiner Charaktere die nötige und wichtige Zeit und füllt die Dialoge seiner Protagonisten bisweilen mit sinnvollen und kritischen Äusserungen. Auch beim Musikscore bewies Edwards das richtige Händchen und verpflichtete mit Jerry Goldsmith den richtigen Mann für diesen Job. Goldsmith versteht es zu jeder Zeit, die Ereignisse auf der Leinwand mit der richtigen Musikuntermalung zu unterstreichen.Wie auch in den herausragenden Werken von Meisterregisseur Sam Peckinpah"The Wild Bunch" oder "Pat Garrett jagt Billy the Kid" thematisiert Edwards in "Missouri" ebenfalls die Demaskierung der in früheren Westernfilme der fünfziger- oder sechziger Jahre oftmals übertriebene Romantisierung des Westens. Da Edwards, ähnlich wie sein Kollege Peckinpah, seiner Zeit voraus war, ereilte ihn leider auch das gleiche Schicksal wie Peckinpah. Aus kommerziellen Gründen wurde sein Film um mehr als eine halbe Stunde geschnitten, so dass vieles von seinem ursprünglichen epischen Charakter verloren ging. Fazit:Herausgekommen ist dennoch ein glänzend gespielter und wunderschön fotografierter melodramatischer Spätwestern.Eine feine Genreperle, die durchaus mehr Beachtung verdient hätte. Zu schade, dass Edwards nur einmaleinen Ausflug in dieses Genre unternommen hat.