Review

"Meeresfrüchte" von Olivier Ducastel und Jacques Martineau ist ein sehr zwiespältiges Erlebnis. Es fällt schwer, ihn richtig gut zu finden und auch das Gegenteil...
Irgendwo ist es schon eine lustige und auch zuweilen originelle Komödie über die Heucheleien und Lügen der Menschen, um ihren Konventionen treu zu bleiben. Jedoch folgt das große ABER auf dem Fuße. "Meeresfrüchte" schafft es leider nicht, diese Idee in einen runden Kontext zu bringen. Der Film springt, die Handlung ist oft verwirrend und unausgereift. Er wirkt zu oft gekünstelt. Auch das große "Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End" ist dermaßen "an den Haaren herbeigezogen" und absolut wider jeder möglichen Realität. Was diese Musical-Einlagen sollen, frage ich mich auch...unangebracht/kitschig!

Beatrix (Valeria Bruni-Tedeschi) und ihr Mann Mark (Gilbert Melki) machen mit ihren Kindern Charly (Romain Torres) und Laura (Sabrina Seyvecou) am Meer Urlaub. Das Haus hat Mark von seiner Tante geerbt, er war früher oft in den Ferien zu Besuch bei ihr...alles wirkt sehr idyllisch und konventionell, die wahre Bilderbuchfamilie...
Als dann Laura von ihrem Freund Michael (Yannick Baudin) zum Urlaub nach Portugal abgeholt wird und Charlys bester Freund Martin (Edouard Collin) nach einem Jahr im Ferienhaus auftaucht, fangen die Probleme an.

Mark wirkt auf einmal sichtlich verstört, denn ihm wird bewußt, dass seine Kinder langsam erwachsen werden. Es wird ihm bewußt, dass seine Tochter mit Männern schläft und gleichzeitig vermutet Beatrix, dass ihr Sohn homosexuell und mit Mathieu zusammen ist...

Von da an wird alles ziemlich konfus und zuweilen etwas stark übertrieben. Denn, wie sich herausstellt, ist die übertolerante Beatrix auch kein Kind von Traurigkeit. Sie hat eine Affäre mit Mathieu (Jacques Bonnaffe). Sie will sich fühlen, wie ein 16-jähriger Teenager...

Zu guter Letzt kommt dann auch noch zufällig Didier (Jean-Marc Barr) ins Spiel. Der setzt allem dann noch die Krone auf, denn nun stellt sich glatt heraus, dass nicht Charly der Homosexuelle in der Familie ist, sondern - wer hätte es gedacht - Marc ein kleines Geheimnis in sich trägt, und das schon einige Jahre...Didier ist nämlich seine erste große Liebe; Nachtigal ich hör dir trapsen...

Was von diesem Moment an im Film abgeht, lässt sich mir nicht mehr mit Unterhaltung erklären, eher mit dem Versuch einer überwitzigen Pointe...

Es wirkt einfach so dermaßen künstlich, dass dann am Schluß die ganze Familie ein Jahr später im Urlaub ist... eine moderne Patch-Work-Family ist ein Scheiß dagegen...und alle lieben sich natürlich, keiner ist eifersüchtig und leben von nun an glücklich bis an das Lebensende...
Hollywood hat Pate gestanden, nur dass man da das Thema wohl noch nicht so offensiv aufgreifen darf...

"Meeresfrüchte" ist wie schon anfangs gesagt ein zweischneidiges Schwert. Der Film hat wirklich sehr gute und auch lustige Ansätze, allerdings kann er nicht auf ganzer Linie bestehen. Er wirkt zu oft gekünstelt. Es wird zu oft der Versuch unternommen eine Komik einzubauen, die absolut nicht gelingt oder dermaßen übertrieben ist, dass man sich auch nicht mehr daran erfreuen kann. Letztlich ist der Film zu überladen mit Klischees und der gesamten Thematik Homosexualität und Toleranz-Denken...

Schade...eine sehr gute Idee nicht genügend ausgereift...

5.5/10 Punkte

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