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Bei "Long and Winding Road" verhält es sich wie mit so vielen Filmen aus Südkorea, entweder man mag diese nostalgisch angehauchten und romantisch gefilmten Streifen aus diesem Land, oder man findet sie ganz einfach belanglos. Dieser Film, der im Original übersetzt einfach nur "Mutter" heisst, ist mal wieder auf typisch südkoreanische Art gemacht. Ein Familiendrama mit viel Herzschmerz und zum Ende hin auch mit zuviel und damit überzogenen dramatischen Momenten.
Die Asiaten allerdings respektieren das Alter auf ihre besondere Art ; die Koreaner feiern den 60. Geburtstag als einen Speziellen ; die Weisheit und Erfahrung der "Alten" hat dort halt einen anderen Stellenwert. Natürlich steht dort wie überall die Mutter im Zentrum der Familie, damit wären wir dann bei den Hauptaussagen des Films. Eine entfremdete Familie findet durch den selbst auferlegten Opfermarsch ihrer alten und gebrechlichen Mutter wieder zueinander, die Kinder zur Mutter und alle zusammen wieder zu alter Verbundenheit. Eingebettet in wunderschönen Landschaftsbildern entsteht so ein kleiner aber weiser Film über die in unserer Zeit immer mehr verschwindenden Werte der Familie.

Die Mutter ( gespielt von Ko Du-shim ) in diesem Film ist gleichzeitig Witwe und lebt recht abgeschieden und bescheiden auf dem Land. Sie erscheint recht gebrechlich und ihre Tage scheinen gezählt. Ihre Kinder sind mittlerweile erwachsen und es hat sie in alle möglichen Richtungen verschlagen. Eine Tochter ist im Kloster, der eine Sohn ist alkoholabhängig. Der zweite Sohn scheint vollkommen normal geraten und ihre jüngste Tochter ist eindeutig ihr Liebling. Sie brachte ihrer Mutter einst das Lesen bei und steht nun vor ihrer Hochzeit.
Die junge Frau will in Mokpo heiraten und das Landleben hinter sich lassen. Natürlich wäre ihre Mutter gern bei der Hochzeit anwesend, problematisch ist nur, dass die alte Dame nicht verreisen kann. Sie ist sehr ausgeprägt reisekrank und alle Möglichkeiten sie mit dem Auto, dem Schiff oder einer Sänfte zu transportieren schlagen fehl. Da fällt die alte Dame eine konsequente aber für ihre Kinder verrückte Entscheidung ; sie will die weite Strecke mittels eines Fussmarsches zurücklegen und versetzt die gesamte Kinderschar samt Anhang in helle Aufregung.
Abwechselnd von ihren Kindern begleitet wandert die alte Dame los, zielstrebig und von einer den Kindern erst unbekannten Kraft angetrieben kommt es auf der Reise zu Begegnungen und Wiedervereinigungen innerhalb der Familie.

Der ruhig und sehr zurückhaltend inszenierte Film kommt ohne grosse und überschwengliche Momente aus, er beschreibt den Fussmarsch der alten Frau in manchmal recht distanzierten und landschaftlich bestimmten Einstellungen. Die Überquerung einer Brücke wird z.Bsp. zur Kraftprobe und zum Vertrauensbeweis, die Überwindung einer Gebirgskette zur Herausforderung und die Überquerung eines Flusses zu einer kleinen Wiedervereinigung. Der Weg ist hier somit das Ziel und ganz klar auch das Hauptaugenmerk des Films. Hier liegen seine Stärken und hier weiss er ganz klar zu gefallen.
Die Schauspieler waren mir bis auf Ko Du-shim recht unbekannt ; sie spielte schon die Mutter in "My Mother the Mermaid" recht eindrücklich und hinterlässt auch hier einen guten Eindruck. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei der Vermittlung von Werten durch das Erzählen einer symbolträchtigen Geschichte, diese Rechnung geht am Ende auch bedingt auf. Zwar wird zum Ende hin besonders mit der Begegnung von Mutter und Nonne ( eine Tochter ist ins Kloster gegangen ) sehr dick aufgetragen, dennoch kommt die Geschichte dort an wo sie auch hingehört... mitten ins Herz.
Somit ein solider und ruhiger Familienfilm, duch seine überdurchschnittlich schönen Landschaftsbilder knapp auf die 6 Punkte gehoben. Wer so etwas mag darf ruhig einen Blick riskieren.

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