Der „Kampf gegen Rechts“ treibt bisweilen kuriose Blüten, denn gut gemeint heißt noch lange nicht gut gemacht. Und wenn man sich einem solch brisanten Thema mit der Abrissbirne nähert, gleicht das Ergebnis schnell einer Satire. Das geht beim Titel „Kombat Sechzehn“ los, der einen harten und kompromisslosen Film vermuten lässt, zumindest wenn man weiß was sich hinter Combat 18 verbirgt. Doch hier steht keine militante Neonazitruppe im Mittelpunkt, sondern nur eine Handvoll delinquenter Schulkinder, deren Habitus sich nicht großartig von Drogen nehmenden Bahnhofspunks unterscheidet.
Die Handlung ist so simpel wie vorhersehbar. Georg zieht mit Vater und Schwester von Frankfurt am Main nach Frankfurt an der Oder. Als Taekwondo-Kämpfer findet er keinen Trainingsverein, der ihm gefällt, und die Einzigen, die ihn willkommen heißen, sind ein paar rechte Teens, womit sein gesellschaftlicher Absturz besiegelt scheint. Den ersten Lachflash bekam ich schon nach 10 Minuten, als Oberkidsführer Thomas den Neuen testen will, indem er eine Schlägerei anzettelt, die Georg eindrucksvoll (d.h. zu fetziger Rockmusik wird eine Show hingelegt, die gestellter nicht aussehen kann) für sich entscheidet. Nachdem Thomas ihn zur privaten Kampfsportnachhilfe überreden konnte, wird er zu einem Besäufnis mitgeschleppt, wo zehn üble Hackfressen singend und mit Fackeln ausgerüstet am Lagerfeuer stehen, was wohl eine Sonnenwendfeier darstellen soll, doch eher aussieht wie Grillen in Gabis Garten.
Als nächstes wird auf der „Was die Nazis alles so tun“-Liste der Punkt Plakatekleben abgehakt. Dass die 100 mal martialischer und antiquierter aussehen als die Exemplare, welche man hier und da zu Gesicht bekommt, versteht sich von selbst. Lachflash Nummer 2 war die Erklärung warum Thomas zum Kameraden wurde: sein Vater ist mit einer polnischen Nutte durchgebrannt, und er stellt klar, dass das Asylantenheim, welches er und seine Jungs angeblich abgefackelt haben, der Puff war in dem Daddy der Familienidylle überdrüssig wurde. Dazu legt er einen Wutanfall hin, der jeglicher Beschreibung spottet und die Neonazis im Film zu Witzfiguren degradiert, was kontraproduktiv ist wenn man bedenkt, dass er deren Ideologie als ernsthafte Gefahr anprangert. Für ebenso unklug halte ich die Tatsache, dass er sich darauf beschränkt, die abgedroschensten einschlägigen Klischees zu bemühen.
Man hört / liest doch ständig, dass Neonazis bereits in der gesellschaftlichen Mitte angekommen sind und von dort mit normalem oder hippem Look und entradikalisierten Parolen auf Stimmenfang gehen. Da passt es irgendwie nicht ins Bild, dass die Pendants in „Kombat Sechzehn“ asoziale Außenseiter sind, natürlich mit Glatze und Bomberjacke wo nur die 88 auf dem Rücken fehlt, die den ganzen Tag saufen, pöbeln und prügeln. Eine der lustigsten Passagen ist die, nachdem Georg seine Freundin (übrigens eine Migrantin, Ihr ahnt was später noch kommt) bei einem Spontanbesuch in flagranti erwischt. Der Nachfolger klopft ihm auf die Schulter und meint „Shit happens“, was Georg dazu veranlasst, auf der Rückfahrt im Zugabteil besoffen zu randalieren und sich mit den Scherben eines zertrümmerten Spiegels die Haare abzusäbeln. Aus dem sportlichen Jungen mit Zukunft wird in Rekordzeit ein kranker Suffkopp, dem alles egal ist.
Wer sowas ernst nimmt und glaubt, dieser Film würde ein authentisches Abbild der Realität darstellen, ist ein für immer verlorenes Opfer der medialen Volksverdummung. Zum Glück gibt es noch das Internet, wo man differenziertere Reportagen zu diesem Thema begutachten kann, und die sehen anders aus. Idealerweise findet man dann noch heraus, dass nicht jeder Mensch mit einer konservativen Meinung (mittlerweile sind ja schon Begriffe wie Patriotismus negativ behaftet, Linke verbrennen BRD-Flaggen während der Fußball-WM usw.) dasselbe darstellt wie die hiesigen ewiggestrigen, kriminellen Vollprolls. Ich habe keine Ahnung, was damit bezweckt werden soll, denn im technischen Bereich (Kamera, Schnitt, Ton, Beleuchtung) gibt es nichts zu meckern. Daher kann ich mir die inhaltliche Ausrichtung nur so erklären, dass die Macher entweder wenig Ahnung von diesem Milieu haben oder Propaganda betreiben wollten, die jedoch so übertrieben daherkommt dass sie von der Mehrheit als solche erkannt werden dürfte und somit ihr Ziel (Manipulation, Aufbau eines wirklichkeitsfernen Feindbildes etc.) verfehlt. Lächerlich sind auch die mehrfach und sinnfrei eingestreuten Zitate von Sunzis Klassiker „Die Kunst des Krieges“ sowie die surrealen Einschübe, in denen sich Georgs Unterbewusstsein zu Wort meldet, aber immerhin bekommt man durch diese ungewollte Witzigkeit, welche sich durch das ganze Werk zieht, kurzweilige Unterhaltung vom Feinsten geboten – 4/10 (aus Trash-Sicht das Doppelte)