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Auf dem schwarzen Hintergrund flimmern weiße Bildverschmutzungen, flackern bruchstückhaft Teile eines Hauses, in das eine Frau geht, Aufnahmen, die an alte Schwarz-Weiß-Klassiker erinnern. Farben kennt dieser Film nicht, dafür mehr dunkle Grautöne und Schwarz, aus denen sich sehr akzentuiert die grell leuchtenden Kontrastflächen abheben, hektisch zusammengesetzt, übereinander gelagert und als Film im Film an den Laufspuren und Stanzungen erkennbar. Der Aufenthalt wird für die Frau, soviel ist gerade noch kenntlich, zu einem Horrorerlebnis, doch kaum real greifbar, außer in Grundzügen. Wortfetzen lassen erahnen, welch Schrecken, der von außen, von "Outer Space" eben, sich tatsächlich in ihrem Kopf, in ihrer Psyche abspielen. Gleichzeitig ist es ein Spiel mit der Ebene des Raumes, die der zweite Teil einer CinemaScope-Trilogie reflexiv in Szene setzt. Der Österreicher Peter Tscherkassky bedient sich Cut Ups, Collagen und Clicks'n'Cuts in aufwühlenden Krach eingebunden, die das düster-verstörende Treiben musikalisch begleiten, "Tetsuo" mit seinem Oldschool-Industrial war damals, dieser nervöse Experimentalfilm zeigt mit seiner ekstatischen Steigerung bis zum abstrakten Medium Film seine Vision vom Schrecken in kunstvoller Neuform. Die Geschehnisse werden nur durch kurze Sequenzen in einer sichtbaren Handlung wiedergegeben, durch Fetzen, die immer mehr in Stakkatos verdichtet wie ein filmgewordenes Gewitter brachial auf den Betrachter herabprasseln. Positiv und Negativ vermischen sich zum oftmals symmetriebetonten, hypnotischen Mediaoverkill, analog der Score zu einer tollen Noisecollage. Nicht umsonst gewann dieser Kurzfilm einige Preise, denn die 10 Minuten Laufzeit sind ein grandios finsterer Trip in die elementaren Bestandteile des Films, wie ein Haunted House Film, zerhäckselt, über Mehrschichtigkeit komprimiert und unter Stroboskop aufgeführt. Dazu benutzt Tscherkassky altes Filmmaterial mit Barbara Hershey, erschafft kontrollierte Distorsionen durch ein spezielles Kontaktkopierverfahren, eine neue Ästhetik im Zusammenspiel extremer Wahnfantasien, ein expressionistisches Film Noir Experiment, das aus dem Dunkel anflutet und dorthin in aller Stille zurückkehrt. Schwarz wie die Nacht und weiß wie das finale Licht, ein atmosphärisch unglaublich verdichtetes Meisterwerk des experimentellen Terrors.

Fazit: Fotografisch großartiger Paranoiahorror wie eine Panikattacke bis kurz vor dem Kammerflimmern. 10/10 Punkten

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