Es ist ein Dilemma, wenn gute Ansätze auf der Hand liegen, aber letztendlich nicht harmonisch wirken. „Elizabethtown“ hätte großes Kino werden können – intelligenter „feel good-Stoff“, latent philosophisch und erfrischend anders.
Das Gerüst steht, aber wackelt phasenweise durch unerwartet starken Seitenwind.
Der personifizierte Querschuss ist zweifelsohne Orlando Bloom, wenn er als Drew Baylor in Erscheinung tritt. Deplatzierter könnte er sich gar nicht abmühen! Ganz im Gegensatz dazu steht Kirsten Dunst, die dem Betrachter durch ihre lakonisch liebevolle Art ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Man muss sie optisch nicht unbedingt attraktiv finden, aber sie stellt genau das dar, was ein Mann beizeiten sucht: Die liebenswürdige, charismatische, charmant humorvolle Frau, die zu allem Überfluss nicht einfach gestrickt ist und immer für eine Überraschung sorgt – herrlich! Regisseur Cameron Crowe beweist Fingerspitzengefühl bei der Charakterisierung von Clair!
Neben der grandiosen Grundaussage verbleibt der Film aber hier bei seinen größten Stärken. Schief geht hier einiges, auch im klassisch inhaltlichen Sinn.
Drew Baylor (Bloom) klebt das Pech an den Händen. Erst ruiniert er als erfolgreicher Schuhdesigner mit einem kreativen Fehlschuss beinahe einen Großkonzern, worauf er folgerichtig entlassen wird und kurz vor dem Suizid erwartet ihn die Nachricht, dass sein Vater gestorben ist. Auf dem Weg zum Wohnort seines verstorbenen Vaters, Elizabethtown, Kentucky, lernt Drew die Flugbegleiterin Clair (Kirsten Dunst) kennen.
Genau genommen ist die Ausgangssituation genauso einfallslos wie Blooms Dackelblick. Aufrichtige Verzweiflung wird dadurch nicht transportiert! Darüber sieht man erste einmal hinweg, wenn Dunst auf ihre Art lehrt, wie lebenswert das Leben unter allen Umständen ist.
Einige Ideen, wie die stundenlange Handy-Session zwischen den Protagonisten sind überaus erfrischend und in einem leicht übertriebenen aber nie unrealistischen Bereich angesiedelt. Hier liegen Gefühle in der Luft und zwar nicht nur in heißer Form! Zumeist bleibt der Glanz aber an Dunst hängen, außer man hat ein Faible für monotone Dackelblicke, spezielle sexuelle Neigungen oder ist eine Frau, die zwischen Optik und Schauspiel nicht unterscheiden kann. Das Erzähltempo ist durchaus in Ordnung, aber an manchen Stellen entwickelt der Film keine Dynamik, weshalb die ein oder andere Länge entsteht.
Die subtile Intention, der Weg zurück zur Hoffnung bei Perspektivlosigkeit, kaschiert vorerst grundsätzliche Probleme, aber letztendlich bleibt sich „Elizabethtown“ einiges schuldig. Für eine große Botschaft ist der Rahmen zu glanzlos, vor allem, weil die Story endet wie sie laut Klischee enden muss. Die Reise zurück zur Sonnenseite des Lebens ist eine nette, in punkto Optik und Musik hervorragend inszenierte Idee, fällt aber trotzdem in den Bereich arg konstruiert. So sehr Regisseur Crowe den Betrachter durch herrliche Kulissen und einer Harmonie zwischen Bild und Ton frohlocken lässt, alles in allem umgibt die gelungenen Aspekte ein Schatten.
Am Ende wurde man, ob der herrlichen Aussage, streckenweise gelangweilt. Eine mit dramatischen Elementen gespickte Romantikkomödie ist mit nur einer überzeugenden bzw. treibenden Kraft und altbackenen Motiven auf Sand gebettet. Schade, bei „Elizabethtown“ wurde großes Potenzial verschenkt! (5/10)