Review
von Leimbacher-Mario
Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus
Cameron Crowe hat es seit "Almost Famous" nicht leicht. Wurde der noch von den Zuschauern wie Kritikern geliebt, kam seine grundehrliche, quirilige "Gefühlsduselei" danach nicht immer an. Bis sein neuester Film "Aloha" sogar größtenteils böse verrissen wurde. Nicht viel anders ging es vor fast 15 Jahren schon "Elizabethtown", einem spontanen Drama über einen Industriedesigner, der gefeuert und verlassen wird, auf dem Boden seiner Welt ankommt und Selbstmord begehen will. Doch kurz vorher kommt die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei und er nun bei der Beerdigung helfen soll. Doch der Trip in seine Heimat Elizabethtown hält noch einige ganz andere Überraschungen bereit, die ihm helfen mit Rückschlägen umzugehen und das Leben wieder als das überraschende, vielseitige und nie langweilige Wunder zu sehen, das es ist...
Bei "Elizabethtown" hatte ich eines meiner ersten Dates. Das war eine ziemliche Katastrophe, nie vergesse ich den stark beanspruchten Kaugummi, auf dem das blonde Mädchen stoisch und wütend die ganze Vorstellung über kaute. Den Rest kann man sich fast denken. Doch den Film behielt ich dennoch in guter Erinnerung - was umso mehr für ihn spricht. Orlando Bloom ist perfekt als gescheiterter Businessmann, der von Grund auf erkennen muss, dass es Wichtigeres im Leben gibt als Geld, Ruhm und Erfolg. "Elizabethtown" wirkt authentisch, melancholisch, gemütlich und unaufgeregt, nie zu aufgesetzt oder predigend. Obwohl man bei Crowe etwas Kitsch und eindeutigen Emotionen nie ganz abgeneigt sein darf. Doch wenn man sich darauf einlässt, dann kann dieser kleine Indiehit (zumindest fühlt er sich so an) befreiend wirken. Mäandernd, liebevoll, weg von ausgelatschten Hollywoodpfaden. In einer zynischen Welt, kommt das anscheinend immer weniger an. Finde ich schade. Und auf den Soundtrack kann man sich bei einem Cameron Crowe eh immer verlassen. Da ist "Elizabethtown" keine Ausnahme. Viele kleine Weisheiten, wie ein Geschenk und eine warme Umarmung verpackt.
Fazit: ein untypischer und sehr erfrischender, ehrlicher und aufrichtiger Feel-Good-Trip, den man kitschig und anbiedernd finden kann, in dessen Arme man sich aber auch fallen lassen kann. Ich empfehle Letzteres. Misstrauen und Hass haben hier nichts verloren. Gut gemeint und für mich auch gut gemacht.