Review

Berühmte Literaturvorlage in einer TV-Produktion? Muss nicht immer gut gehen - und auch die 1997er Version von Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer" ist nicht der große Wurf; trotz Beteiligung eines Michael Caines.

Inwieweit die Verfilmung der Romanvorlage entspricht, kann ich nicht beurteilen, da ich das Buch nicht gelesen habe; einige Handlungsstränge, die etwas stiefmütterlich behandelt oder kaum fortgeführt werden, lassen allerdings vermuten, dass ein Teil von Jules Vernes geistigen Ergüssen unter den Tisch fallen musste.
Generell stellt sich hier aber die Frage, wieviel Sinn eine Verfilmung einer berühmten, in den Köpfen vieler Menschen verankerten Geschichte macht, wenn dem Zuschauer nichts Besonders geboten werden kann...
Die Technik ist jedenfalls unter aller Kanone, selbst für eine TV-Produktion anno 1997. Schlecht animierte Meeresbewohner (Haie und Riesenkraken), unglaublich verhunzte Explosionen (die auch aus der Maschine kommen) und Schauspieler, die sich nach Zeichentrick-Stromschlägen auf dem Boden krümmen - das ist nur die Spitze der visuellen Grausamkeit.

Schauspielerisch geht das Spektakel geradeso in Ordnung, nicht zuletzt aufgrund der Darstellung eines routinierten, aber leider auch etwas unmotivierten Michael Caine alias Käpt'n Nemo. An seiner Seite spielt Patrick "McDreamy" Dempsey den jungen Wissenschaftler Pierre Aronnax, der lediglich durch den ein und den selben Gesichtsausdruck auffällt, egal in welchem Gefühlszustand er sich befindet. Die übrigen Figuren werden von hierzulande weitestgehend unbekannten Darstellern (Mia Sara oder Adewale Akinnouye-Agbaje durften zumindest das eine oder andere Mal eine Nebenrolle in einem mittelmäßig erfolgreichen Blockbuster übernehmen) gespielt, mehr oder minder erfüllen sie ihre klischeebehafteten Rollen, die ihnen die Dramaturgie zugeschustert hat.

"20.000 Meilen unter dem Meer" ist ein Film den die Welt nicht braucht. Aber: Trotz all der Mängel und Vorbehalte kann man ihn sich angucken. Zwar hat der Film mit knapp drei Stunden Spielzeit (wurde im TV als Zweiteiler gezeigt) definitv seine Längen, aber er hat mich kurzweilig amüsiert. Teilweise, weil die Mängel in der Produktion so eklatant sind, dass man ihnen einen gewissen Trashbonus zugestehen kann. Teilweise aber auch, weil die berühmte Romanvorlage den Film rettet. Denn eine mittelmäßige Realisierung eines Weltklassikers ist immer noch besser als die Realisierung eines hanebüchenen Drehbuchs voller Logiklöcher. Die, zugegeben nicht allzu häufig vorkommenden, gesellschaftskritisch angehauchten Dialoge bewahren den Film vor dem Abdriften ins Lächerliche. Letztendlich kann man den Streifen, zumindest etwas, ernst nehmen.

5/10 Punkte, so mein Fazit für einen Film, der mich einen Abend lang amüsiert hat, den ich aber nicht allzu bald wiedersehen muss. 5/10 Punkte, auch weil ich die Geschichte von Jules Vernes
Tiefseeabenteuer nur in Grundzügen kannte und so den Film doch mit einiger Spannung verfolgen konnte.

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