Als Kind muss Carol mit ansehen, wie ihre eifersüchtige Mutter Lucy Harbin den Vater und seine Geliebte mit der Axt erschlägt. Zwanzig Jahre später wird Lucy aus einer Anstalt entlassen und kehrt in die Familie zurück, geheilt oder nicht, das ist für alle die Frage. Ihre Tochter macht aus der ergrauten, gealterten Mutter eine fast wieder jugendliche Erscheinung, was angesichts der tatsächlich in die Jahre gekommenen Joan Crawford in der dubiosen Hauptrolle manchmal Anlass zu Heiterkeit bietet. Die spielt nämlich mit einer unglaublichen Performance ihre Rolle, als wolle sie nicht nur den in ihr sitzenden Wahnsinn bei ihren Wutausbrüchen darstellen, sondern geht auch noch ganz nebenbei wunderbar als abgehalfterter Vamp auf, wenn sie, ganz zum Leidwesen ihrer Tochter, den Schwiegersohn in Spe anbaggert, vom rapide ansteigenden Alkoholgenuss mal ganz zu schweigen. Manche Schauspieler spielen bekanntlich sich selbst, wenn die Rolle denn etwas mit ihrer Lebenssituation zu tun hat, überraschen braucht man sich bei Regisseur William Castle über solchartiges wohl kaum. Der nämlich scheint sich einiges für seine zweite eigene Produktion nach dem abstrusen "Tingler" vom Altmeister Hitchcock abgeschaut zu haben und präsentiert ein Psychospiel auf der Farm des Bruders, durch die Mutter und Tochter mit ihren Pumps stolpern, während dort hin und wieder ein weiterer Axtmord geschieht, der selbstredend die Vorbestrafte verdächtig erscheinen lässt. Die namengebende Zwangsjacke manifestiert sich auch in den Köpfen der Beteiligten, wobei Frau Crawfords verbale Ausraster nicht von schlechten Eltern sind, mit der Axt drischt die Killerin auch nicht nur einmal pro Mord in das Off. Die Suspenseschiene, die das unterhaltsame Drehbuch offeriert, verlässt William Castle nur ungern, wenngleich dieser Film schon entfernt Elemente von späteren Slashern besitzt. Ganz humorfrei ist das nicht, dafür sorgt der bauerntrampelige weibliche Star, eine roughe, herbe Erscheinung, beim Anzünden einer Zigarette an einer Schallplatte versprüht sie den Charme einer St. Paulianerin. Daneben wirken Diane Baker als Tochter oder Leif Erickson als Bruder geradezu brav, einzig George Kennedy kommt noch als schmierigerer Handlanger und Hühnerschlächter auf seine schmutzigen Kosten, ohne den psychisch Derangierten wie später in "Death Ship" zu mimen. Auch ohne die von Gimmickmeister William Castle damals im Kino ausgegebenen Pappäxte für die Zuschauer macht "Die Zwangsjacke" eine Menge Spaß, etwas schrägen Humor für diesen Thriller vorausgesetzt.
Fazit: Joan Crawford als irre Axtmörderin stiehlt allen die Schau. Schön schräges Filmchen vom B-Helden William Castle. 6/10 Punkten