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Film Noir-Fan: Truffaut, der kalte Romantiker!

Nachdem der ehemalige Filmkritiker Francois Truffaut mit einem vollkommenen (!) Meisterwerk ins Regiefach startete )“Sie küssten und sie schlugen ihn“), kommt er mit „Shoot The Piano Player“ ein Stückchen zurück auf den Boden der Tatsachen. Allerdings auf weiterhin sehr hohem Niveau, das sich andere Regisseure in ihren besten Phasen wünschen würden. In seiner Mischung aus Film Noir und Beziehungskiste lässt er einen mehr oder weniger gescheiterten Pianisten und Playboy verfolgt werden von ein paar Gangstern…

Sexkapaden in D-Moll

„Shoot The Piano Player“ ist eine tiefgreifende Stilübung. Sicher kein Sophomore Slump - aber auch kein weiteres, intimes und zutiefst persönliches Mammutstück. Elegant. Attraktiv. Absolut spürbar von einem Filmfan und Kritiker entworfen. Ein Film Noir für eine neue Generation. Voice Overs und Kameratricks, kurze Röcke und blanke Busen, vierte Wand und ein extreeeem (!) breites und schmales Bildformat. Klavierklimpern und Einbahnstraße. Wunderschöne Frauen, fragwürdige Männer. Nichts mehr mit autobiografischen Sensibilitäten. Eher auf zum totalen Kino und Metakick. Das kann oberflächlich wirken. Doch die wichtigsten Figuren bekommen trotz der kurzen Laufzeit erstaunlich Kontur und Tiefe, Kontraste und Grautöne. Schwarze Komödie und Verfolgungsjagd. Das ist genauso clever wie komisch, genauso „Casablanca“ wie „Außer Atem“. Klassik wie filmischer Futurismus. Die Balance und das Taktgefühl stimmen. Ein wichtiger Film für Truffauts Selbstverständnis als Filmemacher. 

Spiel's nochmal, Francois!

Fazit: stylisch, qualmig, meta und verspielt… Truffaut als Vorläufer von Tarantino, Wright und Kaufman. Und trotz all der Oberfläche und Hommagen gibt’s durchaus tiefgründige Figuren, wenn man genau hinguckt… Erstaunlich! 

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