Review

"I was born into a world you may not understand" heißt es zu Beginn. Stimmt ... was genau ich da eigentlich gesehen habe, erschließt sich mir selbst nach längerer Verdauungsphase nicht wirklich. Ein wildes, buntes Etwas, inszeniert von einem Regisseur, der scheinbar die Jubelrufe seines letzten Filmes zu ernst genommen hat und meint, hier ein visuelles Inferno abbrennen zu müssen, dass allerhöchstens Karies verursacht, so bunt erscheint die Süßigkeitenkulisse.
Tatsächlich ist Ultraviolet noch ein Stück unerträglicher als Kurt Wimmers vorangegangenes "Equilibrium", welchem man wenigstens noch einen gewissen Unterhaltungswert unterstellen konnte, wenn man denn sehr anspruchslos an die Sache herangeht. Ultraviolet nun bedient sich der positiven Elemente des Vorgängers, setzt vor allem auf Optik und Action und lässt die ärgerlich haltlosen, gesellschaftskritischen Aspekte von Equilibrium außen vor, auf dass es ein angemesser Action-NoBrainer wird ... klingt doch eigentlich gar nicht schlecht. Funktionieren tut es aber trotzdem nicht.
Zunächst einmal fällt das völlige Fehlen einer auch nur im Ansatz originellen Story auf. Die Handlung beschrenkt sich auf eine lange Flucht mit folgendem Racheschlag, wobei diese beiden Stränge von ellenlangen Actionsequenzen geleitet werden und durch einen unglaublich öden Mittelteil getrennt werden.
Zweitens: Milla Jovovich mag lecker aussehen, kann mit ihren zwei Gesichtsausdrücken aber kaum einen ganzen Film tragen. Ihr Charisma hat die Hübsche nach 'Das fünfte Element' sowieso irgendwo ins Klo gespült ... andererseits gibt ihr das uninspirierte Drehbuch auch kaum die Möglichkeit, mehr als nur in coolen Posen in Szene gesetzt zu werden.
Also die Action. Das aus Equilibrium bekannte und so legendäre Gun-Kata kommt hier wieder reichhaltig zum Einsatz und ist diesmal glücklicherweise sogar recht gut durchdacht worden, will heißen, sieht flüssig aus und erfüllt auch Sinn und Zweck, ohne nur schick aussehen zu wollen. Tut es letztlich aber trotzdem nur, da die Choreographie der Martial Arts Szenen zwar nach Schmackes riechen, aber irgendwo auch jedesmal ähnlich aussehen und in öder Überlänge präsentiert werden, nur um zwei Handlungspunkte zu verbinden. Etwas, was auch schon Equilibrium nicht gut tat, nur dass Ultraviolet zudem absolut blutleer daherkommt und damit im bunten Style ersäuft, ohne dass die Action mitreißen kann.
Hinzu gesellen sich dann noch einige Verfolgungsjagden und anderes Krachwumm, das vor computergenerierten Hintergründen vonstatten geht und hier bricht sich der Film dann schlussendlich das Genick. Die CGI Kreationen sind dermaßen unterirdisch gemacht, dass sie aussehen, wie Kreationen aus dem letzten Jahrzehnt oder besser noch, aus Computerspielsequenzen (dessen Dramaturgie sich der Film sowieso gerne anpasst). Nun ist so was ja nicht gleich vernichtend, doch wenn ein Film trotz vergleichsweise geringen Budgets von 30 Millionen dermaßen viel will und dazu noch lange Sequenzen mit kompletter Computergrafik generiert, kann das nur am Größenwahn scheitern. Auf jeden Fall sind die Szenen knackebunt und absolut unnatürlich, was zu beginn sogar noch richtig campy aussah und die Hoffnung auf einen abgedrehten, völlig seltsamen Actionzirkus machte ... irgendwie ist es das ja auch geworden, nur halt völlig langweilig.
Schließlich dann noch ein paar typische Wimmer-Kuriositäten, die schon bei Equilibrium so schön lächerlich waren. Herzerfrischend dämlich aussehend natürlich die Mundmasken der Bevölkerung ... die nachvollziehbare Funktion des ständig seine Farbe wechselnden Kostüms der Violet muss mir auch noch mal jemand erklären (muss an mir vorbeigegangen sein), die ganzen Gimmicks sind irgendwo zwischen ganz originell und total verspielt einzuordnen (gut gefiel mir das Papierhandy aus dem Automaten). Es gibt wirklich einige Momente, die zum Haareraufen dämlich sind oder auch grundlegend stümperhaft (wie die hunderten Bösewichter, welche auf ein Hologramm Violets ballern und der Oberschuft dann einfach mal in deren Schusslinie läuft). Das einer gegen tausend Prinzip ist seit Equilibrium auch schon etwas angestaubt und für die christliche Symbolik am Ende (unter anderem ist das riesige Hauptquartier der fiesen Säcke wie ein übergroßes Kreuz angeordnet ... auf dessen Dach zudem scheinbar nur eine einsame Wache patrouilliert) gibt's dann noch mal einen Arschtritt extra.
Puh ... Equilibrium war ja schon mies, aber Ultraviolet ist wirklich kacke, aber leider nicht mal unterhaltend campy ... aber wenigstens dürfte Kurt Wimmer damit erstmal weg vom Fenster sein ... es sei denn, sein unverständlicher Equilibrium-Ruf wirkt weiterhin wie Granit.

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