Nicht zuletzt nach "Man on Fire" und "Spygame" weiss man recht genau, was man bei einem modernen Tony Scott-Movie erwarten kann: Wilde Schnitte, verfremdete Farben und stylisch inszenierte Action.
"Domino" bedient sich trendbewußt einer wahren Begebenheit und strickt einmal mehr ein unterhaltsames Actionszenario drumherum - wenn auch kein mehr oder weniger makelloses wie im Falle des durchweg packenden "Man on Fire". In jedem Falle aber ist die Geschichte von Kopfgeldjägerin Domino, glaubhaft verkörpert durch sexy Keira Knightley ("Fluch der Karibik"), eine Ecke komplexer ausgefallen als bei Denzel Washingtons kompromisslosem Rachefeldzug durch halbMexiko. Vielschichtige Charaktere sind hierfür jedoch ebenso wenig der Grund wie eine sonderllich innovative Geschichte. Nein, es ist vielmehr Scotts komplizierter Erzählstil, der hier mitunter mal für leichte Mißstimmung beim Zuseher sorgt. Rückblickend in Form eines Verhörs erzählt wird man von Scott im Laufe der zweistündigen Handlung doch mit so mancher Finte bedacht, was zwar einerseits recht nett umgesetzt ist, indem die Handlung einfach "zurückgespuhlt" wird und ein alternativer Szenenausgang die Story wieder in sinngebende Bahnen lenkt, andererseits nervt genau dies spätestens beim zweiten Einsatz dieses Stilmittels schon ein Stück weit, legt man sich doch andauernd krampfhaft Erklärungen zurecht, konzentriert sich mehr auf deren Ausgestaltung und Vernetzung als auf den weiteren Filmverlauf, nur um dann unvermittelt zu erfahren, daß alles nur eine erzähltechnische Finte gewesen ist.
Neben dieser etwas überzogent wirkenden Verwirrtaktik Scotts störte mich aber auch das Tempo der Handlung passagenweise. Besonders in der ersten Filmhälfte hätte man sich u.a. rund um Talkmaster Jerry Springer locker 20 Minuten kürzer fassen können, ohne daß es dem Handlungsfluss merklich geschadet hätte. Womöglich wäre auch der Wegfall einiger Nebencharaktere, Stichpunkt Führerscheinausgabestelle, nicht vollkommen verkehrt gewesen. Der allgemeinen, logischen Nachvollziehbarkeit wäre es zweifelsfrei zu Gute gekommen...
Ist das Kopfgeldjägerteam um Haudegen Mickey Rourke incl. begleitendem Kamerateam aber erstmal auf Tour, macht "Domino" doch ziemlich Spass. Actionszenen sind zwar eher spärlich gesäht aber nicht zuletzt einige humorige Szenen sorgen für angenehmen, stets totschick inszenierten Kurzweil. Wenns dann aber kracht und selbst Dominos weibliche Reize die Situation nicht zu lösen vermögen, dann schepperts richtig im Karton! Blutige Einschüsse, gebrochene Nasen und eine heftige Spontan-Armamputation mittels Schrotflinte garantieren einen beachtlichen Härtegrad. Beim sehenswerten Finale hoch über den Dächern von Las Vegas scheint sich Scott schließlich bei seinem eigenen Kultfilm "True Romance" bedient zu haben, denn die Parallelen sind mit verschiedenen, in einem Penthouse aufeinander feuernden Parteien und nicht unähnlichen Kameraeinstellungen nicht von der Hand zu weisen. Sieht aber freilich auch hier sehr fett aus und zur Krönung darf zu guter leztzt noch ein FBI-Helikopter den Ort des Geschehens aus allen Rohren feuernd umkreisen, bevor eine riesige Explosion dem bleihaltigen, hektisch geschnittenen Treiben endgültig ein Ende bereitet.
Fazit: Ein absolut sehenswerter, überzeugend gespielter Actionthriller mit Charme und gewohnt fetziger Videoclipoptik. Keira Knightley agiert stark, ebenso wie die mal mehr mal weniger psychopathischen Teamkollegen. Mickey Rourke bleibt zwar blasser aber als erfahrener und beinharter Kopfgeldjäger macht er jedoch immer eine mindestens solide Figur.
Aufgrund einiger unnötiger Verkomplizierungen und einer etwas zu hoch ausgefallenen Lauflänge scheitert "Domino" leider knapp an der 7-Punkte-Hürde. Ich persönlich hätte mir zudem einen Tick mehr Action erwartet...