Review

Edelactioner in Hochglanzbildern von Actionguru John Woo

Story:
Agent Sean Archer (John Travolta) jagt seit Jahren den Terroristen Castor Troy (Nicolas Cage), der einst seinen Sohn tötete. Nach einer wilden Verfolgungsjagd auf einem Flughafen gelingt es Sean den Terroristen zu stellen. Der wird dabei schwer verletzt und fällt ins Koma. Pech, dass Castor noch eine Bombe in der Stadt versteckt hat. Sean lässt sich zu einer Operation überreden, bei der er mittels plastischer Chirurgie Castors Gesicht aufgenäht bekommt. Er soll nun als Castor aus dessen im Knast sitzendem Bruder den Ort der Bombe herausbekommen. Doch etwas läuft schief. Castor erwacht aus dem Koma, lässt sich zu Sean umoperieren und tötet alle, die von der Operation wissen. Nun steckt der richtige Sean tief in der Klemme.....
Nie wurde ein Rollentausch so virtuos wie hier inszeniert. Travolta spielt Cage und Cage spielt Travolta. Mit viel Humor auf Travoltas Seite und mit vielen Emotionen auf Cages Seite kämpfen sich die beiden Hauptdarsteller durch jede Menge Schiessereien. Dabei lässt Woo tief in das Privatleben der beiden Hauptcharaktere dringen. So unglaublich es auch klingt, die beiden ärgsten Feinde bringen dabei das Privatleben ihres Todfeindes teilweise wieder in Ordnung. Dabei wird für Woo untypisch viel Wert auf die Darstellung des Umfelds gelegt. Eine noch größere Prise Action hätte dem Film ganz sicher gut getan.

Musik:
Die instrumentale, für einen Actionfilm recht ruhige, Musik zeigt den Film glänzt ebenfalls und vollendet diesen Actionthriller. Beruhigend cool und atmosphärisch taucht sie den Zuschauer in ein wohliges Gefühl und ist dabei in keiner Weise so heroisch und aufdringlich wie zum Beispiel in „The Rock“. Ein eigensinniger typischer Woo Stil.

Atmosphäre:
Der Film überzeugt auf vielerlei Ebenen. Die Schiessereien sind aber sicherlich das Aushängeschild des Films. Niemand beherrscht diese Zeitlupenästhetik wie John Woo. Die Zeitlupenszenen, in denen man Personen durch die Luft fliegen sieht, während sie schießen und man die Patronen zu Boden fallen sieht, sind spannender als so manche Echtzeitschiesserei. Man erlebt hier die aus Filmen wie „The Killer“ und „Hard Boiled“ bekannte Perfektion, die Woo berühmt machte. Aber auch in anderen Actionszenen wie zum Beispiel der finalen Verfolgungsjagd in den beiden Schnellbooten hat der Film einiges zu bieten. Spannend und spektakulär von Anfang bis Ende. Während dessen verliert der Film aber nie die beiden Hauptfiguren aus den Augen. Beide sind in ihren Rollen nicht wirklich glücklich, aber machen das Beste daraus. Das Psychoduell ist grandios, während Sean versucht seine Unschuld zu beweisen holt Castor seinen Bruder aus der Haft und lässt ihn gegen Sean aussagen. Aber in einem packenden Gefängnisausbruch flieht Sean. Das ist nur einer der Actionhöhepunkte des Films, in dem man selten zu Atem kommt. In meinen Augen wurde aber das Leben Seans mit Tochter und Frau ein wenig zu detailliert dargestellt. In diesem Stück geht dem Film ein wenig die Luft aus. Bei Castors Leben hat Woo wesentlich mehr Fingerspitzengefühl bewiesen. Der absolute Höhepunkt des Films ist, dass Gespräch vor dem Spiegel und das darauf folgende Duell. Alles in hochgestylten Bildern, das einem schier die Augen rausfallen.

Schauspieler:
John Travolta spielt hier ursprünglich den Polizisten Sean und stellt ihn als traurigen, gebrochenen Workaholic da, muss sich aber schnell zum Lebemann wandeln, den er hinreichend in „Broken Arrow“ oder erst kürzlich in „Passwort: Swordfish“ wieder verkörpern durfte. Für ihn so was wie die Idealrolle die ihm wie auf den Leib geschrieben ist. Immer witzig, wobei man nicht weiss wo bei ihm der Wahnsinn anfängt. Grandioser Wandel.
Nicolas Cage spielt anfangs den Terroristen Castor, bis er dann in Seans Rolle schlüpft. Sein cooler Auftritt am Flugzeug gehört bestimmt zu den besten Auftritten eines Bösewichts. Aber auch als verletzlicher, alleingelassener Cop gibt Cage eine gute Figur ab. Wie sich beide Darsteller ergänzen ist klasse. Jeder lässt genug Platz für den anderen.

Fazit:
Woo kehrt nach „Broken Arrow“ größtenteils wieder zu seinem Ursprungsstil zurück und verpackt ihn in hollywoodtypische Kost. Die Actionszenen werden in perfekten Bildern wiedergegeben und die beiden Hauptdarsteller spielen grandios. Perfektes Actionkino made in America. Auch wenn es leider nicht ganz an alte Woo Zeiten heranreicht. Über ein paar kleinere Längen kann man dabei hinwegsehen.

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