Was für ein Gesellschaftsdrama von Luc und Jean-Pierre Dardenne!
In "L'Enfant" dreht es sich um ein junges Pärchen, das einen Sohn bekommen hat. Bruno (Jérémie Renier), der Vater des Kindes, ist ein Herumtreiber. Er hat keinen festen Wohnsitz, nur ein Versteck unter der Brücke. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit kleinen Gaunereien. Er bettelt oder klaut. Dieses "Geschäft" betreibt er mit Steve (Jérémie Segard).
Bruno geht allerdings zu weit. Er verkauft seinen Sohn! und das für 5000 Euro...als er, keiner Schuld bewußt, dies seiner Freundin Sonja (Deborah François) erzählt und auch noch damit prahlt, dass er nun Geld gemacht hat für beide, klappt diese auf der Stelle zusammen. Bruno bringt sie ins Krankenhaus. Als sie wieder auf dem Damm ist, zeigt sie den Vater ihres Kindes bei der Polizei wegen Entführung an. In der Zwischenzeit hat Bruno allerdings sein Kind wieder von den Menschenhändlern zurück geholt. Das Problem ist nur, dass er diesen nicht nur die 5000 Euro zurückgeben musste, sondern nochmal bei ihnen mit 5000 Euro in der Kreide steht...erschwerend hinzu kommt auch noch, dass Sonja nichts mehr von ihm wissen will. Er ist nun völlig mittellos und allein auf der Welt! Eine wirklich traurige und erschreckende Vorstellung...als der nächste Coup mit Steve schief geht und dieser von der Polizei geschnappt wird, lässt sich Bruno freiwillig verhaften und legt ein Geständnis ab, dass er der Kopf der Bande ist...Bruno wird ins Gefängnis gesteckt!! Abgerundet wird der Film durch den Besuch von Sonja im Gefängnis...
"L'Enfant" ist ein sehr gesellschaftskritisches Drama. Der Film zeigt unverblümt die Schattenseiten der Welt. Er beschreibt am Anfang ein Leben, das man sich eigentlich überhaupt nicht vorstellen will, nämlich fast mittellos zu sein, in dem aber Sonja trotz aller widrigen Umstände glücklich ist. Sie hat ihren Freund, den sie liebt, und ihren gesunden Sohn...
Im weiteren Verlauf zeichnen die Regisseure dann eine gesellschaftliche Skrupellosigkeit, die wohl nicht weit aus der Realität gegriffen ist! Und das nicht nur in Belgien, sondern wohl auf der ganzen Welt...es ist schon erschreckend, mit wie wenig Emotionen Bruno sein Kind für 5000 Euro einfach verkauft...und für was?? dass er vielleicht eine sinnlose neue Jacke kaufen kann, über die er sich viel mehr gefreut hat, als über sein eigenes Kind!
Mich hat dieser Film sehr bewegt, weil dieses Thema der Mittellosigkeit und der Skurpellosigkeit immer mehr in unser aller Leben tritt. Es ist ein Film, der wohl schon irgendwo ein Film bleibt, allerdings auf jeden Fall einen ernsten Beigeschmack hat und zum Nachdenken anregen sollte...doch wie will man verfügen, dass Eltern ihre Kinder lieben müssen bzw. wie will man die ansteigende Skrupellosigkeit verhindern?
8/10 Punkte