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In der Bibliothek des Landsitzes Gossington Hall des Ehepaars Bantry entdeckt das Dienstmädchen eines Morgens die Leiche einer unbekannten, jungen Frau, von der sich niemand erklären kann, wie sie dorthin gekommen sein könnte. Damit ihr Mann Arthur vor der Polizei nicht als möglicher Verdächtiger dasteht, informiert Dolly Bantry prompt ihre alte Freundin Jane Marple, die mit ihrem wachen Verstand die mysteriösen Tathergänge aufdröseln soll. Derweil wird die Tote von ihrer Cousine Josie Turner als die 18jährige Eintänzerin Ruby Keene identifiziert, die in dem Küsten-Hotel Majestic Hall angestellt gewesen ist. Miss Marple und Dolly unternehmen daraufhin einen "Erholungs-Trip" zum Majestic, um auf eigene Faust Nachforschungen in der Sache anzustellen. Ein passendes Motiv ist schnell gefunden, denn der wohlhabende und gesundheitlich angeschlagene Conway Jefferson, der aktuell in dem Hotel zu Gast ist, hatte den Entschluss gefasst, die Ermordete zu adoptieren und dieser sogar sein Vermögen zu hinterlassen, wovon die übrigen Erben natürlich alles andere als begeistert gewesen sind. Da taucht in einem Steinbruch plötzlich eine zweite Leiche auf, die in ihrem Wagen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist... 20 Jahre zuvor gab es bereits eine ziemlich akkurate Adaption des zugrundeliegenden Agatha Christie-Romans als Mehrteiler innerhalb der BBC-Serie mit Joan Hickson in der Rolle der Miss Marple und so bietet es sich doch an, jene zum Vergleich mit diesem Auftakt für eine Reihe von Fernsehfilmen des Senders ITV heranzuziehen, in denen nun zunächst Geraldine McEwan die Titel-Detektivin verkörpert. Nun ja, mit der besagten früheren Verfilmung kann diese 2004er-Version von "Die Tote in der Bibliothek" fairerweise alleine schon deshalb nicht wirklich mithalten, weil sie Laufzeit-mäßig - statt entspannte zweieinhalb Stunden zu gehen - auf knappe 95 Minuten beschränkt ist, deshalb kräftig das Erzähl-Tempo anzieht und damit in ihren Story-Entwicklungen und Szenen-Folgen bisweilen ein wenig gehetzt wirkt... was schlussendlich darin resultiert, dass dem Zuschauer da einige Zusammenhänge und Hinweise nicht immer ganz so klar vermittelt werden, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Geraldine McEwan spielt ihre Miss Marple derweil nicht so humorig wie einst Margaret Rutherford und auch nicht so sehr im Sinne der Autorin wie Joan Hickson, sondern mehr als nette, alte Krimi-Oma à la Angela Lansbury in "Mord ist ihr Hobby", was man zwar okay finden kann, aber der Figur an sich nicht wirklich gerecht wird. Das gesamte Ambiente gibt hingegen schlichtweg Rätsel auf, denn während man sich aus den Dialogen erschließen kann, dass das Ganze sieben Jahre nach Kriegsende und damit wohl irgendwann in den frühen 50ern spielen soll, vermitteln einem Kostüme und Ausstattung mal eher das Gefühl, noch in den 1930er Jahren festzustecken... und so ist die 1984er-Verfilmung mit Hickson doch einfach die bessere und stimmigere, auch wenn das alles innerhalb des gediegenen Rahmen einer routinierten britischen TV-Produktion natürlich immer noch für ein gewisses Maß an Entertainment sorgt. Ach ja, dass die Auflösung hier abgeändert und sogar um eine lesbische Liebschaft erweitert wurde, dürfte Christie-Puristen ziemlich gegen den Strich gehen, sorgt aber zumindest bei Kennern für einen kleinen Überraschungsmoment und verleiht dieser Version von "Die Tote in der Bibliothek" ein wenig mehr Daseinsberechtigung, als den x-ten Adaptionen von "Zehn kleine Negerlein" oder "Mord im Orient Express", die geradezu sklavisch an der Vorlage kleben...

5/10

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