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Der allseits unbeliebte ehemalige Colonel Protheroe kündigt aufgrund der Vermutung, dass Kirchengelder veruntreut wurden, eine Buchprüfung bei Reverend Clement, dem Vikar von St. Mary Mead, an. Unterdessen unterhält Protheroes jüngere, zweite Ehefrau Anne mehr oder minder heimlich eine Affäre mit dem Künstler Lawrence Redding, der das Gartenhäuschen des Vikars gemietet hat und dieses nun als Atelier nutzt... unter anderem auch, um dort schlüpfrige Bilder von Lettice Protheroe, der 17jährigen Tochter des Colonels, zu malen, was diesem natürlich arg gegen den Strich geht. Da es aber noch genügend weitere Dorfbewohner gibt, die dem alten Griesgram nicht wohlgesonnen sind, verwundert es nicht wirklich, als dieser erschossen im Arbeitszimmer des Pfarrhauses aufgefunden wird... seltsam ist lediglich, dass sowohl Redding als auch Anne unabhängig voneinander die Tat gestehen, was die Aufklärung des Falls für Detective Inspector Slack nicht unbedingt leichter macht. Zum Glück gibt es da Miss Marple, die zum Zeitpunkt des Mordes mit einem verknacksten Fuß in ihrem Garten gesessen und darum einen guten Blick auf das Treiben rund um das Pfarrhaus hatte, die mit ihrem scharfen Verstand dem wahren Täter schließlich auf die Schliche kommt... Die literarische Vorlage von Agatha Christie markiert - nach einigen bereits zuvor veröffentlichten Kurzgeschichten - den ersten Auftritt von Miss Marple in Roman-Form und hat alleine deshalb schon einen besonderen Stellenwert im Œuvre der berühmten Krimi-Autorin, doch diese vorliegende TV-Adaption ist allenfalls aufgrund ihrer eindrucksvollen Besetzung bemerkenswert: Jason Flemyng, Janet McTeer, Herbert Lom, Miriam Margolyes und Derek Jacobi geben sich als bekannte Namen hier ein Stelldichein, was darauf schließen lässt, dass die ITV-"Miss Marple"-Serie damals durchaus als prestigeträchtig erachtet worden sein muss (und was dann auch für eine Emmy-Nominierung der gesamten ersten Staffel in einer der acht Millionen Kategorien, durch die eh keiner durchblickt, resultiert hat). Anders als bei der ersten Episode "Die Tote in der Bibliothek", die inhaltlich sofort Gas gegeben hat, lässt der titelgebende "Mord im Pfarrhaus" hier ganz schön lange auf sich warten, was bedeutet, dass der Betrachter sich da zunächst durch viel melodramatisches Gedöns quälen muss, bevor dann in der zweiten Hälfte der Laufzeit die eigentlichen Ermittlungen leider ein wenig überhastet abgehandelt werden, was mal wieder zur Folge hat, dass sich so manche Schlussfolgerung Miss Marples einem mal wieder nicht unbedingt logisch erschließt... tja, schade drum, denn genau da liegt doch der eigentliche Reiz an der Sache, oder nicht? So wirklich nachvollziehbar ist die Herleitung der Auflösung - auf die man als Zuschauer übrigens im Leben nicht kommen kann - da nämlich nicht, wenn Miss Marple da nicht mal fünf Minuten vor Schluss 'ne spontane Eingebung hat, die sich halt als korrekt herausstellt. Recht hübsch und relativ aufwendig ist hingegen wieder das Ausstattungs-technische Drumherum, welches "Mord im Pfarrhaus" zumindest formal glänzen lässt. Für mich persönlich ist Julie Cox als junge Miss Marple in der Eingangs-Sequenz und den Rückblenden ins Jahr 1915 übrigens eher 'ne Fehlbesetzung, denn die kommt viel zu jugendlich rüber und hat es mir schwer gemacht, ob der bereits sichtlich über 70jährigen Hauptdarstellerin Geraldine McEwan das Spieljahr der Handlung wie angedacht in den frühen 50er Jahren zu verorten. Auch hier kann man ergo der BBC-Version mit Joan Hickson aus den 80ern, deren Ambiente einfach stimmiger ist, den Vorzug geben...

5/10

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