3
Schach- und Rededuelle und die Fingeramputationen finden nur offscreen statt - wohl nur so ist ein Folterdrama für den Mainstream akzeptabel und erträglich. Die ewigen Verhöre werden aber schnell ermüdend und drehen sich eh immer im Kreis. Hinzu kommt das völlige Fehlen einer Sympathiefigur: Laurence Fishburne möchte man in seiner Rolle am liebsten sofort den Hals umdrehen, die verschleierte Frau bleibt unnahbar und selbst für die idealistische Hauptfigur, das Opfer, kann man nur wenig Mitgefühl oder Verständnis aufbringen. Der Film ist auch nicht gerade hilfreich für die Völkerverständigung, weil er hauptsächlich üble Vorurteile gegen die Menschen im Nahen Osten bedient. Ironisch ist dabei nur Colm Meanys Part: Als Chief O'Brien hätte er auf der Enterprise über feindliche Aliens wohl ähnlich abwertend gesprochen. Der Gaga-Twist am Ende will den Zuschauer wohl um jeden Preis überraschen.
7
Bei "Five Fingers" sollte man unbedingt darauf achten, dass man die amerikanische Tonspur mitgekauft hat. Ryan Philippe als Martijn erleidet in der deutschen Synchronisation eine katastrophale Charakterverflachung, was daran liegen kann, dass Synchrosprecher heutzutage nur noch ihre unmittelbaren Sprechparts vorgelegt bekommen und keinen Überblick über die gesamte Handlung mehr haben. Ryan Philippe blüht ja auch erst im Zusammenspiel mit Laurence Fishburne so richtig auf, während die Szenen mit seiner marokkanischen Freundin in Holland reichlich klischeehaft und blutarm geraten sind.