Europa zur frühen Neuzeit. Klara und Isabel, zwei jüdische Schwestern, flüchten als zwangskonvertierte Katholiken vor der spanischen Inquisition nach Venedig, von wo aus Donna Isabel die gemeinsame Weiterreise nach Istanbul plant, um dort ihren wahren Glauben leben zu können, während Donna Klara eher an Einbürgerung in der Stadt der Dogen denkt. Eine folgenschwere Intrige beschwört großes Unheil herauf...
"Secret Passage: Verrat in Venedig" bietet eine Dramatisierung der beschriebenen Thematik auf dem Niveau einer typischen Samstagabend-Herz-Schmerz-Schmonzette aus dem Öffentlich-Rechtlichen. Unterm Strich bedeutet dies, dass dem halbwegs qualitätsbewussten Zuschauer wohl am ehesten noch die geleckten Bilder ein wenig zu gefallen wissen dürften (es wurde u.a. an Originalschauplätzen in Venedig gedreht), wozu auch die passable Ausstattung und Kostümierung beiträgt. Inhaltlich ist aber äußerste Schonkost angesagt. Der Plot bleibt sogar fast noch unter der Komplexität einer Danielle Steel TV-Verfilmung zurück. Der im Titelzusatz beschworene Verrat (worin ja die eigentliche Tragik der Geschichte liegt) ist mit den amourösen Irrungen und Wirrungen der Protagonisten verwoben. Die religions- und ereignisgeschichtlichen Hintergründe (etwa die Bedeutung von Technologie-Klau zur Zeit der Renaissance) werden eher nur oberflächlich angerissen. Schade!
Leider, ja leider entstand dabei aber nicht einmal einigermaßen unterhaltsamer Kitsch, weil weder die Darsteller, noch die Regie und schon gar nicht die Drehbuch- oder Dialogschreiber mit wirklich gelungenen Einfällen glänzen konnten. Als Historienfilm fällt "Secret Passage" alleine schon durch den unpassend modernen Sprachgebrauch unangenehm auf. Gerade aber weil die Dialoge im Wesentlichen die Handlung tragen wäre hier deutlich mehr Tiefgang geboten gewesen. Auf pointierte oder scharfzüngige Rededuelle wartet man vergebens.
Die Inszenierung wirkt ziemlich statisch und einfallslos (ob Ademir Kenovic mal einen Volkshochschulkurs in Kunstgeschichte besucht hat? Dies würde vielleicht Plattheiten wie Klaras symbolischer Griff zum Zankapfel nach ihrem Schäferstündchen erklären...Erbsünde ick hör dir trapsen...). Die Performance der immerhin nicht ganz unerfahrenen Darsteller ist lustlos und hölzern. Handlung und Dialoge sind einfach nur seicht. Gerade die Darstellerin von Klaras Tochter wirkt dennoch restlos überfordert. Emotionen bringt sie vornehmlich dadurch zum Ausdruck, dass sie weit die Augen aufreisst und vor sich hin starrt.
Dazu gesellt sich eine noch bestenfalls zweckmäßige deutsche Synchro (exemplarisch sei die ausdruckslose Synchronstimme des Paolo genannt, die im krassen Gegensatz zu der oft reichlich überzogenen Mimik von John Turturro steht). Dem Film fehlt es von vorne bis hinten an Drive. Obwohl er keine Überlänge hat, fragt man sich angesichts etlicher breitgetretener Szenen, ob man einen unnötig überdehnten Director's Cut gesehen hat. So stellt sich alsbald das Gefühl ein, dass einem selbst dann nichts fehlen würde, wenn man das Ende des Films gar nicht mitbekommt. Dieses fällt ziemlich pathetisch aus und deutet gar eine mögliche Fortsetzung an.
Nur aufgrund der durchaus ansprechenden Optik noch 3 / 10 Gondeln für ein Rührstück, das leider weder anrührt noch unterhält.