Review

 Falscher Bekenner ist ein unaufgeregtes, ruhiges Drama, in dessen Mittelpunkt der junge Erwachsene Armin steht, der nicht weiß wer er ist, was er tun möchte und wohin er will. Dabei weist er im Bereich zwischenmenschlicher Kontakte und Kommunikation schon pathologische Verhaltensweisen auf. Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht bzw. sie steht nicht im Vordergrund. Je nach Persönlichkeit und psychischer Verfassung kann man diesen filmischen Lebensausschnitt eines andersartigen Menschen interessant, bedrückend oder amüsant finden - ich zumindest sehe das zum Teil verstörende Verhalten des Protagonisten durchaus mit Humor.

 Christoph Hochhäusler bietet mehr als ein typisches Sozialdrama, verstrickt sich jedoch auch nicht in künstlerischen Bildern, obschon Constantin von Jascheroff einen eher ungewöhnlichen Charakter verkörpert, dessen Wesen und Handeln leicht über der Realität zu schweben oder daneben zu verlaufen scheint (richtig sichtbar nur in den erotischen Phantasien, die von der realen Handlung kaum abzugrenzen sind). Das ist sehr dezent und gleichzeitig intensiv; stets ist deutlich zu spüren, daß etwas falsch läuft, und man weiß nicht, ob man sich unbehaglich fühlen oder ob Armins unbekümmerten (un)sozialen Verhaltens amüsiert sein soll (ich habe, siehe oben, meine persönliche Wahrnehmung schon deutlich gemacht).

 Zu der Geschichte an sich kann und möchte ich nicht viel sagen, da nicht das "was" den Film trägt, sondern das "wie" - einen klassischen Aufbau gibt es trotz Spannungsmomenten und einer Art Klimax nicht. Auch kann ich das gesellschaftskritische Moment und die Thematik einer perspektivlosen, gelangweilten Jugend, wie es User Arminowitsch anspricht, nicht sehen. Wenn dies tatsächlich Hochhäuslers Intention gewesen sein sollte, fände ich das sogar bedauerlich, denn dann handelte es letztlich um ein zwar gut inszeniertes, jedoch realitätsfernes (und letztlich artifiziell überspitztes) Sozialdrama mit biederer Aussage: Armins Verhalten ist weit entfernt davon, stellvertretend für eine Generation zu sein. Nein, ich interpretiere den Film auf oben genannte Weise und werde ihn auch weiterhin so rezipieren.

 Übrigens, wer mit Hochhäuslers Werken "Milchwald" und "Unter dir die Stadt" (der tatsächlich etwas abgehoben ist) nichts anfangen konnte, sollte hier dennoch einen Blick riskieren, es geht doch stark in eine andere Richtung.

Details
Ähnliche Filme