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Red-Eye-Flüge sind die spätesten Nachtflüge der amerikanischen Fluggesellschaften, die wegen der häufigen roten Augen als Ermüdungserscheinung der Passagiere so genannt werden. Wenn sich ein Horror-Altmeister wie Wes Craven dieses Themas annimmt, kann man im Grunde so gut wie alles erwarten. Umso erstaunlicher ist es dann, dass in diesem Film keine Monster, Geister oder Dämonen auftauchen - die einzigen Bösen sind Menschen mit mörderischen Absichten.


Lisa (Rachel McAdams), eine junge Hotelangestellte, ist auf dem Rückflug von Texas nach Miami. Am Flughafen lernt sie einen sympathischen jungen Mann namens Jack (Cillian Murphy) kennen, mit dem sie auch im Flugzeug weiter flirtet. Doch schon ziemlich schnell stellt sich heraus, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt.

Wes Craven hat in seiner langen Karriere Höhen und Tiefen durchlebt: Zeitlose Genremeisterwerke wie "A Nightmare on Elm Street" oder "Scream" sind unter seiner Regie ebenso entstanden wie Gurken à la "Das Ding aus dem Sumpf". "Red Eye" gehört dabei ganz klar zu seinen besseren Filmen: Er ist geradezu ein Musterbeispiel für gekonnt inszeniertes Hochspannungskino. Was als ruhige, charmante Romanze beginnt, entwickelt sich schlagartig zum kammerspielartigen Psycho-Thriller und mündet in ein fulminantes Action-Finale. Ein wichtiger Verdienst an dieser meisterhaften Spannungsentwicklung geht eindeutig auf Cillian Murphys Konto: Die Konsequenz und Intensität, mit der er vom niveauvollen jungen Mann zum gewissenlosen Psychopathen mutiert, schockiert zutiefst und macht deutlich, dass ihm alles zuzutrauen ist. Verstärkt durch die Enge der überfüllten Flugzeugkabine entwickelt sich so eine sogartige Spannung, die sich im Finale sogar noch steigert.

Angenehm ist dabei auch, dass "Red Eye" auf viele der üblichen Genreklischees verzichtet: Wenn Lisa einen Killer mit einem Jeep anfährt, dann steht der nicht - wie bei so vielen anderen Filmen - wieder auf (denn auch Profi-Killer sterben, wenn sie von einem Auto überfahren werden). Zwar gibt es noch die eine oder andere kleine Ungereimtheit und an psychologischer Tiefe fehlt es den Figuren auch. Diese Mängel werden aber von der gekonnten Inszenierung sehr gut überdeckt. Letztlich steht hier die Spannung im Mittelpunkt und die ist ausgezeichnet eingefangen.

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