Review

Auf dem Gebiet des Flossenhorrors (für mich) die klare #2. Die meisten ordnen Joe Dantes Klassiker ja so um die 6-7/10 ein, aber ne, damit kann ich mich so gar nicht anfreunden. Denn ich liebe diesen Film! Erstmals gesehen im niederen zweistelligen Alter, gefolgt von recht regelmäßigen Wiedersehen alle paar Jahre. Und jedes Mal staune ich, wie toll & knackig & rasant & unterhaltsam der Film doch ist & wie wohl ich mich fühle, wenn ihn schaue & wie gut die Emotionen nach all den Jahren immer noch kommen.

Wo beginnen? Vielleicht beim perfekten Casting. Unser "Helden"-Pärchen, ein raubeiniger "Alk-Hund" & eine energische "Wild-Katze" (welche mit ihrer impulsiven Art das ganze Chaos in Gang setzt), wird großartig von Bradford Dillman & Heather Menzies verkörpert. Nicht weniger toll sind allerdings die Nebenfiguren. Kevin McCarthy als engagierter Fisch-Forscher, Dick Miller als windiger Geschäftsmann, Paul Bartel als Möchtegern-Drill-Sergeant im Sommercamp, Bruce Gordon als Lasst-uns-die-ungute-Sache-vertuschen-Colonel, Barbara Steele als so arrogante wie kaltschnäuzige "Expertin", Shannon Collins als ängstliche Suzie (Dillmans Filmtochter), die im blutigen Trubel das Richtige tut & Keenan Wynn als bärtiger alter Einsiedler mit Hund & Strohhut, der seine Füße zur falschen Zeit im Fluss kühlt. Nicht zu vergessen Roger Richman & Janie Squire, die im stimmungsvollen Intro bei Vollmond durch den nebeligen Wald latschen & mit "Let's get wet!" die fatalste Entscheidung ihres jungen Lebens treffen, sowie Melody Thomas & Belinda Balaski als Aufseherinnen, die sich im Camp um die Kinder kümmern.

Wie wunderbar diese Figuren, die als klischeetriefende Stereotype eingeführt werden, dann zum Leben erweckt werden, ist bestimmt auch ein Verdienst von Joe Dante. Das sind Figuren, für die man etwas empfindet. Ein Musterbeispiel ist da etwa die von Balaski gespielte Betsy, die es mühelos geschafft hat, mir in ihrer begrenzten Screentime richtig ans Herz zu wachsen. Und das ist eine der großen Stärken des Films. Er hat Herz. Und Charme. Und Witz. Und Tempo. Und Biss. Und er verbreitet gleichzeitig ein Gefühl des puren Horrors, besteht die Bedrohung doch darin, lebendig gefressen zu werden. Angesichts der Preisklasse sind die Tricks (u. a. von Rob Bottin, Chris Walas & Phil Tippett) geradezu sensationell. In Kombination mit dem glaubhaft dargestellten Terror der Figuren, den gruseligen (Fress-)Geräuschen & Pino Donaggios zurückhaltenden, jedoch wirkungsvollen Score haben diese Szenen eine enorme Wucht.

Dante wäre nicht Dante, würde er nicht einige liebevoll-bissige Anspielungen einbauen. Jemand liest Moby Dick, im TV läuft The Monster That Challenged the World & unsere Heldin vertreibt sich die Zeit, indem sie das Jaws-Arcade-Game spielt. Im Labor gibt es eine kleine niedliche Kreatur, die nichts tut, außer cool herumzuschleichen & Betsy erzählt im Camp am Lagerfeuer eine Gruselgeschichte. Dank Ko-Autor John Sayles gibt es jede Menge gewitzte Dialoge, bei der Story rund um Mo Schneider muss ich sowieso immer grinsen & vom sardonischen Humor, der sich durchs Geschehen zieht, kann ich gar nicht genug kriegen. Und das Ende ist schlichtweg perfekt. "There's nothing left to fear", indeed. Ja, ich liebe diesen Film, deshalb bin ich der #1 des Flossenhorrors (Jaws, what else?) auch unendlich dankbar, denn ohne ihn würde es Piranha ja gar nicht geben.

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