Review

Von einem Film wie "Piranha" wirkliche Klasse zu verlangen, hieße mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es ist und bleibt ein kostengünstige Rip-Off vom "Weißen Hai", dem allein aufgrund der Tatsache, daß es einer von Joe Dantes ersten Filmen ist, halb kultische Verehrung entgegen gebracht wird.
Dabei ist er offensichtlich sogar als leichte Parodie des fischigen Vorgängers gedacht gewesen, denn die Eröffnungssequenz, in der noch nicht gezeigten Fische ein junges, in ihrem Becken schwimmendes Pärchen wegknuspern ist fast deckungsgleich bei Spielbergs Start-Opfer geklaut.
Daß wir bei diesem Film auf geistige Kapazität getrost verzichten können, beweisen schon die beiden Appetithäppchen, die in einem Sperrgebiet bei Dunkelheit mal eben in ein unbekanntes Becken jumpen.
Von da an erholt sich "Piranha" nicht mehr von seiner angeborenen Flachheit. Selten hat man zwei einerseits so sympathisch gezeichnete, aber gleichzeitig dumm und ungeschickt agierende Protagonisten gesehen wie Bradford Dillman und Heather Menzies.
Dillman gibt den brummigen Arbeitslosen, der, bei den Hinterwäldlern lebend, sich nur noch einen bechern will und das aber kräftig. Er sieht die ganze Zeit so aus, als ginge ihn das alles gar nichts an und würde ihn beim Saufen stören, was strenggenommen ja auch stimmt.
Heather Menzies schließlich ist der Prototyp der blöden TV-Serienschickse, wie sie bei "Magnum" schließlich zuhauf rumgelaufen sind. Beim Personensuchen angeblich klasse, bei anderen Themen so enervierend dödelig und kindlich ungeschickt wie nur eben möglich.
Die Nebendarsteller haben hier wenig zu sagen, ein unrasierter Kevin McCarthy hält solange dramaturgisch geschickt die Klappe, bis alles schon zu spät ist, um sich dann bei einer blödsinnigen Rettungsaktion verspeisen zu lassen. Dick Miller absolviert seinen üblichen Auftritt, ansonsten nur Pappklischee-Militärs und noch dümmere Polizisten, um das Filmchen zu strecken.
Denn Drive entwickelt sich hier an keiner Stelle. Da wird den Fluß auf einem Floß heruntergestackt, als hätte man alle Zeit der Welt und wüßte schon, daß in dieser taktisch geschickt beinahe menschenleeren Gegend der Reihe sämtliche Flußziele abgearbeitet werden müssen, als da wären a) alter Einsiedler, b) Jugendlager, c) Freizeitpark.
Das wird nacheinander ohne größere Spannungssteigerung (höchstens die Panik und das Gekreische erweitern sich) einfach abgespult, wie eine Auftragsarbeit, die es ja letztendlich auch nur war.
Da helfen auch zeitweise eingestreute krasse Effekte wie des Einsiedlers abgenagte Füße und eine Menge Filmblut im Wasser wenig, wenn die Fischattacken immer wieder von derselben Aufnahme heranrasender Kilerguppys begleitet wird. Die Fischattrapen rupfen dann zwar ordentlich an Körpern und Flößen herum, wirken aber stets wie geschickt eingesetzte Puppen. (Übrigens wird den Viechern eine beachtliche Geschwindigkeit zugetraut, fehlen nur noch Formel-1-Geräusche.) Nur schwankt ihre Freßfrequenz leider, wann immer es dramatisch notwenig wird. McCarthy z.B. sieht später noch relativ gut aus, wenn an ihm auch länger rumgesnackt wird, als an komplett abnagbaren Opfern vorher. Auch Dillman hält es mit den neuen Haustierchen länger aus, als laut Filmlogik gut für ihn gewesen wäre. (In diesem Zusammenhang ein schöner Lacher aus der Abteilung Schnitt und Dramatik: während Dillman taucht, soll Menzies bis 100 zählen. Zunächst läuft das noch ordentlich, dann erfolgt der Angriff auf Dillman, während Menzies in Zeitlupe weiterzumachen scheint, um dann, kurz bevor es unrealistisch wird, in Zeitraffer bei 100 anzukommen und loszufahren.)
Vielleicht wars auch einfach die falsche Entscheidung, "in Fischen zu machen". Das kleine Stop-Motion-Monster, daß ohne weitere Erklärungen in dem Militärlabor herumschleicht (seine Kumpels sind noch im Glas), ist viel interessanter als die bissigen Kollegen von der Aqua-Front. Leider taucht es später im Film nicht mehr auf, was ursprünglich sogar geplant gewesen ist.
Auf die Schlußaussage, daß die Gefahr nun endlich vorbei wäre, hätte dieses (inzwischen zu riesenhafter Größe herangewachsene) Exemplar gemütlich am Strand hocken sollen, wo die nächste Panik fällig gewesen wäre. Leider war zu diesem Zeitpunkt das Budget aber schon leergeräumt, weswegen man lediglich mit dem dazugehörenden Sonnenuntergang abgespeist wird. Aber dafür kann ja Dane nichts.
Für ihn war es der Start in eine interessante Karriere als Regisseur, für uns bleibt nur ein recht bekannter Klischee-Tier-Horror aus der 70er-Welle, der sogar noch ein paar Nachzieher an Land spülte.
"Piranha" taugt (entgegen anderer Meinungen) definitiv nicht als Partyfilm. Dafür ist er zu leer, zu gestreckt und es mangelt an Dantes späterer triefender Ironie, als Nachzieherkuriosität zum weißen Hai ist er der Vollständigkeit halber ansehbar.
Aber mir fällt kein Grund für ein zweites Mal ein. (3/10)

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