Wie der filmische Feminismus seinen Anfang nahm
Wenn man sich mit Gleichberechtigung, Frauenrechten und Feminismus im Film beschäftigt, muss das mittellange Werk "Das besonnene Lächeln der Madame Beudet" von 1923 eigentlich immer die erste Starion sein. Seiner Zeit voraus, aus einer Zeit in der Gleichberechtigung noch ohne zu übertreiben ein Fremdwort war, zudem von einer Frau gemacht und mit realistischem Anti-Happy End für unsere wortwörtlich lebensmüde Madame Beudet. Das nenne ich mal Filmemachen mit Eiern. Eierstöcken in diesem Fall. Erzählt wird von einer deprimierten, unglücklichen und unterdrückten Hausfrau, die gegensätzlich und ironisch zum Filmtitel eher selten etwas zu lachen hat und einen drastischen Ausweg zu wählen scheint, der ihrem (gar nicht mal übermäßig) tyrannischen Mann teuer zu stehen kommen könnte...
Dies ist keine Inhaltsangabe, sondern schon die komplette Handlung. Heutzutage hätte man Gleiches erzählerisch in einem Drittel der Zeit hinbekommen, technisch wirkt der Film trotz etlicher Kniffe natürlich angestaubt und die Figur der Madame Beudet wirkt doch arg passiv und manchmal sogar grundlos hoffnungslos. Und doch findet man Gründe für ihren Zustand, wenn man gehst hinschaut, auf Details achtet und den Film als eines der wichtigeren filmischen Dokumente seiner Zeit einordnet. Technisch durchaus Trends setzend (Kameratricks, Stilkombinationen), charakterlich in gerade für diese Zeit erfreulich realistischen Grauzonen und mit einer grundsätzlichen Botschaft, die wohl immer aktuell bleiben wird. Irgendwann dann vielleicht nicht mehr nur für Frauen, was ja schon ein Fortschritt wäre... Jedenfalls ist es kein Wunder, dass "Madame Beudets sonniges Lächeln" noch immer in Filmschulen Pflichtprogramm ist!
Fazit: stilvoll, bedeutungsvoll, wichtig, fortschrittlich - der erste filmische Schritt des Feminismus. Madame Beudet ist die originale tragische Heldin der Kinogeschichte, des filmischen Alltags. Zum Glück gibt es heute mehr Lösungen aus tiefem Unglück zu entkommen... oder doch nicht?