BELFAST -- TAGE DES TERRORS
Anhand einer irischen Familie wird das Bild von Belfast zu Zeiten des IRA-Höhepunktes vorgestellt: Englische Soldaten an jeder Ecke, Heckenschützen, Bomben, eine verarmte Bevölkerung mit der unverhohlenen Symphatie für eine Bewegung, die aus den Fugen geraten ist, Kinder, die durch ihre gesamte Umwelt und die alltägliche Gewalt fanatisiert sind, Hass und Angst auf beiden Seiten und dazwischen Leute, die einfach nur ihr Leben leben wollen und hineingezogen werden in einen Strudel der Gewalt. Eine Tat führt unweigerlich zur anderen, eine Handlung zieht eine umso erbitterte nach sich. Egal für welche Seite man sich entscheidet -- es ist die falsche.
Das deutsche Videocover von "A Quiet Day in Belfast" (Originaltitel) ziert eine äußerst kitschige und schlecht gezeichnete Amazone in Tarnklamotten, bewaffnet mit Maschinengewehr und Handgranaten, die mit entschlossenem Blick den Union Jack durchbricht. Besser kann man diesen durchaus löblichen Versuch, dem Bürgerkrieg gerecht zu werden, nicht kaputtmachen. Im Backcover-Text wird zudem eine Vergewaltigung "angepriesen", was eine glatte Lüge darstellt (eine Frau wird geteert und gefedert -- schwer vorstellbar, daß sich jemand nach dieser Behandlung an der Frau vergriffen hat, was übrigens auch mit keiner Silbe im Film erwähnt, geschweige denn gezeigt wird). Die reißerische Aufmachung zeigt, daß die Leute vom Verleih die Intention des Regisseurs, Gewalt zu entlarven nicht ansatzweise verstanden haben. Wohl gibt es einige ziemlich heftige Bilder zu sehen, viele aufgerissene Leichen, aus Hälsen spritzendes Blut und abgesprengte Gliedmaßen, aber deswegen muß man einen Film nicht gleich wie die mittelmäßigste Actiongülle vom Grabbeltisch vermarkten. Der Film ist zwar nicht gerade ein Meisterwerk, aber die Schauspieler machen ihre Sache nicht schlecht, Schnitt und Drehbuch sind in Ordnung, ein Spannungsbogen, der funktioniert, ist vorhanden und man hat es geschafft, den Kern der Sache rüberzubringen: Ein (immer noch aktueller, siehe Palästina, Irak) langjähriger Konflikt, der irgendwann mal als (verständlicher?) Freiheitskampf begann und in ein amoralisches und vollkommen sinnloses Rachegemetzel endet.
7 von 10 Punkten