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Zum 50. Todestag von James Dean habe ich ihn endlich mal gesehen - den ersten und einzigen Film, der zu Lebzeiten des großen Idols herauskam und ihn schon auf der Höhe seines Könnens präsentierte : "Jenseits von Eden" von Elia Kazan, basierend auf einem Roman von John Steinbeck.

Wenn Jimmy Dean etwas begonnen hatte, dann machte er es auch richtig und ein erster Eidnruck für die Welt war seine Darstellung des jungen und rebellischen Caleb, der stets im Gegensatz zu seinem braven und zielstrebigen Bruders Aaron steht.

Wie Elia Kazan später bemerkte, tat sich Dean schwer mit der Rolle des zu führenden Schauspielers - doch brachte er stets seine eigenen Ideen auf eine Art und Weise ein, die den Regisseur schon von Beginn an auf dessen Seite zog.

Der Farmerssohn Cal hat seinem Vater, einem erfolgreichen Farmer, niemals geglaubt, dass die Mutter seines Bruders Aaron und ihm nach der Geburt gestorben ist und er spürt sie schließlich in dem kleinen Fischerort Monterey an der Küste auf. Dazu nimmt er stets den beschwerlichen Weg von Salinas auf dem Dach eines Güterzuges auf sich, um endlich für sich selbst den Beweis zu erbringen, dass sein Vater ihn jahrelang belogen hat.
Doch seine Mutter, die inzwischen ein erfolgreiches Bordell führt, ist zu Beginn alles andere als angetan von seinen Schnüffeleien und lässt ihn kurzerhand rauswerfen, bevor er mit ihr reden kann.
Cals Ideen beeindrucken seinen Vater scheinbar wenig und auch die Mädchen, die ihm scharenmweise zu Füßen liegen würden, ignoriert er, um endlich zu erreichen, dass jemand stolz auf ihn sein kann.
Als sein Vater eine Menge Geld bei einer riskanten Salat-Transport-Idee verliert, sieht er seine Chance gekommen und leiht sich Geld bei seiner Mutter, um erfolgreich in das Kriegsgeschäft mit Bohnen einzusteigen und seinem Vater so das Geld wiederzubeschaffen.
Seine einzige Verbündete im Geiste findet er dabei in seiner Beinahe-Schwägerin Abra, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen versteht, was in dem Jungen vorgeht und wie er sich nach der Liebe seines Vaters sehnt.
An dessen Geburtstag gibt er sich die größte Mühe, diesen mit seinem erwirtschafteten Geld zu beeindrucken, doch wieder einmal hat Aaron mit der Bekanngabe seiner Verlobung die Nase vorn.
Als darüber hinaus auch noch sein Geld abgewiesen wird, da es aus Kriegsgeschäften stammt, trifft Cal eine folgenschwere Entscheidung, die alles verändert...

Eine tiefe Tragik zieht sich gleich von Beginn an durch die Geschichte und speziell durch die Figur des Caleb, der rastlos über 110 Minuten auf der vergeblichen Suche nach Anerkennung ist. Dabei macht das Drehbuch nicht gleich eine Sympathiefigur aus ihm, denn da er in der Zeit 1917, wo der Film spielt, eher nach seiner Mutter kommt, die alles andere als bibeltreu ist und ihr Vermögen mit der Vergnügungssucht der hohen Herren gemacht hat und der Farmer stets den Eindruck aufrecht erhält, sein Sohn sei ein Taugenichts und schlecht und gemein, stellt sich der Zuschauer sicher zunächst auf die Seite des rechtschaffenen Aaron, der ein guter Schüler aber letztlich ein Langweiler ist.
Die Brüder kommen trotzdem sehr gut miteinander aus, bis Abra ihre Zuneigung zu Cal entdeckt und sich Aaron betrogen fühlt.
James Dean bekommt den unverstandenen und rebellischen Jüngling mit einer Intensität hin, die sicherlich auf seiner eigenen Person beruhte.
Auch als der Mensch Jimmy Dean, der sich zeitlebens hin und hergerissen fühlte zwischen seinem Willen, alle von sich zu überzeugen, seinen Hang zum Risiko und seiner früh verstorbene Mutter und seinem ihn verlassenden Vater, ist Cal derjenige, von dessen Schicksal der Film lebt.
Schließlich ist es um den Zuschauer geschehen als Abra erkennt, dass Cal keineswegs ein schlechter Mensch sondern ein Junge auf der Suche nach Anerkennung und Liebe ist und wer sich selber ein bißchen in die Lage versetzen kann, weiß, welch schwere Arbeit es ist, dies zu schaffen.
Zu Gute halten ist der Umsetzung natürlich außerdem, dass in der damaligen Zeit noch keine unrealistischen Happy-End Szenarien in Hollywood Einzug gehalten hatten wie das heutezutage der Fall ist - der Gedanke an ein Remake verbietet sich hier von selbst!

Wenn der tragische Autounfall Deans Leben nicht so vorzeitig beendet hätte - was hätte aus ihm werden können - ein Robert De Niro, A Pacino, Marlon Brando? Oder einfach nur ein Mann, der die Höhepunkte seiner Karriere nicht nur vor sondern auch hinter der Kamera gehabt hätte?
Man mag spekulieren soviel man will - fest steht, mit James Dean hat die Filmwelt einen großartigen Schauspieler verloren, der mit nur drei Filmen zu zu Recht zu Weltruhm gelangt ist und nicht zu vergleichen ist mit heutigen "Überfliegern" wie Leonardo Di Caprio oder Keanu Reeves, die ihren Teen-Status nicht immer in eine großartige Dartellungskunst verwandeln können.
Dabei beruht sein Status eigentlich auf dem Mythos hinter dem Schauspieler, seinem eigenwilligen und unkonventionellen Verhalten, seiner unklaren Sexualität und seiner eigenbrödlerischen Art. Zugegeben, alles Dinge, die sich in der heutigen Medienwelt nicht lange im Schatten hätten halten können und den Mythos wahrscheinlich entmystifiziert hätten aber dahinter stand ein unsicherer junger Mann, der hart an seiner Kunst arbeitete und mit voller Überzeugung dahinter gestanden hat. Die Idealbesetzung für "Denn sie wissen nicht was sie tun", "Giganten" und natürlich "Jenseits von Eden".
Es stellt sich die Frage, nahm Dean seine Rollen so ernst, dass er mit ihnen verschmolz oder waren sie ihm einfach auf den Leib geschrieben - das ist Nebensache, denn der Zuschauer wird derart überzeugt, dass man auf rein künstlerischer Ebene einfach mitfühlen MUSS, der Mensch hinter dem Mythos bleibt zum größten Teil eine Spekulation, die wohl auf ewig fortlebt - Jimmy Has Left The Building!

"Jenseits von Eden" ist eine großartige Parabel auf enttäuschte Erwartungen, Liebe, Vertrauen und die Rastlosigkeit der Jugend - noch immer zeitgemäß und berührend - selbst nach 50 Jahren!

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