Ein neuer Film von Tsui Hark, das ruft heutzutage erst mal traurige Skepsis hervor. Denn Hark, seit den späten 70er-Jahren bis Mitte der 90er-Jahre DER Mann aus Hongkong schlechthin, verantwortlich als Produzent und Regisseur für mehr Klassiker als jeder andere chinesische Filmemacher seit Chang Cheh, hat in den letzten zehn Jahren erheblich geschwächelt. Seine Versuche, in Hollywood mit den Van-Damme-Filmen „Double Team“ und „Knock Off“ Fuß zu fassen, sind kläglich gescheitert, die Fortsetzung seines eigenen Klassikers „Zu: Warriors from the Magic Mountain“ mit dem Titel „Zu Warriors“ war nicht sehr überzeugend, und sein absoluter Karrieretiefpunkt folgte im Jahr 2002 mit dem katastrophal schlechten „Black Mask 2“ (beim um Klassen besseren Original hatte er bereits produziert, aber nicht Regie geführt). Lediglich der 2000er-Film „Time and Tide“ war der einzige Lichtblick als Regisseur innerhalb einer Dekade.
Der Hansdampf, der früher häufig an mehreren Filmen gleichzeitig arbeitete, hat sich diesmal drei lange Jahre Zeit gelassen und sich offensichtlich richtig in seinen neuen Film „Seven Swords“ reingekniet – aus gutem Grund, schließlich hat er einiges wieder gutzumachen. Seven Swords zeigt über weite Strecken einen Tsui Hark in erstaunlich guter Form; unglaublich kraftvolle opulente Bilder wechseln sich mit den typischen, rasend schnellen rauschhaften und akrobatischen Actionsequenzen, mit denen er das HK-Kino der 80er- und 90er-Jahre entscheidend geprägt hatte, ab. Für den exzellenten Soundtrack zeichnet Kenji Kawai („Ghost in the Shell“) verantwortlich, die vielen historischen Kostüme sind ebenfalls eine Extranennung wert.
Doch ist nicht alles Gold, was an den Sieben Schwertern glänzt; die für den normalerweise vor allem aufs Visuelle fixierten Regisseur ungewöhnliche Charaktertiefe dieses Epos birgt so einige Tücken. Der Film ist stellenweise zu überdramatisch und kitschig, zu überfrachtet und vor allem: mit gut 150 Minuten mindestens 30-40 Minuten zu lang. Harks Vorgehensweise, auch bei seinen besten Filmen, war noch nie von dem Motto „manchmal ist weniger mehr“ gezeichnet. Tsui Hark geht immer voll auf die Zwölf, und genau diese Energie, die sich in seinen Filmen widerspiegelt, macht auch viel des Reizes aus, aber diesmal hat er an diversen Stellen den Bogen schlicht überspannt. Trotzdem ist es gut, diesen überaus talentierten Regisseur wieder auf dem richtigen Weg zu sehen, und wer weiß? Vielleicht erreicht sein nächster Film wieder die Klasse eines „Once Upon a Time in China“ oder eines „Peking Opera Blues“. 7,5/10