„Was ist das für’n Gefühl, tot zu sein?“
Zombiefilme und kein Ende, darunter viele Komödien – dazu bei, das Subgenre endgültig totzureiten, tragen Filmemacher wie Stephen Bradley, der mit der irisch-britischen Koproduktion „Boy Eats Girl“ aus dem Jahre 2005 den Zombiefilm mit Teenie-Komödien-Inhalten vermengte.
Der Schüler Nathan (David Leon, „RocknRolla“) ist schon lange mit Jessica (Samantha Mumba, „The Time Machine“) befreundet und empfindet seit einiger Zeit mehr für sie. Aus diesem Grund arrangieren die gemeinsamen Freunde Diggs (Tadhg Murphy, „Alexander“) und Henry (Laurence Kinlan, „Breakfast on Pluto“) ein Treffen zwischen beiden, damit er ihr seine Gefühle offenbaren kann. Doch Jessicas strenger Vater verhindert dies, traurig und allein geht Nathan nach Hause. Als er auf seinem Weg dann Jessica im Auto seines Mitschülers Kenneth (Conor Ryan, „Tough Love“) erblickt, verschlechtert sich seine Laune zusätzlich. Er betrinkt sich und legt sich aus Jux eine Schlinge um den Hals, auf einem Stuhl stehend. Just in diesem Moment betritt seine Mutter das Zimmer und stößt versehentlich das Sitzmöbel um, wodurch Nathan den Tod findet. In ihrer Verzweiflung konsultiert sie ein uraltes Voodoo-Buch, das sie dem örtlichen Kirchenkeller stibitzt und schafft es, Nathan wieder zum Leben zu erwecken. Was sie jedoch nicht ahnt: Nathan mutiert langsam aber sicher zum Zombie und als er einen Mitschüler beißt, greift eine wahre Zombie-Epidemie im beschaulichen Örtchen um sich…
„Boy Eats Girl“ beginnt nach einem seltsamen Prolog in einer Kirchen-Krypta wie ein beliebiges, schlecht gemachtes Coming-of-Age-Teenie-Filmchen, unterlegt mit zeitgenössischer Emo-Mucke. Was bei „American Pie“ schon grenzwertig war, nämlich Jugendliche ohne satirischen, hintersinnigen Witz grob zu überzeichnen, avanciert hier zu völlig überzogenem, unrealistisch vulgärem Verhalten der Schüler, das vieles ist, nur nicht lustig – so auch der Auslöser allen Unheils, Nathans selten dämlicher und völlig kalt lassender Tod. Bis zu seiner Zombifizierung dauert es lange und das Ritual, das seine „trauernde“ Mutter durchführt, wird im Ultrazeitraffer abgefrühstückt. Die schablonenhaften Charaktere, die laut Drehbuch gefälligst diverse Klischees zu erfüllen haben, liefern sich reichlich dämliche, unauthentische Dialoge und so ziemlich alle üben sich in absolut unnachvollziehbarem Verhalten, geben sich bei oft peinlich obszön und wer so alles zum Untoten geworden, darf irgendwann durchdrehen – bis auf Nathan, weshalb auch immer.
Erst zum Ende hin wird der auf der Isle of Man gedrehte Film hübsch splatterig, als eine Baumtrimmmaschine zum Einsatz kommt. Doch als wäre die Handlung bisher nicht ohnehin schon auf Biegen und Brechen ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Mottek konstruiert worden, schleudert man mir nichts, dir nichts einen Schlangenbiss als Heilmittel für die Zombies in die Fiktion, der dann auch (Achtung, Spoiler!) prompt unseren Nathan wieder zum strunznormalen Teenager macht. Dass man dadurch eigentlich von vornherein alle hätte retten können und es zu keinem einzigen Todesfall hätte kommen müssen, wird indes vollkommen außer Acht gelassen, der eigentlich höchst tragische Aspekt also mit keiner Silbe thematisiert. Zeit genug wäre gewesen, stattdessen setzt nach einem bescheuerten Ende und nur 75 Minuten bereits der Abspann ein. Glücklicherweise wurde dieser mit einem tatsächlich ohrenschmeichelnden Pop-Rock-Song der Band „The Chalets“ unterlegt.
Rein technisch betrachtet ist „Boy Eats Girl“ gar nicht so übel, einmal abgesehen von den etwas einfalls- und lieblosen Zombie-Masken: Die Kamera lädt mehr zum Hin- denn zum Weggucken ein, das Insel-Ambiente ist ebenso sehenswert, die größtenteils irischen Schauspieler sind zwar wie so oft Twens statt Teens, scheinen aber eben das zu erfüllen, was ihre Rollen dummerweise von ihnen verlangen und zumindest erlaubt man sich nach einer längeren Exposition keine ereignislosen Durchhänger mehr – Kunststück, angesichts der kurzen Spielzeit... Bei aller Sprücheklopferei bleibt Bradleys Film aber schrecklich bieder und vom wunderbaren britischen Humor ist trotz bemühter Schwärze nicht mehr viel übrig. Klar, es geht alles noch wesentlich schlechter, aber „Boy Eats Girl“ fällt bereits durch mein Raster und kann höchstens Zombie-Allesguckern oder Menschen mit sehr schlichtem Humor, die auch über die x-ten paarungswilligen, trotteligen, eindimensionalen Kids noch lachen können, ans Herz gelegt werden. Alle anderen greifen besser zu „Dead & Breakfast“ oder gleich zu den Klassikern des Fun-Splatter-Crossovers wie „Return of the Living Dead“ oder „Braindead“. Letztgenannter bietet auch die wesentlich bessere Liebesgeschichte...