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Die Trennung von Nord- und Südkorea war und wird immer ein beliebtes Thema für Filme aller Art sein. Entweder werden es Action- bzw. Spionagefilme oder aber der Süden macht sich über den armen Norden in Form von Komödien lustig. In letzter Zeit allerdings werden es immer öfter melodramatisch angehauchte Filme, ein Ersehnen der Wiedervereinigung nach deutschem Vorbild ist allgegenwärtig. Möglicherweise auch deshalb, weil die Generation derer die die Trennung bewusst erlebt hat, langsam aber sicher verstirbt.
Bei "A Bold Family" wird wie im südkoreanischen Kino sehr beliebt, die Komödie mit dem Melodrama vermischt. Der Film beginnt somit als waschechte Komödie und kippt am Ende absolut extrem auf die melodramatische Schiene. Diese Fähigkeit haben die Südkoreaner nahezu perfektioniert, sie können Filme von ausgelassener Heiterkeit innerhalb von Minuten in wahre Tränenmeere verwandeln. Sind auch die komödiantischen Teile des Films oftmals überzogen und recht albern, so schaffen sie es sehr glaubhaft einen ernsten und sehr traurigen melodramatischen Teil zu konstruieren. In diese Kategorie Film gehört auch "A Bold Family".

Eine typische südkoreanische Grossfamilie der Gegenwart. Drei Generationen leben zusammen unter einem Dach. Das Familienoberhaupt ist der Grossvater Kim Joong-ju ( gespielt von Goo Shin ) der im Norden damals seine Frau samt Tochter zurücklassen musste und im Süden des Landes neu geheiratet hat. Seine jetzige Frau ( gespielt vom Kim Su-mi ) hat mit ihm zwei Söhne. Myung-suk ( gespielt von Kam Woo-seong ) und der erfolglose Filmemacher Myung-gyu ( gespielt von Kim Su-ro ) leiden beide unter chronischem Geldmangel und schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Der Grossvater ist schon recht gebrechlich und hat es innerlich niemals verschmerzt seine Familie im Norden zurückgelassen zu haben. Die Trennung des Landes verwehrt ihm ein Wiedersehen mit seiner alten Familie. In dieser Situation stellt der Grossvater einen Besuchsantrag und stürzt beim Verlassen des Bürogebäudes die Stufen hinunter. Im Krankenhaus die erschütternde Botschaft ; Joong-ju hat Krebs und nur noch wenige Monate zu leben. Seine beiden Söhne erfahren von einem Testament in dem fast alles Geld der Tochter im Norden zugesprochen werden soll. Falls dies durch eine immer noch aktuelle Trennung nicht möglich sein sollte, geht das Geld aus einem Grundstücksverkauf an die Stiftung zur Wiedervereinigung. Da die Familie das Geld nicht an eine Stiftung verlieren möchte und der Grossvater sowieso bald verstirbt, muss eine Lösung gefunden werden. Die Familie beschliesst dem Grossvater die Wiedervereinigung "vorzuspielen" und so eine Änderung des Testamentes zu erwirken. Myung-gyu engagiert eine Schauspielerin ( gespielt von Shin Yi ) und Myung-suk leiht sich noch mehr Geld von seinem Kredithai ( gespielt von Sung Ji-ru ) und die gesamte Familie beginnt mit der aufwendigen Inszenierung der Wiedervereinigung. Doch just nachdem Grossvater Joong-ju den Köder geschluckt hat, kommt es zur aussergewöhnlichen Gesundung des alten Mannes und die Probleme beginnen.

Wird in dem Film auch offen über das deutsche Vorbild der schlecht vorbereiteten Wiedervereinigung gesprochen, so bedient sich "A Bold Family" recht offenherzig bei "Good Bye Lenin". Allerdings schafft es Regisseur Jo Myeong-nam nicht, zu Beginn eine gewisse Ernsthaftigkeit zu erzeugen. Der Film driftet in platte und oftmals vorhersehbare Gags ab, alles irgendwo schonmal gesehen und nur kurzweilig lustig. Da gibt es konstruierte Fernsehsendungen aus dem Norden oder eine Verfolgungsjagd per Rollstuhl mit dem Grossvater. Der spricht natürlich alle Landsleute auf die tolle Nachricht an und muss irgendwie dauerhaft kontrolliert werden. Auf lange Sicht und auf 103 Minuten ausgewälzt ist das natürlich eindeutig zuwenig. Deshalb passiert zwangsläuffig das was auch passieren muss.
Grossvater Joong-ju kommt natürlich irgendwann hinter diesen Schwindel und der Film kippt völlig ins Melodramatische. Und hier packt er dann so richtig zu, die letzte Chance noch was zu reissen nimmt er dann mit aller Gewalt auch wahr. Endlich kommen echte Gefühle ins Spiel, endlich spürt man diese Verzweiflung und Sehnsucht, endlich packt einen die ganze Grausamkeit einer Trennung und endlich kommen die Taschentücher ins Spiel. Für mich gewinnt der Film zum Schluss ganz deutlich an Substanz und dies liegt eindeutig an Goo Shin. Der alte Mann spielt sehr überzeugend und schafft es spielend eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Die übrigen Schauspieler sind wenig auffällig, die allgegenwärtige Shin Yi ist für mich auch nicht unbedingt umwerfend komisch. Somit ist der Film zu Beginn schwach bis durchschnittlich und versagt eigentlich als Komödie, später reisst er das Ruder gnadenlos herum und hebt sich für mich dadurch auf solide 7 Punkte. Natürlich wäre mehr drin gewesen, nur leider wird das Potential des Themas keinesfalls ausgeschöpft.

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