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"So glücklich war ich nicht mehr, seit wir Polen vernichtet haben!" frohlockt Franz Liebkind, nachdem er mit den Broadwaymusical-Produzenten Bloom und Bialystock den Vertrag für sein Bühnenstück "Frühling für Hilter" abschliessen konnte. Trotz sicheren Glaubens einen garantierten Flop zu produzieren, um die - rüstigen - Investoren um einen Millionen-Betrag zu prellen, entwickeln sich die halbseidenen Geschäfte nicht im Interesse der Produzenten...

*Sowas* erlaubt man wohl nur Altmeister Mel Brooks. Kann man mich bereits mit dem unsinnigen Schmierentheater eines "Untergang" empören, kennt "The Producers" keine Gande. Aber zugegeben - der ironische Ansatz ist deutlich erkennbarer. In sehr gediegenen Bildern, die nicht gerade dezent an das klassische Musical-Kino erinnern, delegiert Susan Stroman eine sichtlich gutgelaunte Schauspiel-Truppe durch skurille Gesangs- und Tanz-Einlagen, die den sensiblen Deutschen, der sich auch noch bei der berechnensten Vergangenheitsbewältigungs-Produktion immer noch pflichtbewusst und anstandshalber in Betroffenheit suhlt, vielleicht etwas pikieren könnten...
Aber nicht nur der Schlingensief-geschulte Zuschauer wird den parodistischen Ansatz ohne größere Anstrengung dekodieren können - der Cartoon-Hitler funktioniert ja bereits bei Walter Moers prächtig, warum soll man sich dann nicht auch bei einem rumtuckenden Adolf, getanzten Hakenkreuz-Formationen oder Showgirls in Wehrmachts-Uniformen amüsieren...?

Es geht tatsächlich. Das ganze Musical ist dermaßen überdreht inszeniert und gespielt, dass man nach wenigen Minuten kapituliert und alles vorbehaltlos über sich ergehen lässt. Spätestens wenn Will Ferrell als Nazi seinen Taubenstand beordert und Schwüre auf "Adolf Elizabeth Hitler" abhält, ist das Eis gebrochen. Weitere Highlights sind die Auftritte von Regisseur Roger DeBris und seinem Assistenten - herrlich! Oft genug erkennt man dabei in den Gesichtern der Schauspieler die verzweifelte Beherrschung, jetzt nicht wieder in Lachen auszubrechen. Die viertelstündigen Outtakes geben einen kleinen Eindruck vom Einknicken...

Vorbehaltlos empfehlen kann man "The Producers" allerdings weniger. Am unbekümmerten Umgang mit Nazi-Thematik sowie -Symbolik dürfte sich "der Ontergang"-gestählte DVD-Konsument heutzutage weniger stören als an der Tatsache, dass man es hier mit einem lupenreinen Musical zu tun hat! Wem also schon ein überbordender "Moulin Rouge" missfiel, dem wird's auch hier trotz gänzlich anderer Ansätze nicht einfach gemacht.
Wer sich davon nicht schrecken lässt, hat'ne Mordsgaudi! Oder wie eine von Bialystock zitierte Kritik: "Respektlos, beleidigend, geschmackslos - und ich habe jede Minute genossen!"

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