Review

DRAGON FIRE

Im Rahmen unseres ersten „B-Action-Days“ gab es neben einer Menge PM Entertainment-Trailern und der knüppelharten MARTIAL OUTLAW-Pressekassette noch den Rick Jacobson-Klopper DRAGON FIRE zu bewundern. „Die bislang besten Knochenbrecher-Kickboxkämpfe!“ urteilte einst das MOVIE ACTION-Magazine und das SCREEN IMPACT-Magazine schrieb: „Mehr Action als in DRAGON FIRE gibt es nicht!“…

2032: Die Erde ist ein dunkler, böser Platz, auf dem nur die Stärksten überleben. Johnny Powers (Dennis Keiffer) gehört offensichtlich nicht dazu: Zwar hat der „Junker“ (so heißen die Fighter im Jahre 2032) seinen letzten Gegner in einem Kickbox-Fight krankenhausreif geschlagen und eine Menge Kohle abgestaubt, doch kurz nach seinem Sieg wird er von einem maskierten Fighter angegriffen und umgebracht.
Kurze Zeit später kehrt der im Weltraum stationierte Soldat Laker Powers (Dominic LaBanca) auf die Erde zurück, um seinen Bruder Johnny zu besuchen. Kaum angekommen, wird Laker von einer Straßengang ausgenommen und gerät danach an den mysteriösen Slick (Kisu), welcher ihm die traurige Nachricht vom Tod seines Bruders überbringt.
Laker kommt bei dem Junker Eddie (Harold Hazeldine) und dessen Schwester Marta (Pamela Runo) unter. Auch Slick zeigt sich hilfsbereit und bietet Laker an, ihm bei der Suche nach dem Mörder seines Bruders zu helfen, in dem er ihn trainiert und ihm Zutritt zur Szene der Kickbox-Fights verschafft. Schon bald ist Laker bereit, um gegen die gefährlichsten Fighter der Erde anzutreten. Favorit unter ihnen ist Ahmed Mustafa (Billy Blanks’ Bruder Michael)… steckt das Muskelpaket letzten Endes sogar hinter dem Mord an Lakers Bruder Johnny?

Sollte Euch einmal zu Ohren kommen, dass Regisseur Rick Jacobson (Bloodfist VI: Ground Zero, Lion Strike) ein dreister Kerl ist, so entspricht das der Wahrheit, ist aber nur die Spitze des Eisbergs: Fakt ist, dass Rick Jacobson mit Jerry Trimbles FULL CONTACT (1993) und Dominic LaBancas DRAGON FIRE (1993) quasi zweimal den gleichen Film gedreht hat. Toppen kann das allerdings Roger Corman, welcher doch tatsächlich dreimal den gleichen Film produziert hat… angefangen mit Don „The Dragon“ Wilsons BLOODFIST (1989).
Nun mag sich die Story von vielen Kickbox-Kloppern ähneln, doch Roger Corman wiederholt die BLOODFIST-Geschichte in FULL CONTACT und DRAGON FIRE nahezu 1:1… sämtliche Subplots inklusive: Der Sieg und die anschließende Ermordung des Bruders durch einen unbekannten Fighter, die Abzocke beim Kartenspiel, das Unterkommen bei einem Fighter und dessen Schwester, die Arbeit der Schwester als Stripperin, die Liebesgeschichte zwischen dem Fighter und der Schwester, der Trainer, der den Fighter in ein Turnier schickt, um dort den Mörder des Bruders zu finden, die Trainingsmethoden, der Mordzeuge, die Lösung des Rätsels im Krankenhaus und selbst die Identität des Mörders…
Unterschiede gibt es lediglich beim Hauptdarsteller und den Locations: Don „The Dragon“ Wilson prügelte auf den Philippinen, Jerry Trimble im Amerika der 90er Jahre und Dominic LaBanca im futuristischen Amerika des Jahres 2032.

„Schweinerei!“ könnte man meinen, doch ich sage, dass mir DRAGON FIRE von den drei Klopper-Klonen mit Abstand am besten gefallen hat! Die Gründe hierfür sind bei der stimmigen Atmosphäre, dem wirklich geilen Score und den harten, spektakulären Fights zu finden! Enge, mit heruntergekommenem Pack bevölkerte Straßen… Wohnungen und Clubs im stylischen Metall- und Neon-Look… futuristische Fabrikanlagen… die Locations sind nicht sonderlich zahlreich, dafür aber immer sehr passend gewählt! Der treibende, trancige Score von John Graham ist ebenfalls durchweg gelungen, gestaltet die Fights fesselnd und läuft während des Vor- und Abspanns zu absoluter Höchstform auf!

Wie in Roger Corman-Kloppern üblich wird während des Vorspanns erst einmal mit den Erfolgen der beteiligten Fighter geprotzt: Wir haben den „K.I.C.K. U.S. Super Middleweight Kickboxing Champion“ Dennis Keiffer, den „W.K.A. Bantamweight World Kickboxing Champion“ Rod Kei und den „U.S. Tae Kwon Do National Champion“ Hyung Lee. Irgendwie ist das natürlich schön zu wissen, andererseits aber auch völlig irrelevant…
Die wichtigsten Rollen wurden nämlich mit weitestgehend unbekannten Fightern besetzt: Debütant Dominic LaBanca hat zwar keine Mega-Ausstrahlung und keinen Über-Body, dafür aber einige wirklich geile Moves (speziell Kicks) und irgendwie wundert es mich schon, dass er - ähnlich wie Fighter und Choreograph Kisu - nach DRAGON FIRE nie wieder in Erscheinung getreten ist! Zwar hat LaBancas Performance keine Referenzklasse, doch habe ich auf dem Bildschirm schon weitaus Schlimmeres gesehen… von seiner Frisur mal ganz abgesehen… ;)

Von den prominenteren Fightern gibt Dennis Keiffer recht schnell den Löffel ab, Randall Ideishi fightet und over-acted dermaßen krass, dass es schon wieder geil ist und Michael Blanks ist sowieso beeindruckend und zerstörerisch wie eh und je… auch wenn er einige Kicks bei seinem Bruder geklaut hat und seine Leistung nicht ganz an den Hammerfight „Billy vs Michael Blanks“ aus EXPECT NO MERCY (1995) heranreicht!
Der Finalkampf zwischen Dominic LaBanca und dem Mörder seines Bruders ist dann wirklich obergeil: Im flackernden Neonlicht bombardiert man sich mit Schlägen und Tritten, wobei der Kampf nicht am Stück gezeigt wird, sondern immer wieder mit Schwenkeffekten zwischen Schlag- und Tritt-Combos hin- und herblendet, was einfach nur rasant und stylish aussieht! Was dann zum Ende des Kampfes noch an fetten Kicks aus dem Stand oder im Sprung aufgefahren wird… ein kleiner Gewaltrausch ist garantiert! ;)

Etwas negativ fallen lediglich einige pseudo-futuristische Elemente (merkwürdige Outfits), einige nervige Gags (der alberne Harold Hazeldine), kleine Patzer bei der Inszenierung (ein Schlagstock, der während des Kampfes verbiegt und am Ende wieder gerade ist) und der enttäuschende Fight „Dominic LaBanca vs Randall Ideishi“ ins Gewicht, wogegen die oben erwähnte Sache mit der Recycling-Story wohl als großer Kritikpunkt gewertet werden kann: Wer BLOODFIST und/oder FULL CONTACT kennt, kann den kompletten Ablauf inklusive sämtlicher Wendungen von Anfang an miterzählen und die Identität des Mörders weiß dann leider auch nicht mehr zu überraschen!

Solltet Ihr noch keinen dieser drei Filme kennen und mal wieder so richtig Lust auf einen knüppelharten Kickbox-Klopper haben, dann entscheidet Euch auf jeden Fall für DRAGON FIRE! Kennt Ihr BLOODFIST und/oder FULL CONTACT, dann holt Euch DRAGON FIRE trotzdem, ignoriert die Story und lasst Euch von einer geilen Atmosphäre und ebenso geilen Kickbox-Keilereien unterhalten! Und falls Ihr gerade am Shoppen seid, dann besorgt Euch den MARTIAL OUTLAW doch gleich mit… ;)

7/10 Punkten, diBu!

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