Ökonomisch - präzise - pathosfrei. Regisseur Neil Marshall hat seinen Stil gefunden und perfektioniert. Und den Zuschauer an der Kehle. Der Tod ist ein Meister aus England.
Die Exposition dieselbe wie beim vielbeachteten Vorgängerfilm "Dog Soldiers"; man ersetze nur das Soldatenplatoon durch eine kleine Gruppe abenteuerlustiger junger Frauen, die Werwölfe durch reißende Höhlenbestien, und anstatt die Protagonisten sich durch die Flora der schottischen Highlands schlagen zu lassen, wird in den Appalachen unten drunter hergekraucht. Innovative Story- und Inszenierungselemente werden nicht vorgeführt, dafür die eigentlich seit vielen Jahren sattsam bekannten Stilproben des Horror-/Splatter-/Terrorfilms in vorher nie gesehener Perfektion durchexerziert, simpelste Schockmomente durch vollkommenes Timing zelebriert. Die Gewaltdarstellung ist enorm, doch ist das Publikum nie der Voyeur, der sich an den Härten weidet oder gar amüsiert. Der tierische Urinstinkt ist es, der geweckt wird, bei Jägern wie später auch den Gejagten, und den Zuschauer berühren und packen wie es kein herkömmlicher Teenie-Slasher wohl jemals schaffen wird.
War "Dog Soldiers" noch eine blutrote Wundertüte an Ideen und Zitaten, mal anarchisch, mal archaisch, oft chaotisch, kann man hier an Marshalls Inszenierung praktisch ein Lineal eichen. Ein weiteres Minus entpuppt sich als weiteres großes Plus: Gags, Humor und Ironie, nicht einmal ein markanter one-liner, sind zu hören.
Die zahlenmäßig übersichtliche Cast agiert gekonnt unauffällig bis ausreichend prägnant, weder Drehbuch noch Regie und ergo noch Zuschauer bevorzugen einen klaren Favoriten. Im Dunkel der Höhlen sind alle Katzen grau.
Stars des Films sind eben die Kameraarbeit (toll wie ein 2,35er Format NICHT gefüllt werden kann), Sounddesign und Filmschnitt, die durch das handwerkliche Können des Teams viel eher an die großen Klassiker der 70er Jahre wie der "Der Exorzist" gemahnen als an gängigen Kino-Horror der letzten zehn oder fünfzehn Jahre.
Fusion aus "Jaws" und "Texas Chainsaw Massacre" jetzt. Und bald ein Klassiker.