Review

Atmosphärischer und Klaustrophobischer Überraschungserfolg aus England, jedoch mit einigen Schwächen.

Story:

Eine Gruppe von 6 Abenteurern beschließt eine Klettertour in einem unerforschten Tunnel zu machen.
Anfangs noch guter Laune, entpuppt sich der Spaßtrip bald zum Horrortrip.
Denn Berg -und Tunnelführerin Juno (Jackson Mendoza) verliert genauso wie die anderen bald die Orientierung und hat zudem noch die Karte, die den jungen Frauen den Weg weisen soll, im Handschuhfach des Autos liegen gelassen.
Während sich innerhalb der Gruppe immer mehr Verzweiflung und Angst um das eigene Leben bemerkbar macht, heißt es jetzt das Tunnelsystem auf gut Glück zu erforschen und schnellsmöglichst einen sicheren Ausgang zu finden.
Unter den Hobbykletterern befindet sich auch Sam (MyAnna Buring).
Ihr ist in der Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis wiederfahren und deshalb soll sie hier die Möglichkeit bekommen wieder etwas Abwechslung und Spaß in ihr Leben reinzubringen.
Gar nicht so leicht, weil sich die Lage der Frauen bald immer mehr verschlechtert und irgendwelche geheimnisvollen und mordlustigen Wesen da unten ihr zu Hause gefunden haben.
Und diese sind keine freundlichen Gesellen und Eindringlinge dienen ihnen nur zur Nahrungsaufnahme.
Es entsteht ein knallharter Überlebenskampf, aus dem nicht jeder als Sieger hervorgehen wird ....

Schauspieler:

Um alle Frauen hier aufzuzählen empfind ich nicht als so wichtig, weil es doch wenig über sie zu berichten gibt.
Man erfährt einfach fast nichts über sie. Nur so nebenbei erfährt man ein wenig Details, auf größere Hintergrundinfos wird aber im Film nicht drauf eingegangen.
Deshalb konzentrier ich mich auf zwei der Hauptfiguren die im Film am meisten Screentime haben und deren Rollen größer ausgefallen sind.

MyAnna Buring spielt Sam.
Ihr ist in der Vergangenheit etwas schreckliches passiert und deshalb versucht sie wieder etwas abzuschalten und am Leben teilzuhaben.
Sie übernimmt die Hauptrolle des Films und schafft es auch etwas Charaktertiefe auf Grund ihrer Vorgeschichte miteinzubringen.
Die starke und toughe Kämpfer/Überlebensfrau kauft man ihr zwar ab, jedoch scheint sie in einigen Szenen Todessehnsucht zu haben und als Zuschauer weiß man nie so wirklich, wie man sie einschätzen soll.
Als sich die Lage nämlich zuspitzt, fängt auch sie an, genau wie anderen, durchzudrehen und wächst letztlich über sich selbst hinaus.
Bei der letzten Aktion von ihr gegen Ende des Films reagiert sie etwas überempfindlich und ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen was sie damit erreichen will.

Jackson Mendoza spielt Juno.
Als Anführerin erweist sie zwar viel organisatorisches Geschickt, jedoch hat sie so ihre Macken und ist mitverantwortlich für die missliche Lage der Frauen.
Sie stellt für mich die wichtigste Person da und während die anderen jammern, ist sie wenigstens dazu bereits die Zügel in die Hand zu nehmen und eine Lösung herbeizuführen.
Von Anfang an ist sie mein Fav.-Charakter und obwohl sie nicht immer fehlerfrei handelt, bleibt sie mir am Ende trotzdem noch sympathisch.

Inszenierung:

Mit einem Budget von ledeglich 5 Mio. $ schafft es Regisseur Neil Marshall uns einen stimmungsvollen Horrorfilm vorzulegen.
Das meiste Geld wird wohl in die Effekte, Requisiten und Kostüme geflossen sein.
Denn so simpel die Story ist, so gut wurde sie umgesetzt.
Neil Marshall setzt auf viel Dunkelheit, enge Räume und das Unbekannte.
Nur Taschenlampen werden von den Protagonisten bei den dunklen Tunnelschächten benutzt und sorgen somit für das richtige Grusel-Feeling.
Auch das Teile des Tunnels jederzeit einstürzen können, wurde geschickt zum Szenario des Film´s bedacht.
Als Waffe zur Verteidigung wird ein Teil der Kletterausrüstung verwendet, nämlich Spitzhacken, die auch bei den Monstern erheblichen Schaden anrichten. Dabei spritzt das Blut literweise, und die Szenen sind auch recht ansehnlich inszeniert.
Nur sterben die mutierten Wesen meiner Meinung nach etwas schnell und sind nur in der größeren Gruppe richtig gefährlich.
*Spoiler: Anfang
Und irgendwie erinnern die gefräßigen Monster an die Reaper aus „Blade 2“.
*Spoiler: Ende
Eins der Probleme ist das „The Descent - Abgrund des Grauens“ bei den Verfolgunsjagden und Fightszenen zwischen den Monstern zu schnell geschnitten wurde.
Hier hätte man die Kamera mal ruhig halten können, denn durch die Dunkelheit ist es noch viel schwieriger etwas zu erkennen, was den Filmspass in einigen Szenen beeinträchtigt.
Allerdings ist der Film stilvoll und optisch sehr gut inszeniert und die grünen und vor allem roten Farbgebungen sorgen für viel Flair.
Die Schockmomente wurden hervorragend eingesetzt und können sogar erfahrene Horrorfilmfans noch das Fürchten lernen.
Die Musik untermalt das Geschehen ersklassig und wirkt nie aufgesetzt oder aufdringlich.
Nur einige wenige Szenen kann man voraussehen, was aber nichts Negatives bedeuten muss.
Z.b. die gegenseitigen Schuldzuweisungen der Protagonisten, und das oftmals in Filmen dieser Art hörende „wir werden hier alle sterben“ ... etc.
Diese gehören zum Horror-Genre aber einfach dazu und gehen auch voll in Ordnung.
Was aber bitter aufstößt ist das Ende und das wiederholen der letzten Szene. Was soll uns diese sagen und was soll damit bezweckt werden.
Die Traumsequenz hätte viel besser gepasst, auch wenn man solche Enden schon zu Genüge aus Horrorfilmen kennt.
Außerdem werden einige Fragen nicht beantwortet und einfach offen gelassen.
z.B. warum wird nicht wie bei "Wrong Turn" erklärt, woher die Monster ihren eigentlichen Ursprung haben und wie es dazu gekommen ist, das sie da unten in den Höhlen hausen.
*Spoiler: Anfang
Und warum ist Sam plötzlich auf Juno so dermaßen sauer, das sie ihr die Spitzhacke ins Bein haut?
Nur weil diese mit ihrem früheren Freund ein Verhältnis hatte?
Und wie kommt die eine Freundin darauf, das Juno sie umbringen wollte, wenn ganz klar ersichtlich war, das es sich dabei um einen tödlichen Unfall handelte.
*Spoiler: Ende
Auf Grund der negativen Wandlung und der im Spoiler beschriebenen Szenen, geht mir Sam immer mehr gegen den Strich und man hinterfragt die Absicht die sie damit bezwecken wollte.
Nee, gegen Ende geht sie mir genauso am Arsch vorbei wie fast alle anderen.
Nur Juno war mein heimlicher Favorit und ist es trotz einiger Fahrlässigkeiten immer noch.
Auch wenn sie Fehler gemacht hat, etwas Mitleid hab ich trotzdem mit ihr.

Fazit:

Das Ende gefällt mir bei „The Descent - Abgrund des Grauens“ überhaupt nicht und es stößt auch bitter bei mir auf.
Etwas größerer Einfallsreichtum wäre hier schon angebracht gewesen und hätte den Film auch aufgewertet.
Deutliche Schwächen bei der Charakterzeichnung sind nicht abzustreiten.
Man weiß nie so wirklich mit welcher Protagonistin man mitfiebern soll.
Jedes Mal wenn man sich bereits fest gelegt hat, verpasst uns Drehbuchautor und Regisseur Neil Marshall einen erneuten Schlag ins Gesicht und lässt die Sympathiefigur etwas total kunfuses und unbegreifliches machen.
Was bleibt ist ein dichter, atmosphärischer und mit Schock -und Bluteffekten angereicherter Horrorfilm, der wohl aber nur beim ersten Mal seine volle Wirkung entfalten kann.
Ich hatte nach den vielen Lobeskritiken doch noch etwas mehr erwartet.

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