Review

  Nun denn, endlich ist er da: Der dritte Teil dieser ominösen unzusammenhängenden Trilogie, welche nur rein thematisch etwas miteinander zu tun haben: Rache.

Um es vorneweg zu nehmen: Sympathy for Lady Vengeance ist der mit Abstand (rein produktionstechnisch gesehen) perfekteste Film auf formaler Ebene, den ich seit Jahren gesehen habe, wenn nicht sogar überhaupt. Die Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben, Spielereien des Regisseurs betten sich nahtlos in die Story ein. Viele Elemente und Stilbrüche werden vermischt, so theatralische Gesten, die dem japanischem Theater entlehnt sind, sowie die barocke musikalische Untermalung.

Alles in allem wirkt der Film dadurch seltsam europäisch, auch wenn er irgendwie seltsam asiatisch bleibt. Und genau das ist es, was diesen Film auszeichnet: Im Vergleich mit seinen Vorgängern ist dieser Film seltsam Seltsam. Er ist nicht ganz so kompromisslos oder gar verstörend wie seine Vorgänger. Er ist nicht so nihilistisch wie der erste oder konsequent tabubrechend wie der zweite Film.

Richtig ist, dass er genau wie seine Vorgänger interessante moralische Fragen aufwirft, sie nicht wirklich beantwortet, so dass sich der Zuschauer sein eigenes Bild machen muß.Auch bleibt er seiner Thematik treu, indem die gelungene Rache eigentlich keinerlei Erlösung bringt, sondern nur noch ein Gefühl der Leere nach sich zieht.
Alles in allem klingt es also so, als wäre dies ein absolut ähnlicher Film wie die beiden Vorgänger. Aber genauso wenig wie man Mr Vengeance mit Oldboy vergleichen kann, genauso wenig kann man Lady Vengeance mit diesen Filmen vergleichen. Zu eigenständig, zu unterschiedlich ist er.

Dennoch: Lady Vengeance ist ganz offensichtlich der Abschluß dieser Trilogie, und das macht er mehr als überdeutlich: Das ewig hingezogene Finale, das vergeblich versucht, irgendwie versöhnlich zu enden, die vielen Zitate der vorangegangenen Filme (Sei es die Erklärung der Unterscheidung von guten und schlechten Entführungen oder Choi Min Siks Spiel als die Pistole auf ihn gerichtet ist...) Vor allem aber die vielen Chameos (Gastauftritte) derjeinigen Schauspieler, die in den vorangegangenen Filmen mitgespielt haben, ziehen den Film noch einen weiteren Punkt in Richtung Perfektion. Man kann gar nicht anders als frohlockend mit der Zunge zu schnalzen, wenn man mal hier, mal da den einen oder anderen Schauspieler wieder erkennt.Und Park Chan Wook hat das alles bis ins letzte Detail perfekt in Szene gesetzt.

Insofern ist Lady Vengeance nur dann ein extrem sehenswerter Film, wenn man die beiden anderen Filme auch kennt, wegen dem Wiedererkennungswert, und bleibt dadurch doch irgendwie abhängig von seinen Vorgängern. Sicher, man kann ihn auch unabhängig sehen, aber nur in der Trilogie ist er überragend, und das dann auch nur, wenn man ihn auch als Abschluß ansieht.

Kritisch muß man aber auch weiteres anmerken: So ist der religiöse Aspekt in diesem Film mehr als bei seinen Vorgängern mehr als prätentiös einzustufen, denn als kritisch am religiösen Fanatismus.Auch der Kult, den die engelsgleiche Protagonistin angeblich zum Anfang ihrer Haftstrafe in Südkorea auslöst, ist als Gesellschaftskritik zu platt.

Im Prinzip wird das zu oberflächlich behandelt als das es wirklich berührt, nette Nebeneffekte, nicht mehr, nicht weniger.


Auch muß man konstatieren, dass dieser Film, ähnlich wie Kill Bill, eigentlich ein B-Movie ist, besser gesagt eine Hommage an die B-Movies der 70er Jahre. Dass die Künstler heutzutage (Bei Kill Bill Tarantino, in diesem Fall Park Chan Wook) solche Exploitation-Filme von damals zu einem künsterlischen Gesamtwerk erheben können, spricht nur für ihre Fähigkeiten als Regisseure.Ohne Zweifel, Lady Vengeance ist formal betrachtet und vom Style her mit das Allerbeste, was je hervorgebracht wurde, unterstützt durch viele kleinere und größere Spielereien seitens der Inszenierung. Dennoch: Die Auflösung dauert dann doch zu lange, und der verzweifelte Versuch, diesem Film zumindest eine Art versöhnliches Ende zu bescheren, wirkt eher so, als wäre der Regisseur selbst mittlerweile derart ausgelaugt von diesem Thema, dass er für sich selbst unbedingt eine kleine Erlösung sucht.


Das passt auch ganz gut in das Bild, das ich mittlerweile von Park Chan Wook habe: sein drei-einhalbter Film zu dieser Thematik Cut (Im Rahmen des Episodenfilms 3... Extremes) ist auch schon sehr auf Style und bösartigkeit bedacht, aber letztendlich fehlt es ihm auch an einer gewissen Nuance, um mich zu berühren. Es wirkt so, als habe er das ganze Handwerkszeug perfektioniert, aber ist im Moment ein bisschen dabei, seine Seele zu verlieren, und sich selbst in irgendwelchen Spielereien zu verlieren. Vielleicht braucht der Mann nun doch etwas Abstand von diesem Sujet.


Das alles macht diesen Film nicht schlecht, Im Gegenteil, er ist grandios, ganz groß, aber halt der schlechteste der drei Filme dieser TrilogieUnd jetzt mal im Ernst, wenn jede Trilogie von so einem hohen Wert wäre wie diese, dann könnte von mir aus jeder dritte Teil genauso „schlecht" sein.

Gerade noch so 9 Punkte.

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