Hier nun also der Abschluss einer aussergewöhnlichen Trilogie. Nach "Sympathy for Mr.Vengeance" und "Oldboy" legt Regisseur Park Chan-wook mit "Sympathy for Lady Venageance" den dritten und letzten Teil seiner Vengeance-Trilogie vor. Alle drei Filme sind aussergewöhnlich und eigenständig, das Thema Rache/Schuld/Vergebung/Erlösung wird in allen drei Teilen anders abgehandelt und im letzten Teil wird Park Chan-wook deutlich religiös. Er entlarvt und führt die religiösen Werte vor, er verdeutlicht die Grenzen des Machbaren und provoziert am Schluss des Films durch eine unvorstellbare Schuld eine ebenso unvorstellbare Sühneaktion der Rache. Diese Form der kollektiven Selbstjustiz ist nichts für schwache Nerven und auch wenn die beiden Vorgänger in ihrer Gewaltdarstellung grober waren, so schockiert "Sympathy for Lady Vengeance" doch ebenso heftig. Dennoch wirkt der letzte Teil recht selbstverliebt ; sowohl die Bildersprache hebt sehr oft einfach gern ab als auch die Storyline ist bewusst nicht gradlinig gewählt. Eine eigentlich recht einfache Geschichte wird mal wieder sehr kompliziert und verschachtelt erzählt. Der Film steckt voller Symbolik und leidet gerade am Ende unter einer deutlichen Überlänge. Es gibt halt keine endgültige Lösung und auch keine endgültige Erlösung, Park Chan-wook könnte wohl noch 10 weitere Teile drehen und würde keine Lösung der Problematik bzw. Erlösung für seine Figuren finden. Diese Frustration am Ende zieht sich und den Film in die Länge und siedelt ihn zwischen "Oldboy" und "Sympathy for Mr.Vengeance" an. Sollte es denn tatsächlich nur durch die Fähigkeit der Vergebung die so ersehnte Erlösung geben?
Nach Absitzen einer 13,5 jährigen Strafe wird Lee Geum-ja ( gespielt von Lee Yeong-ae ) aus dem Frauengefängnis entlassen. Sie hatte gestanden einen 5-jährigen Jungen zuerst entführt und dann ermordet zu haben. Obwohl der damalige Polizist Detective Choi ( gespielt von Nam Il-woo ) nicht von ihrer Schuld überzeugt war, bestand Lee Geum-ja auf ihre Schuld und landete hinter Gittern. Im Gefängnis selber beginnt die junge Frau sich zu verändern. Sie nähert sich der christlichen Kirche an und beginnt im Gefängnis zu beten und den Engel in sich zu suchen. Sie schliesst Freundschaften und ist in allen erdenklichen Formen hilfsbereit, wird schnell "Gütige Lee Geum-ja" aber auch "Hexe Lee Geum-ja" genannt. Diese zuerst unverständliche Doppelzüngigkeit wird später verständlicher, sie nutzt ihre im Gefängnis geknüpften Kontakte sehr konsequent für einen Racheplan aus.
Jeder der ihr etwas schuldet wird eingeplant und arbeitet mit ihr zusammen. Der eigentlich Schuldige wird im Laufe des Films gefunden und dem Zuschauer präsentiert, die Karten sind komplett neu gemischt und besagter Mr.Baek ( gespielt von Choi Min-sik ) soll seiner gerechten Strafe nicht entgehen. Wenn dem Zuschauer das gesamte Ausmass der ungeheuren Schuld offenbahrt wurde, ist der Weg zum schwer erträglichen Finale frei. Lee Geum-ja hat auf dem Weg dorthin alle und alles benutzt, ihre Freundinnen aus dem Gefängnis und zweifelhafte weil unvoreingenommene religiöse Werte. Ein schauriges und polarisierendes Massaker am Schluss führt trotz allem zu keinen neuen Erkenntnissen in der Anfangsproblematik.
Man kann es halt drehen und wenden wie man will, nach der Rache ändert sich nicht zwangsläufig wirklich etwas und so schwankt der Gesichtsausdruck von Lee Geum-ja zwischen Befreitheit und Verzweiflung.
Die Story an sich erscheint nun wirklich bald mal ausgelutscht, der Stil des Regisseurs wird immer selbstverliebter, die Musik landet bei religiösen klassischen Themen und die Schauspieler sind gewohnt hochklassig. Der Film ist widerum eigenständig und überhaupt nicht schlecht, nur liefert er kaum neue Erkenntnisse. Neu ist die Fokussierung auf religiöse Werte und das Benutzen dieser für den Racheakt. Eine niemals hinterfragende und stets nur gütig und unvoreingenommen vergebene Religion hat es dann auch kaum besser verdient. Park Chan-wook ist mutig, er bricht Tabus und lässt die Polizei sogar zum Schluss die akzeptierende Zeugenrolle spielen.
Er zaubert noch einmal fast alle Stars seiner zwei vorangegangenen Teile auf die Leinwand und beschliesst damit eine Trilogie der Superlative. Die feinen Nuancen zwischen drei hervorragenden Filmen zu finden ist sehr schwer und die Bewertungen mögen alle einen Punkt zu tief ausgefallen sein, doch vergleichend mit den ersten beiden Teilen liegt "Sympathy for Lady Vengeance" zwischen den beiden anderen Teilen und bekommt daher von mir 8 Punkte.