Review

EAT LIKE A PIG.
DRINK LIKE A FISH.
KILL LIKE A PRO.

Wow, dieser Slogan macht doch im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf mehr, oder!?
Ein Blick auf's DVD-Cover ließ mich auf einen Asia-Sicko schließen und das kJ-Siegel versprach einen fortgeschrittenen Härtegrad... die Sache war klar: der musste mit nach Hause genommen werden.

Zu Hause angekommen stellte ich fest, dass THE LONG LUNCH vom Kontinent der Koalas und Kängurus stammt und keineswegs ein Sicko, sondern vielmehr eine schräge Gangster-Komödie ist.
Hier mal die Handlung in Kurzform:
Eine Langfinger-Combo in den mittleren Jahren beschließt ein letztes großes Ding durchzuziehen bevor sie in den Früh-Ruhestand tritt.
Da der Plan steht und wasserdicht und rüttelfest zu sein scheint, machen es sich die Pro's in der Nacht vor dem Coup in einem asiatischem Restaurant bequem und saufen sich die Hucke voll.
Doof nur, dass sie bei ihrem Saufgelage lauthals ihr Vorhaben nochmal durchgehen, so dass die Kellnerin und das restliche Personal schnell den Beschluss fassen den Suffköpfen die Idee zu klauen...
...was dann allerdings mächtig in die Hose geht...

Colle Gangster, massig Dirty Talk und ein Raubzug, bei dem Murphys Gesetz ("Anything that can go wrong, will go wrong!") in Kraft tritt...
...da dürften alle Tarantiono-Fans hellhörig werden.
Und in der Tat: Den Coolness-Pegel eines "Reservoir Dogs" oder eines "Killing Zoe" erreicht THE LONG LUNCH ohne weiteres,
auch wenn unser "Langes Mittagessen" eher wie eine überdrehte Comedy-Version dieser Neo-Gangster-Klassiker daherkommt und somit mehr Gauner-Komödien á la "Snatch", "Bube, Dame, König, grAs" oder "In China essen sie Hunde" ähnelt.

Wo wir bereits beim Schlagwort des Films angekommen wären: "überdreht".
Optisch ist der Streifen eine einzige Achterbahnfahrt. Schräge Perspektiven, knallbunte Bildern und wilde Schnitten wirbeln einem praktisch non stop um die Ohren.
"Überdreht" sind aber vor allem auch die Gangster, welche ganz Tarantion-like mächtig viel Stuss labern.
Beispiel gefällig?
Hier wird nicht über den tieferen Sinn von "Like A Virgin" philosophiert, sondern die These aufgestellt, dass Elton John der Mörder von Lady Di ist, was auch erstaunlich lückenlos belegt wird.

Geboten wird außerdem...
- ein alter Mann, der ständig nur kichert
- ein dreihälsiger Joint
- eine Magenauspump-Aktion mit anschließendem ...äh... oralem Recycling (*würg*)
...ihr seht schon, der Streifen strotz einfach vor witzigen Einfällen und cineastischen Geistesblitzen.

Sehr gelungen auch, dass das "Handlung-Wirkung"-Prinzip bis zum Gehtnichtmehr ausgeschöpft wird. Hier passiert also nichts zufällig und selbst auf den ersten Blick banale Geschehnisse werden im späteren Verlauf des Films erneut aufgegriffen und legen die Maske der Kleinigkeit ab (...so ungefähr wie das Feuerzeug aus "Die Hard", das im zweiten Teil den Showdown entscheidet...).
Zudem schlägt der Plot noch Haken wie ein Hase in Todesangst. Unerwartete Handlungsschlänkerer also en masse...

Auch wenn die Story gegen Ende dem Panzerheer des Einfallsreichtums fast unter die Räder kommt, unterhält THE LONG LUNCH von vorne bis hinten auf wirklich exquisiteste Weise.
Spannungseinbrüche, Logiklücken, Zeit zum Durchschnaufen... NEIN! Hier nicht!!!
Sonderlich brutal fällt LUNCH aber nicht aus (das kJ-Siegel täuscht also ein wenig), aber brutalst cool reicht ja auch irgendwie, oder!?

Mein Fazit also:
So pervers, anrüchig und schmuddelig wie Takashi Miike, der besoffen in einer Bar einen versauten Witz erzählt,
und gleichzeitig so witzig und schwarz-humorig, wie wenn ein Überlebender eines Flugzeugabsturzes beim Verlassen des Wracks auf einer Bananenschale ausrutscht und sich den Hals bricht.
Unbedingt anschau'n, Leute! Wer auf überdrehte Gangster-Komödien steht, wird den Scheiß hier lieben...

Details
Ähnliche Filme