Der einstmals erfolgreiche Reporter Max Brackett (Dustin Hoffmann) steckt in einem Karrieretief. Als er aus einem Museum berichtet, stürmt der geistig scheinbar verwirrte Sam Baily (John Travolta) das Gebäude und nimmt mehrere Kinder als Geiseln. Brackett wittert seine große Chance und zieht die Aktion als Medienspektakel auf.
Die zunehmend sensationsgeiler werdende Medienberichterstattung bietet den Grundbaustein für "Mad City". Der Film versucht, diese anzuprangern und ist damit recht erfolgreich. Das interessante daran ist die ambivalente Figur des Reporters Max Brackett, der einerseits versucht, mit dem Geiselnehmer Freund zu werden und die bedrohliche Situation ethisch unkorrekt zu seinen Gunsten auszunützen, andererseits vor den Medien den Betroffenen mimt. Für einen Schauspieler eine schwierige Aufgabe, so einen vielschichtigen Charakter darzustellen, Dustin Hoffmann gelingt es großartig und er beweist aufs neue seine herausragenden Fähigkeiten.
In Form eines karrieresüchtigen Reporters wird also Kritik an den Medien laut, was mitunter recht witzig ist, da einige Situationen recht überspitzt dargestellt werden, etwa als der andere Museumswächter im Krankenbett liegt und ein paar Kameraleute durch die Gardinen versuchen, einen Blick zu erhaschen. Komik verwandelt sich allerdings mit zunehmender Dauer in Tragik, denn in der zweiten Hälfte des Films wird die Sache immer ernster, bis es schließlich zum unausweichlichem Schluss kommt, der ein wenig vorhersehbar, aber in seinem Mut zur Abkehr vom Happy End immer noch nahhaltig beeindruckt.
Bis dahin schön und gut, die Kritik übermittelt "Mad City" ganz gut. Wer allerdings mal auf die Story achtet, wird leicht sehen, dass das alles ganz simpel gestrickt ist. Über 100 Minuten geht es praktisch nur darum, wie sich Bailys Verhältnis zu den Medien ändert. Das ist zunächst negativ, dann positiv und schließlich wieder negativ. Das entscheidende dabei ist, dass Baily darauf praktisch keinen Einfluss hat, sondern nur ein Spielball der Medien, insbesondere Bracketts ist. Das hätte man aber auch in einer kürzeren Zeitspanne darstellen können, so wirkt das viel zu zerdehnt, zudem scheinen sich einige Szenen zu wiederholen (z.B. Befragung der Nachbarn und Angehörigen)
Überraschungen sucht man da vergebens, dass Problem ist, dass der Film genau nach dem Schema abläuft, wie man es sich nach den ersten 20 Minuten vorstellt. So ertappt man sich häufig bei dem Gedanken "Das musste ja so kommen". Dass die Geschichte niemals gut ausgehen kann, sollte ebenfalls jedem klar sein.
Schauspielerisch überzeugt wie schon gesagt vor allem Dustin Hoffmann, doch auch die sympathisch wirkende Mia Kirshner als seine junge Assistentin gibt ein gutes Bild ab. Eine glatte Fehlbesetzung ist meiner Meinung nach John Travolta, dem es nur stellenweise gelingt, halbwegs glaubwürdig rüberzukommen. Bloß verwirrt schauen und herumstottern reichen eben noch lange nicht für die Darstellung eines geistig zurückgebliebenen Mannes. So wirkt Travolta eher wie ein dämlicher Spack als ein unbeabsichtigt vom Familienmenschen zum Geiselnehmer werdender Mensch, der auch Gefühle hat.
Als Satire ist "Mad City" größtenteils gelungen und einen Blick wert, allerdings wirkt die Geschichte arg konstruiert und vorhersehbar. Aufgrund des ausbleibenden Überraschungseffekts kommt zwischendurch Langeweile auf, über die ein toll spielender Hoffmann und ein einprägsames Ende hinwegtrösten. Bloß Travolta hat da gar nichts zu suchen.