Jake (James Franco) ist zufrieden mit seinem Leben, als einfacher Arbeiter sein Darsein zu fristen und nach Feierabend mit den Kumpels in die örtliche Kneipe einen trinken zu gehen. Eines Tages scheint sein Traum in Erfüllung zu gehen: Er bekommt einen Platz bei der Navy Akadamie. Dort angekommen erwartet ihn die bittere Realität - der Drill von Ex-Marine Lt. Cole (Tyrese Gibson) ist gnadenlos hart und nur mit Mühe und Ehrgeiz packt Jake die Grundausbildung. Dann fasst er den Entschluss bei den Brigade-Box-Meisterschaften teilzunehmen und kann beweisen dass er doch das Zeug zum Offizier hat.
"Was? Ein Navy-Kadetten-Film freigegeben ab 6 Jahren?" werden sich wohl die meisten Fragen. OK, es ist halt ein Disney-Film und Disney wird sich wohl nicht um 180 Grad drehen und einen morbiden Killer-Film züchten. Natürlich hat "Annapolis" nicht die psychische Härte eines "Full Metal Jacket" oder soviel Tote zu verbuchen wie ein "Heartbreak Ridge" - der Drill wird zwar auch in diesem Film ziemlich hart dargestellt, jedoch wirkt er zu keiner Zeit erniedrigend oder zermürbend sondern eher als normaler Alltag und an manchen Stellen auch oftmals lehreich. Besänftigend unterstützt wird das ganze von einem zuckersüßen Score von Brian Tyler.
"Annapolis" ist eine Mischung aus Akademie- und Boxfilm, wobei der Film mit zunehmender Spielzeit immer mehr in die Richtung des Boxens driftet und nur noch selten durch (meist emotionale) Szenen des Kadettenalltag unterbrochen wird.
Regisseur Justin Lin verstrickt geschickt alle Charaktere zu einem Ganzen. Beinahe jeder braucht jeden bzw. bekommt andere Denkweisen durch seinen Freund/Rivalen/Feind.
James Franco spielt seinen Part als der gebeutelte Jake überzeugend und impulsiv, in dem korpulenten Twins (nett: Vicellous Reon Shannon) findet er einen guten Freund, Jordana Brewster als "Love Interest" sorgt mit funkelnden Augen und ihrem Lächeln für das nötige Balsam zum harten Alltag, Tyres Gibson als harter Schleifer und Titelträger im Boxen spielt seine Rolle hervorragend. Etwas im Abseits stehen dagegen Donnie Wahlberg als Lt. Burton und Brian Goodman als Jake´s Vater. Den beiden hätte man etwas mehr Screentime gewünscht.
Natürlich wird auch hier wieder am Ende wieder alles gut, wenn es auch nicht das "Traumende" werden soll und mit ein, zwei Überraschungen aufwarten kann. Bemerkenswert an der ganzen Sache ist, dass die Produzenten das Ende noch eine Spur "depressiver" darstellen wollten, jedoch kam das beim Testpublikum nicht sonderlich an. So drehte man diese "aufgebesserten" Schluss-Szenen nach.
Ja, und wenn ihr wie auch ich dem Testpublikum für diese Kritik gerne die Hand schütteln wollt, könnt ihr ruhig mal zu "Annapolis" greifen.
Er bietet die typische "Familien-Unterhaltung" auf fremden Terrain , grundsolide abgefilmt, gewürzt mit allen Klischees der emotionalen Tiefe und einem klasse Score. Es gibt nicht viel auszusetzen, nur dass ich mir im finalen Kampf einen Schlag mehr auf die Fresse von Tyrese Gibson gewünscht hätte...
9/10