Mit „Sherlock Holmes in Washington" - so der Originaltitel des fünften Streifens aus der Rathbone/Bruce-Reihe - wurden die Holmes-Fans erneut überrascht. Denn auch wenn mit diesem Film ein politischer Bezug zu der damaligen Zeit eher im Hintergrund blieb, so war die Jagd nach einem geheimen Dokument - untergebracht in einem Zündholzbrief als Mikrofilm - schon echt agentenmäßig angehaucht und damit ziemlich amerikanisch. Ich bin mir sicher, man hätte diesen Streifen auch ohne Holmes als Krimi bringen können, doch die Story passt mit seinen vielen Puzzleteilen ganz gut zum Londoner Meisterdetektiv.
Sicher ist es ungewohnt, Holmes und seinem Freund Dr. Watson jenseits des großen Teiches bei den Ermittlungen zuzuschauen, zumal man es sich nicht nehmen ließ, das Duo auf einer Stadtrundfahrt diverse Sehenswürdigkeiten bestaunen zu lassen. Aber der Schwerpunkt fällt recht schnell wieder auf die Ermittlungen und Holmes trifft dabei wieder einmal auf einen ebenbürtigen Gegenspieler, der auch hinter dem Geheimdokument her ist. Eigentlich schade, dass George Zucco, der den Gangster Hinkel spielt, nicht wie früher als Moriarty auftrumpfen darf, wäre doch wirklich ein nettes Wiedersehen gewesen. Auch ist es dramaturgisch etwas ungeschickt, dass dieser Hinkel erst ziemlich zum Schluss gegen Holmes antreten darf, somit ist ein Duell auf Augenhöhe nur bedingt zu bewundern. Rathbone zeigt aber wieder einmal seine unübertroffene Wandlungsfähigkeit, wenn er als verschrobener Kunstkenner seine Widersacher zur Weißglut bringt und zum Finale wird's dann auch etwas bleihaltiger als sonst, wie gesagt, ist eben etwas amerikanisch hier...
Fazit: Recht flotter Holmes-Streifen mit netten Agentenversatzstücken und etlicher Puzzlearbeit, die rundweg Spaß macht. Dennoch sehnt man sich wieder mal nach einem zünftigen „Gothic Horror"-Film. Warten wir's ab...