Review

Ich durchforste die Wühltische von „Aldi“ und „Müller“ ja schon mein ganzes Leben lang, studiere eifrig die „1-Euro“-Artikel der hiesigen Internet-Auktionshäuser und in meiner Stammvideothek hab ich vor dem Regal mit den ausrangierten Tapes bereits zwei immerwährende Mulden in den billigen Teppichboden gestanden.
Die Ausbeute ist meist aber eher mau: Meistens brilliert ein Streifen nur in eins-zwei netten Szenen, selten ist einer mal als wirklich sehenswert einzustufen, die meisten Streifen, die man aus diesem Meer der unbekannten, vergessenen B-Movies an Land zieht, sind aber einfach übelster Dreck und zurecht vergessen.

Doch es gibt Ausnahmen!
Ausnahmen, welche die investierten drei Euronen wie einen Witz erscheinen lassen.
Ausnahmen, die unter Beweis stellen, dass man auch ohne großes Budget einen mehr als ansehnlichen, spannenden und/oder unterhaltsamen Film abliefern kann.
Ausnahmen, welche einem wieder Mut machen und beweisen, dass da draußen doch noch ein paar ungeborgene Schätze für den alternativen Filmfreund bereit stehen.
Ausnahmen wie THE DISTURBANCE!

Erstmal eines vorweg: Die Inhaltsangabe auf der DVD-Rückseite ist Mist und hat mit dem Film absolut nichts zu tun!
Hier die wirkliche Story:
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Clay. Er ist Mitte zwanzig, jobbt als Tellerwäscher, wohnt noch bei seinen Eltern, liebt es, den ganzen Tag am Strand rumzugammeln… und ist nebenbei bemerkt ein Psychopath. Ihn plagen Halluzinationen und alptraumhafte Visionen, in denen sich entweder Menschen in Ungeheuer verwandeln, oder er sich in Blut suhlt.
Als Clay also mal wieder am Strand abhängt, lernt er die hübsche Susan kennen und beide verbringen etwas Zeit miteinander. Sie gehen was essen oder bei theatralischer Hintergrundmusik am Strand spazieren… was man als frischgebackenes Pärchen eben so anstellt.
Doch Clays geistiger Zustand verschlimmert sich Zusehens, und da er Susan nicht über sein Leiden aufklärt, will diese nach einem heftigen Aussteiger seinerseits nichts mehr von ihm wissen.
Clays Psyche fährt Geisterbahn, ein Horrortrip jagt den nächsten und bald weiß er Realität und seine blutigen Mordfantasien nicht mehr von einander zu unterscheiden…

THE DISTURBANCE ist ein klasse Psycho-Schocker! Zwar auf B-Movie-Niveau (Darsteller sind unansehnliche NoNames, die Sets schäbig und die Monsterfratzen plumpe Gummimasken…), die Wirkung, die dieser Film aber mit seinen einfachen Mitteln erzielt, ist erstaunlich:
Der Zuschauer wird ständig ins Boxhorn gejagt, weiß genauso wenig wie unsere wahnsinnige Hauptfigur, was nun Wirklichkeit und was Fiktion ist, und – Pluspunkt Numero Uno – man weiß nie, was als nächstes passiert, …womit sich der Streifen hinsichtlich der gewaltigen Masse aller routinemäßig und nach Schema F ablaufenden Horrorthriller ein ganz, ganz dickes Goldsternchen einheimst.

Da man als Zuschauer permanent im Dunkeln tappt, und da die pechschwarze Psyche unseres Protagonisten und seine Verlorenheit in dieser wirklich hervorragend inszeniert werden, schwappt tatsächlich ein ganzer Schwall dieser düsteren „Schizo“-Atmosphäre vom Bildschirm auf den Fernsehsessel über und macht sich im Kopf des Zuschauers breit…
… und dieser Effekt ist meiner Meinung nach für ein Drei-Euro-Filmchen vom Grabbeltisch schon echt erstaunlich.

Vergleichen kann man THE DISTURBANCE wohl am ehesten mit älteren, ebenfalls sehr sleazigen und drastischen Serienkiller-Klassikern wie „Three on a Meathook“, „Blutbad des Schreckens“ oder „Driller Killer“.
Allzu viel roter Lebenssaft wird hier jedoch nicht vergossen und im Zentrum des Geschehens stehen keine Kills oder Bluteffekte, sondern eben die verquere Psyche unseres Protagonisten.

Fazit:
Es gibt sie doch noch – die kleinen, aber feinen Perlen unter dem ganzen B-Movie-Schrott, welche das viele Ärgern über Fehlgriffe ausgleichen und die Mühe und das Ausharren belohnen.
THE DISTURBANCE – ein sehr stimmiger, atmosphärisch dichter und todernster Serienkiller-Psycho-Weirdo-Wacko, der allen Liebhabern des Käsekinos gewiss wohl bekommen dürfte…

Details
Ähnliche Filme