Während Steven Seagal fast nur noch durch Bullshit wie „Out for a Kill“ und „Out of Reach“ kaspert, hat Wesley Snipes ein besseres Händchen bei der Auswahl seiner B-Rollen und legt mit „The Marksman“ einen netten Actioner vor.
Der Held (Wesley Snipes), der nur mit seinem Spitznamen Painter (weil er die Ziele für Raketentreffer markiert) angesprochen wird, ist natürlich der beste Mann im Stall der US-Army und wird natürlich wie es sich für einen B-Film gehört im Zuge einer Übung vorgestellt, bei er mit seiner Truppe durch den (wie man später erfährt deutschen) Wald turnt. Doch trotz aller Innovationsarmut (unser Held hat auch noch ein Trauma von einem früheren Einsatz, so wie man es aus zig anderen Filmen kennt) macht der schnittig inszenierte Beginn durchaus Laune.
Danach holt Regisseur Marcus Adams allerdings noch mal extraweit mit der Klischeekeule aus: In Russland ist ein rebellischer Schurkengeneral (ausgerechnet auch noch aus Tschetschenien *argh*), der gefangene Soldaten am liebsten im Mehrpack abknallt, am Randalieren und man selbst fühlt sich machtlos. Klar, dass die großmütigen Amis den Painter und den Rest seiner Einheit losschicken, um gefangene Wissenschaftler zu retten und ein vom Schurken eingenommenes, an sich stillgelegtes Atomkraftwerk für einen Raketentreffer zu markieren. Ergo null Glaubwürdigkeit, aber irgendwie erwartet man das bei den meisten B-Actionern neueren Datums gar nicht mehr.
Also springt die Einheit in Russland ab, nähert sich dem Zielobjekt und befreit die überlebenden Geiseln. Doch Painter kommt die ganze Sache zu einfach vor und tatsächlich entpuppt sich das Ganze als Falle….
„The Marksman“ ist ein recht überzeugender B-Snipes, besser als „7 Seconds“, aber trotzdem mit Schönheitsfehlern. Leider trübt leichter Stock Footage Einsatz (man recycelt den allseits beliebten Fallschirmsprung aus „Navy Seals“ sowie diverse Flugzeugträgeraufnahmen) die Freude am Film, ebenso wie einige herbe Klischees. Gerade Russland und die Russen werden so dargestellt als wäre „The Marksman“ nicht 2005, sondern kurz nach Ende des Kalten Krieges gedreht worden. Apropos Russland: Das wird hier von Rumänien gedoubelt, aber immerhin recht überzeugend. Ansonsten trüben noch kleine Logikfehler wie die unglaubwürdige Beschattung eines Trucks mit einem knallroten Auto das Bild, aber andrerseits sind dies Schwächen, die fast jeder B-Film der letzten Jahre hatte.
Dafür verfügt „The Marksman“ über eine Qualität, die man bei vielen B-Actionern neueren Datums vermisst hatte: Er ist teilweise wirklich spannend. Wenn die Einheit durch Katakomben schleicht oder kurz vor der Entdeckung steht, dann bietet „The Marksman“ durchaus etwas Nervenkitzel, selbst wenn man am guten Ausgang der Geschichte keinen Zweifel hegt. Zudem erzählt Regisseur Marcus Adams die Story kurzweilig und vermeidet Längen, dass es eine echte Wonne ist.
Fans von Snipes’ Martial Arts Fähigkeiten gucken hier in die Röhre, denn der Mann bekommt nur zwei megakurze Handgemenge, ansonsten sind Shoot-Outs angesagt (was aber durchaus realistisch ist). Die bieten dann auch einige blutige Einschüsse und sind schick inszeniert, gelegentliche Eyecatcher wie eine Explosion oder ein sich überschlagendes Auto peppen das Ganze auf. Leider hapert es hier an der Actionmenge, da sich der Großteil der Feuergefechte auf das letzte Drittel konzentriert. Mit deutlich mehr Action dieser Art hätte „The Marksman“ trotz aller Klischees vielleicht noch ein B-Actionhighlight werden können.
Das Charisma seiner „Blade“-Rollen erreicht Wesley Snipes hier leider nicht, aber den schweigsamen Soldaten nimmt man ihm trotzdem ganz gut ab. Der Rest des Soldatenteams spielt auch ordentlich, nur die Fieslingsmimik geht selten über böse gucken hinaus.
Bleibt unterm Strich ein überdurchschnittlicher B-Actionfilm, gut inszeniert und überraschend spannend. Leider trüben Klischees und leicht Actionmangel den Spaß.