Review

Captain Red und sein Gehilfe mit dem Spitznamen Frosch , können auf dem Meer von ihrem Floß auf eine spanische Galeone klettern und sich so nach 4 Jahren auf einer einsamen Insel retten . Red verschweigt dabei lieber seinen Namen , ist er doch ein gesuchter Pirat , der allerdings für tot gehalten wird . Als Red dann vom inhaftierten Schiffskoch erfährt , dass sich ein goldener Thron der Azteken an Bord befindet , zettelt Red eine Meuterei an um das Schiff übernehmen zu können . Von nun an gibt es für ihn nur noch den Thron . Frosch verliebt sich allerdings in die Nichte des Gouverneurs von Maracaibo , die ebenfalls an Bord ist . Beide werden ihre Schätze nicht lange behalten ...

" Piraten " war im Jahr seiner Veröffentlichung ein Flop .
30 Millionen Dollar Budget und kaum 1 Millionen Einnahmen an den Kinokassen . Dass er in den folgenden Jahren keine große Popularität hinzugewinnen konnte , lässt sich schon daran erkennen , dass es hier nicht ein einziges Review zu ihm gibt , und das trotz des Aufwandes , mit dem er hergestellt wurde und trotz der großen Namen als Regisseur und Hauptdarsteller - Roman Polanski und Walter Matthau .
Dabei hatte man sich so viel Mühe gegeben .
Polanski arbeitete viele Jahre an dem Projekt , die Sets sind detailliert und die Kostüme prächtig , die Musik abenteuerlich , die Außenaufnahmen an exotischen Orten gedreht . Allein das Schiff " Neptune " wirkt selbst auf einem heutigen TV Bildschirm beeindruckend groß und wenn der Frosch an der gigantischen Galionsfigur klettert , wünscht man sich , diese Bilder im Kino gesehen zu haben .
Walter Matthau spielt seine Rolle als hinterhältiger , aber auch gewitzter Kapitän glänzend wie eine düstere Version von Kapitän Haddock ( aus den " Tim und Struppi " Comics ) und zusammen mit der kongenialen Synchronstimme von Wolfgang Völz handelt es sich für mich bei Captain Red wohl um den besten Film-Piraten aller Zeiten ( ja , vor Jack Sparrow ) . Einige Handlungen Reds sind zwar gerade aus heutiger Sicht nicht gerade sehr ehrenhaft ( er versucht Frosch zu essen , befiehlt eine - nicht stattfindende - Vergewaltigung , töte eine Ratte und wirft sie in die Suppe , überlässt seine Männer ohne zu zögern dem Schicksal , lässt Gefangene um Leben und Tod kämpfen ) , zeigt aber damit ein Piratenbild , das eher dem Bild des Cowboys in Spaghetti Western nahesteht , als jenem in John Wayne Western . Hier ist man nicht ehrenhaft , sondern egoistisch und brutal und so sicher näher an der Realität als die meisten anderen Piratenfilme .
Daneben bleiben die meisten anderen Rollen leider flach und uninteressant - allen voran der Frosch . Denn Rolle wie Schauspieler sprühen nicht gerade über vor Charme oder Witz und so erinnert er an jene jungen Kerle , die man in die " Fluch der Karibik " Teile einbaute , nachdem Orlando Bloom ( den ich jetzt auch nicht gerade sehr prickelnd fand ) nicht mehr mitspielte . Gesicht wie Rolle sind sofort wieder vergessen . Charlotte Lewis als Nichte des Gouverneurs von Maracaibo ist wenigstens eine Augenweide und auch sonst durchaus treffend besetzt .
Daneben gibt es Bösewichte mit lächerlich überdimensionierten Perücken , Gefechte an Land und auf See , Gelage und Schätze - also alles was ein zünftiger Piratenfilm benötigt . Und dennoch konnte auch mich der Film leider nicht komplett überzeugen .
Schon vor Jahren hatte ich versucht ihn mir anzusehen ( und dachte eigentlich , dass ich es getan hätte ) , musste jetzt jedoch feststellen , dass ich kaum die erste halbe Stunde gesehen hatte .
Denn so richtig mitreißend ist der Film nicht und zerfällt in mehrere Episoden , die , trotz einer übergreifenden Geschichte - nämlich die Jagd nach dem Goldenen Thron - nie so ganz zusammenfinden wollen . Da geraten Red und der Frosch erst auf das spanische Schiff und zetteln eine Meuterei an ( die beste Episode ) , fahren dann mit dem Schiff auf eine Pirateninsel wobei die gefangenen spanischen Offiziere mit dem Schiff entkommen können , als drittes geht es dann nach Maracaibo um den Thron erneut zu stehlen und wo man selber gefangen genommen wird , bevor man als letztes flieht und den Thron zum dritten Male stiehlt . 
Der Showdown ist dann viel zu schnell vorbei und das nicht gerade sehr glückliche Happy End dürfte vielen Zuschauern den Film endgültig madig machen .

Fazit : Mit großem Aufwand produziertes Piraten Epos das , trotz glänzendem Walter Matthau als hinterhältigem Piratenkapitän , nie so richtig mitreißend ist . Warum ? Keine Ahnung ! Eigentlich enthält der Film alle Zutaten , die er benötigt . Allein für Matthau und die Bilder lohnt sich aber das einmalige Ansehen für Freunde klassischer Abenteuerfilme allemal . Zu einem Klassiker wird er aber nicht mehr werden ...

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