Bevor Sandy Collora den genialen Kurzfilm „Batman : Dead End“ realisierte drehte er bereits dieses sehr eigenwillige Werk. Der ganze Film ähnelt mehr einem Videoclip als einem Spielfilm, was sich nicht nur durch die extravagante Optik zeigt. Die Story ist erst nach mehrmaligem Ansehen halbwegs nachvollziehbar, ein richtiger Plot existiert aber nicht. Außerdem kommt „Archangel“ völlig ohne Dialoge aus, die einzige Geräuschkulisse ist ein epischer, meditativer Gesang der über die ganze Laufzeit hinweg anhält.
Obwohl Collora vor „Archangel“ als Regisseur nur den (mir unbekannten) Kurzfilm „Solomon Bernstein’s Bathroom“ drehte sammelte er bereits extrem viel Erfahrung als Special Effects-/ Creature-Designer an diversen Hollywoodfilmen. Mit dabei so unterschiedliche Werke wie „Nightmare on Elm Street 5“, „The Arrival“, „Dogma“ oder „Men In Black“. Diese Erfahrung merkt man der Inszenierung seiner eigenen Kurzfilme mehr als nur ein wenig an: Perfekte Kameraeinstellungen, stimmige Schnittarbeit und eine allgemein sehr hochwertige Ästhetik. Außerdem muss Collora in diesen Kurzfilmen keine künstlerischen Kompromisse eingehen, da ein Mainstream-Publikum überhaupt nicht angesprochen wird. In der Tat fordert dieser Kurzfilm ein bisschen Reflexion von seiten des Zuschauers, sonst wird man mit den kryptischen und symbolischen Bildern wohl herzlich wenig anzufangen wissen.
Stilistisch glückte Collora diese Arbeit voll und ganz: Jedes Bild ist von anmutiger Schönheit und die dargestellte, befremdliche Endzeitwelt erinnert an große Vorbilder wie Alejandro Jodorowsky, H.R. Giger oder auch Alex Proyas.
Fazit: Vor allem weil man sich „Archangel“ kostenlos im Internet ansehen kann, ist der Film eine absolute Empfehlung, auf jeden Fall ein Geheimtipp für alle die sich für experimentelle Kurzfilme interessieren.
07 / 10