Die Grundlage für den mir hier vorliegenden "American Gun" sind zweifelsohne die Schulmassaker von Columbine und Erfurt. Letzterer fällt für die Amerikaner wohl weitaus weniger ins Gewicht, doch wenn man sich als deutscher an die Geschehnisse in Erfurt erinnert, ist es interessanter und nicht so unnahbar, als wenn man nur über den großen Teich schielen würde.
Die Geschichte dieses Dramas ist recht komplex. "American Gun" ist kein Film für zwischendurch oder gar nebenher. Die Handlungstränge sind auf zwei Schulen in den USA verteilt. An einer davon versucht ein Junges Mädchen, welches gerade in eine Kleinstadt gezogen ist, sich ein neues Leben aufzubauen. Um etwas Geld zu verdienen arbeitet sie im Waffengeschäft ihres Onkels Carl Wilk (Donald Sutherland). Sie hasst Waffen, versucht aber dennoch ihre Abneigung in Verständnis umzumünzen. Im krassen Gegensatz zu dieser quasi "Befürwortung" von Faustfeuerwaffen steht nun die andere Story.
Schuldirektor Carter (Forest Whitaker), angestellt an einer Schule, welche vor 3 Jahren einem Amoklauf zweier Jungs zum Opfer fiel (der Vergleich zum Columbine-Massaker liegt nahe), versucht vehement den Schmutz der Straße und Gewalt aus seiner Schule zu verbannen. Darüberhinaus vernachlässigt er Frau und Kind, schafft es aber einige junge Menschen davon zu überzeugen, das sie auch ohne Waffen durchs Leben gehen können. Anderer Bestandteil dieses Geschehens ist die Familie Huttenson. Mutter Janet (Marcia Gay Harden) verwindet nur schwer, das ihr Sohn damals einer der Täter war. Ihr nun verbliebener Sohn David (Chris Marquette) leidet unter ihrer ständigen Kontrollwut und ihrer depressiven Art. Ständig wird er mit seinem Bruder verglichen, und auch die Nachbarn warten nur auf ein Anzeichen das auch David zur Waffe greift.
Interessant und wenig polemisch aufgearbeit wirkt dieses Psychogramm sehr authentisch auf den Zuschauer. Die Angst und Verzweiflung sowie Hilflosigkeit stehen im Vordergrund der guten 90 Minuten Laufzeit.
Darstellerisch gibt ist beleibe nichts zu meckern. Veteran Donald Sutherland hat zwar wenig Screentime, aber er offeriert mal wieder keinerlei Schwächen in seiner Art eine Rolle zu verkörpern. Marcia Gay Harden ist ihre Rolle als hysterische Mutter wie auf den Leib geschneidert. Löblich ist hierbei zu erwähnen das ihre ätzende, gar lächerliche Darstellung aus Frank Darabont's "Der Nebel" kaum zum tragen kommt und sie sich auf gute Schauspielarbeit beschränkt. Tony Goldwyn als gebrochener Cop ist ebenso gut wie Chris Marquette in der Rolle des geschassten David, welcher eigentlich nur ein Junge sein will. Herausragend ist mal wieder Forest Whitaker. Seine Art einen gebrochenen, hilfegebenden dabei aber im eigenen Leben unbeholfenen Teddybär zu miemen ist einfach perfekt für ihn.
FAZIT:
Nach "Elephant" ein weiterer Film über die dunkle High-School-Massaker Geschichte der Amerikaner. Gut gespielt, interessant umgesetzt und nicht ohne Fingerzeig inszeniert. Kein perfekter Film, aber ein überaus brauchbarer in der heutigen Zeit der Rohrkrepierer. Die Darsteller zeigen gute Leistungen und sorgen für 90 Minuten spannende und im Anschluss nachdenkliche Unterhaltung.
8/10