Mit der Verehrung von Nationalhelden ist es immer eine besondere Sache. Sind es nicht gerade die Dichter und Denker eines Landes, so werden die grossen Schlachtenlenker der Vorzeit gern auf Münzen oder Geldscheine gedruckt und vergöttert. Dabei wird natürlich fein säuberlich zwischen den moralisch einwandfreien Verteidigern bzw. Befreiern und den moralisch verwerflichen Massenmördern unterschieden. Natürlich gibt es auch in Südkorea auf der 100-Won-Münze einen genialen General, der in grauer Vorzeit gegen eine Übermacht japanischer Schiffe heldenhaft einen Sieg errungen hat und im ganzen Land verehrt wird. General Lee Soon-shin ist ein Nationalheld und verhinderte durch seinen schier unfassbaren Sieg die Besetzung Koreas durch die Japaner.
Wenn man sich die Geschichte Koreas etwas genauer ansieht, so fällt die Anfälligkeit des Landes für Eroberungen und Besatzungen durch die jeweiligen Nachbarn auf. Waren es oftmals die "Barbaren" aus dem Norden, so spielte der Eroberungstrieb der Japaner im letzten Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Somit fällt es etwas leichter, den Schmerz über Trennung des Landes und die als Besatzung empfundene Schutzmacht USA zu verstehen. Auch die höfliche Distanz zum Nachbarn Japan wird geschichtlich betrachtet nachvollziehbarer.
In diese Grundstimmung hinein kommen nun in Südkorea in regelmässigen Abständen recht nationalistische und patriotische Filme auf den Markt, sie beschwören den Wunsch nach Wiedervereinigung und eigener Stärke. Selbst antiamerikanische Andeutungen finden sich manchmal in solchen Filmen wieder. "Heaven´s Soldiers" versucht ideologisch sehr fragwürdig, aber unterhaltungstechnisch absolut einwandfrei, auf dieser nationalistischen Welle mitzuschwimmen. Mit ein wenig Komik abgeschwächt, aber eindeutig manipulativen Tricks wird ein Genremix aufgetischt, der nur zum Popcornkino mit Kurzzeitgedächtnis ausreicht.
Der Film geht davon aus, dass Nord- und Südkorea im Jahre 2000 beim historischen Treffen beider Regierungschefs ein geheimes Programm zur Entwicklung von Atomwaffen ins Leben gerufen hat. Endlich sollte das Land durch die Bombe gestärkt zur Einheit geführt werden und die Schmach der Vergangenheit sich niemals mehr wiederholen. Allerdings wird man in der Neuzeit durch Abrüstungsgespräche zur Übergabe der Bombe und zur Aufgabe des geheimen Programms durch die übrige Welt förmlich gezwungen. Hier beginnt nun "Heaven´s Soldiers".
Der südkoreanische Major Park Jung-woo ( gespielt von Hwang Jeong-min ) sitzt mit den Mächtigen beider koreanischen Länder und dem nordkoreanischen Major Kang Min-gil ( gespielt von Kim Seung-woo ) zusammen im geheimen Bunker. Während er dem Verzicht zustimmt, kommt dies für seinen nordkoreanischen Partner offensichtlich nicht in Frage. In einer Nacht- und Nebelaktion stiehlt Min-gil mit seinen Leuten den Sprengkopf und begibt sich mit der Atomwissenschaftlerin Kim Su-yeon ( gespielt von Kong Hyo-jin ) als Geisel auf die Flucht. Die Verfolgung nimmt widerum Jung-woo mit seinen Leuten auf und stellt die Flüchtigen. Mitten im Schusswechsel zwischen den Gruppen überfliegt nun ein Komet diese Stelle und reisst die gesamte Truppe zurück ins Jahr 1572. Sie landen mitten im Schlachtengetümmel zwischen unterlegenen Dorfbewohnern Koreas mit den "Barbaren" aus dem Norden. Nach Überwindung des Schocks durch den Zeitsprung werden sie zu Helfern für die Unterlegenen und von denen als Heaven´s Soldiers bezeichnet und verehrt. In der kommenden Nacht werden sie in ihrer Höhle von einem Unbekannten bestohlen ; dieser Unbekannte ist niemand anderes als Lee Soon-shin ( gespielt von Park Joong-hoon ). Allerdings ist der spätere General alles andere als berühmt, sondern gerade durch die militärische Prüfung gefallen und hält sich mit Schmuggel und Diebstahl über Wasser. Damit türmen sich jetzt die Probleme für unsere zusammengewürfelte Truppe. Der verschwundene Sprengkopf muss gefunden werden, der kommende General auf den rechten Weg gebracht werden und den Dorfbewohnern ohne die Geschichte zu verändern geholfen werden. So ganz nebenbei will man aber auch irgendwie wieder zurück in die eigene Zeit.
Die Ausgangslage durch diese Zeitreise ist natürlich mehr als interessant und der Film bezieht auch zu Beginn eine Menge Komik daraus. Auch die zu Beginn überhaupt nicht glorifizierte Darstellung des Generals Soon-shin sorgt für einige gelungene Lacher. Dann allerdings beginnt der Film damit eine sehr manipulative und nationalistische Stimmung aufzubauen. Er beginnt die Verbrüderung und Vereinigung von Nord und Süd dadurch forcieren zu wollen, indem der gemeinsame Feind als übermächtig und absolut barbarisch dargestellt wird. Nicht nur der kommende General wird auf Linie getrimmt, auch die aus der Zukunft kommenden Soldaten treten gegen die "Barbaren" an und kämpfen dabei stolz und selbstgefällig mit ihren ungleich besseren Waffen. Die Stimmung und Rechtfertigung für dieses blutige Finale bezieht der Film aus einer Szene, in der einem weglaufenden Kind von hinten ein Speer durch den Körper getrieben wird ; solche "Barbaren" kann man wirklich nur hassen und gegen sowas muss man sich natürlich verbünden. Der ideologische Wert des Films ist somit mehr als fragwürdig, doch wie sieht es mit dem reinen Unterhaltungswert aus?
Da ist er wieder sehr gelungen, der Film unterhält und ist bis auf wenige Längen in der Mitte auf sehr flott inszeniert. Die Landschaften und Kostüme sind aufwenig und schön eingefangen, die Geschichte an sich auch sehr reizvoll und nicht alltäglich.
Bei den Schauspielern gibt es wenig zu bemängeln, es sind alles keine Unbekannten und die Leistungen sind entsprechend solide. Allerdings ist die quirlige Kong Hyo-jin als Atomwissenschaftlerin eine unglaubwürdige und unfreiwillig komische Fehlbesetzung. Das Schlachtengetümmel zum Schluss ist überraschend brutal und blutreich ausgefallen, es wird natürlich heldenhaft gestorben und trotz klaffender Wunden bis zum Schluss verbissen gekämpft. Der kleine Berg an Erkennungsmarken spiegelt am Ende die Opferbereitschaft fürs Vaterland deutlich wieder, im Bezug auf solche Produktionen kommen die Südkoreaner langsam den Amerikanern recht nahe.
Somit bleibt "Heaven´s Soldiers" ein Mix aus Fantasy, Comedy und Action mit einer schwer verträglichen und manipulativen Dosis Pathos und Nationalstolz, aber einem nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert, hat man denn genügend Cola, Popcorn und Nachos zur Hand.
Für mich in der Gesamtbetrachtung nicht mehr als 6 Punkte.