Review

Roman Polanski, der Name steht eigenltich für Qualität, ja mehr noch, für Gaumenschmaus der Kinounterhaltung. Viele seiner Filme sind für mich Klassiker, allen voran Chinatown oder Der Pianist.

Unter diesen Vorzeichen war es für mich gar keine Frage früher oder später Oliver Twist anzuschauen, denn nicht nur, dass der Schöpfer Charles Dickens ist, sondern auch eben dieser Roman Polanski hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Stoff Dickens in laufende Bilder zu bringen.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich bis jetzt leider nicht dazu gekommen bin, das Buch von Dickens zu lesen. Wer sich aber nur ansatzweise mit Literatur beschäftigt stößt früher oder später immer auf den Hinweis, dass dieses Buch ein Klassiker in der gesamten Weltliteratur ist. Auch das war ein Vorzeichen für mich, dem ich mich ergeben musste.

All diese Vorzeichen, diese Lobeshymnen, sowohl auf den Autor des Buches, wie auch auf den Regisseur, machen es wahrscheinlich Oliver Twist im Nachhinein betrachtet so schwer zu bestehen. Denn es ist, wie es immer ist: zwei Topmannschaften machen noch lange kein großes Spiel!

Ben Kingsley spielt Fagin schon sehr anmutend, auch der kleine Oliver Twist ist süß gespielt. Die anderen Schurken überzeugen auch mit ihrer etwas skurillen Art. Ja insgesamt die schauspielerische Leistung lässt den Film nicht im Stich.

Problematisch ist allerdings, dass zu wenig passiert, zu viele Längen im Film herrschen, die nicht vollendent, nich ausgereizt wurden. Es fehlt Charme, ein Charme, der bei alten Schriftstellern aus der Zeit Dickens selbstverständlich war. Polanski hat es zwar geschaft, die Story von Dickens zu verfilmen, es ist ihm aber gänzlich misslungen, die Zeit, in der die Geschichte spielt und die Stimmung, die zu dieser Zeit in der Literatur herrschte, in den Film einzubauen. Es fehlt an Romantik, an Einfühlsamkeit für die Denkweisen eine Charles Dickens.


Fazit:

Oliver Twist
ist keineswegs ein grottenschlechter Film. Die Schauspieler, allen voran Ben Kingsley, gefallen sehr gut. Das große Problem des Films ist aber, dass Roman Polanski es nicht verstanden hat, auf der Welle von Charles Dickens mitzuschwimmen und seinen Stil in den Film einzubauen. Es fehlt die etwas melancholisch charmante Romantik, für die die Schriftsteller in der Zeit Dickens so berühmt waren... zugegebenermaßen ist es auch relativ schwierig einem Genie, wie Charles Dickens, gewachsen zu sein und nur annähernd auf Augenhöhe zu begegnen. Auf der anderen Seite, wenn man eine "Vorlage à la Zinedine Zidane" bekommt, dann ist es nicht mehr schwierig ein "Tor" zu schießen...
Ferner ist der Film mit einer Lauflänge von ca. zwei Stunden zu lang, allerdings nur im Bezug auf die Story, die uns Polanski vermittelt hat. Ich bin der Überzeugung, dass bei einer impulsiveren Story, eine Laufleistung von weit über zwei Stunden möglich gewesen wäre!

5.5/10 Punkte

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