The Great Yokai War -Takashi Miike-
Würden in The Great Yokai war sadistische Folterungen statfinden wie in einigen derzeit angesagten Trash Teenslashern bin ich mir sicher hätten die Leute hier in der OFDb dem Film auch gleich ein paar bessere Bewertungen verpasst. Worauf ich hinaus will ist das ich manche Wertungen (besonders hier in der OFDb) nicht verstehe. The Great Yokai War ist ein japanischer Fantasy Film gedreht von dem wohl eigenartigsten und mit genialsten Regisseur unserer Zeit, Takashi Miike. Was habt ihr erwartet, "Der Herr Der Ringe aus Japan?". Bei einem Takashi Miike Film sollte man grundsätzlich keine Erwartungen haben, am besten man lässt den Film einfach auf sich zukommen. Alleine dieser Name ist Beweis dafür das es sich um The Great Yokai War nicht um einen gewöhnlichen Fantasyfilm handelt. Miike (der Mann der wahrscheinlich schon mit E.T. zusammen gekifft hat) war bei diesem Projekt für Regie und Screenplay verantwortlich, das reicht eigentlich völlig an Erklärung ;-)
Bei The Great Yokai War (Yôkai daisensô im Original, bleibe nun auch bei diesem Namen) handelt es sich übrigens um ein Remake einer in Japan recht erfolgreichen trashigen Filmtrilogie aus den 60ern. Inwiefern sich Miikes Remake/Neuinterpretation sich von diesen Filmen aber unterscheidet kann ich leider nicht sagen da ich die Klassiker nicht gesehen habe. Yôkai daisensô hat mich aber voll und ganz überzeugt. Zugegeben als ich den Trailer sah war ich alles andere als Begeistert, doch der Film zieht schon ab den ersten Minuten völlig in seinen Bann. Die Geschichte um einen kleinen Jungen der die Welt vor dem Bösen retten muss ist natürlich nichts neues, aber es ist Miikes Erzählart und das ganze drum herum das den Film so besonders macht. Ein wenig erinnert Yôkai daisensô an einem Ghibli Film. Der Zuschauer befindet sich in einer völlig anderen Welt, er sieht etwas was er in keinem anderen Film zuvor gesehen hat. Ob einem das nun gefällt oder nicht überlasse ich jedem selber. Die Effekte im Film sind ein ständiger Mix zwischen "OHOO" und "WÜRG", eine leicht trashige Seite kann ich dem Film absolut nicht absprechen (zumindestens in den Kampfszenen). Die Kostüme und das Make Up sind erstklassig, typisch für Miike denn es tauchen Figuren im Film auf wo man denkt "was nimmt dieser Regisseur für Drogen?". Die skurrilsten und eigenartigsten Wesen der japanischen Mythologie (Yokai würde übersetzt sowas ähnliches wie Dämon bedeuten) findet man in Yôkai daisensô. Natürlich gibt es im Film auch wieder genug andere Skurrilitäten und etliche sehr fragwürdige Szenen (das kann ich alles gar nicht aufzählen). Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag, Yôkai daisensô ist ein typischer Miike Film. Was viele hier nicht wissen dürften, die deutsche DVD ist zwar ab 16 Jahren freigegeben, allerdings nur aus dem Grund weil sich auf der DVD Trailer befinden die eine FSK 16 Einstufung erhielten. Der Film selber wurde ab 12 Jahren freigegeben (die Vermarktung soll also ältere Zuschauer ansprechen) was ich allerdings sehr fragwürdig finde. Es gibt zwar keine typischen Miike Splattereinlagen zu sehen, aber dennoch geht es in Yôkai daisensô auch nicht gerade zimperlich zur Sache. Man kann sich zwar darüber streiten, aber mit der 16er Freigabe der DVD ist der Film gar nicht mal so schlecht bedient.
Seit "The Ring" (US Remake) kann ich kleine Kinder als Hauptrolle in Filmen nicht mehr so wirklich ab. Ein echt nerviger Bengel. Allerdings ist das bei jungen japanischen Schauspielern wohl anders, denn der Hauptdarsteller Ryunosuke Kamiki spielt die Rolle des kleinen Tadashi echt gut. Er ging mir kein einziges mal auf die Nerven, viel mehr hatte er einen enormen Niedlichkeitsfaktor. Durch die ganzen Maskierungen und Verkleidungen konnte ich nicht viele Schauspieler erkennen. Zu nennen wäre hier noch Chiaki Kuriyama die mal wieder ein gewohnt geniales Miststück spielt und Mai Takahashi die recht sexy wirkt so als glitschiger Dämon *g*. Im Cast steht auch noch Renji Ishibashi den ich allerdings nicht entdeckt habe, aber ich kann mir einen Takashi Miike Film ohne ihn auch gar nicht vorstellen.Wie gewohnt in einem Miike Film agieren hier die Schauspieler super miteinander.
In Yôkai daisensô dominieren die ruhigeren Szenen. Trashige Overkills gibt es nur gegen Ende hin zu sehen. Miike setzt uns schöne Bilder vor, ein bisschen erinnerte mich der Anfang sogar an "Kikujiros Sommer" von Takeshi Kitano, so viele idyllische Bilder hätte ich dem "Meister des Paranoiden und Absurden" gar nicht zugetraut. In der zweiten Hälfte bekommen wir dann eine Art "Alice Im Wunderland" vorgesetzt, auch diese Welt also die Welt der Dämonen hat Takashi Miike super in Szene gesetzt. Zu bemängeln wären aber die Kampfszenen die sehr an Power Rangers erinnern und äußerst billig aussehen. Das passt einfach nicht zum Film, irgendwie steckt da zu viel CGI drin obwohl alles vorher mit Handarbeit kreiert wurde. Da man in Japan eh nicht über ein so großes Budget verfügt wie in Hollywood hätte man es mit den Effekten in Yôkai daisensô vielleicht nicht so übertreiben sollen. Für die Kämpfe und die übertriebenen CGI Overkills gegen Ende gibts daher einen kleinen Punkt Abzug.
Fazit:
Miike beweist mit Yôkai daisensô einmal mehr das es ein großartiger Filmemacher ist. Ein untypischer Miike Film, zugegeben da besonders die üblichen Tabubrüche fehlen. Doch das ist ja nicht das erste mal das Takashi Miike es ruhiger angeht. Ich bin sehr begeistert von Yôkai daisensô aka The Great Yokai War aka The Big Spook War aka Krieg Der Dämonen. Ein unglaublich interessanter Trip in eine Welt wie sie wohl nur die Japaner erschaffen können. Das der Film in Deutschland auf nicht allzu großes Publikum stoßen wird ist mir klar. Mit knapp 120 Minuten ist Yôkai daisensô wahrlich kein kurzer Film, aber längen sind mir nicht aufgefallen auch wenn der Film gegen Ende hin anfing zu schwächeln und auch eher nur ein mäßiges Finale zeigt. Eine Empfehlung an alle Asia und Fantasy Fans die mal etwas außergewöhnliches sehen wollen völlig Abseits des derzeitgen Gewaltporno Hypes. Yôkai daisensô dürfte bestimmt nur Exoten ansprechen, wer aber auf ungewöhnliches steht mit guten Schauspielern und einem niedlichen Hauptcharakter der dürfte mit Takashi Miikes Yôkai daisensô bestens bedient sein. Für mich eine völlige Überraschung, kurz gesagt: Ich bin fasziniert.
Übrigens ist die deutsche DVD von E-M-S sehr empfehlenswert. Auf Extras muss man leider verzichten (hätte gerne ein Interview vom Meister gesehen) doch für gerade mal 13€ bekommt man eine technisch makellose DVD.
P.S. Glaubt aber nicht das ihr in diesem Miike Film keine gewohnten Einlagen von Körperflüssigkeiten zu sehen bekommt ;-).
Ein Trip ins Land der Träume des Takashi Miike. 9/10 Punkte