“Es gibt immer Leute, die wissen alles. Und Leute. Die wissen nichts.“
Eine erstaunlich aktuelle Fassade wird in Der Brummbär aufgezogen, Großstadt, Weltstadt, Hochhäuser, Straßenlärm, Glasverzierung, brodelnde Zentrale und wogende Metropole. Der erste Eindruck täuscht, New York ist nicht der Schauplatz, wird man gleich abberufen, geht es nach einem Telefonat in den Flieger, der Heimat der Filmemacher Castellano & Piplo, geht's zurück nach Italien, speziell nach Pisa, geplant war ursprünglich Florenz. Ein Kulturschock nicht bloß für die einbestellte Frau und Hauptfigur, sondern bald auch für die Zuschauer, zumal in den Flieger auch noch ein Scheusal auf zwei Beinen einsteigt, “Was soll dann die Frontalanquatsche?', ein Brummbär mit mehr Potenz als Eloquenz:
Mary Cimino [ feurig: Debra Feuer ], eine Kellnerin aus New York, erhält einen Anruf von ihrem italienischen Ehemann Giulio Macchiavelli [ Jean Sorel ], der ihr mitteilt, dass er unerwarteten Reichtum erworben hat und sie um ihre sofortige Anwesenheit in Florenz bittet. Sie beeilt sich, mit dem Flugzeug aus Amerika abzureisen, aber am Flughafen wird ihr gesagt, dass es keinen Direktflug nach Florenz gibt, sondern nur nach Pisa. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, einen Platz zu ergattern, trifft sie auf den italienischen Anwalt Tito Torrisi [ Adriano Celentano ], der sich aus Gründen der Privatsphäre einen freien Platz reserviert hat. Mit viel Überzeugungsarbeit gelingt es ihr, ihn dazu zu überreden, ihr den leeren Platz zu gewähren, und während ihrer Fahrt wird sie sowohl von seinem rauen, gutaussehenden Aussehen angezogen als auch von seiner mürrischen Persönlichkeit verärgert. Einzig Emilia, Titos Sekretärin [ Angela Finocchiaro ] scheint sich um die Nöte der Frau zu kümmern.
“Weiber sind zu allem fähig. Das liegt tief verwurzelt. Und sie lügen, seit sie Kind sind. Kindeslügnerin mit Locken, typisch.“
Celentano wirkt im Deutschen immer wie sein Synchronsprecher, mal wie Hill, mal wie Chase, hier wie der Mann mit den verzogenen Mundwinkeln, mit mehr Abschreckung bis Abscheu als die wohl gewünschte Coolness, mit dem bösen stechenden Blick, also wie Stallone. Eine aussterbende Spezies, die letzte Gattung, die Grobheit als Zeichen der Komik, und trotzdem oder deswegen Schlag bei den Frauen, im Film zumindest, in Realität?: man ahnt es schon, man weiß es nicht. Wohin die Reise überhaupt geht und wozu sie führt: der Kniff mit den vertauschten Koffern, ein altes Gagkonzept, hier neu aufgelegt und umrührt und mit Celentano als Star sowie Feuer als Attraktion geschnürt.
Ein abrupter Überfall im Hotelzimmer später (“Wer sind sie? Wo ist mein Mann? Was wollen sie von mir? Wollen sie mich vergewaltigen?“) leiert sich die Geschichte auch an, man hat mehr Tempo als früher, das liegt am Krimi, den gleichen Charme wie damals (“Hier war ein Mann im Zimmer, der mich vergewaltigen wollte!'" - “Und, geschafft?“), die wenigen Haare nach vorne über die Platte gestülpt und noch spärlicher. Eine Verfolgung durch die ehrwürdige Altstadt, ein paar Gauner, ein paar Schergen, ein Toter und mehrere Suchaktionen später wird dann auch begonnen, sich zu erkunden und zu ermitteln, mal zusammen mit der “Schreibmaus“, mal alleine, gerne gegen eigenen Willen.
Dass die beiden Frauen dabei wesentlich besser zusammen passen würden als jemand mit dem Griesgram, dass die beiden Damen sich gleich miteinander verstehen und helfen, wenn auch in eine Richtung nur – Beziehungen sind nicht so die Stärke der Regisseure –, drückt sich dabei schnell durch und fällt auch einem Blinden auf. Den recht international wirkenden Ansatz des Filmes, welcher an die Kooperationen zwischen Douglas & Turner erinnert, oder Hogan & Kozlowski, oder Chamberlain & Stone, können die Amerikaner aufwändiger und eigentlich auch besser, das Huldigen des Stars hier, der damit seine letzte Arbeit für Castellano & Pipolo absolviert hat (oder andersrum), ist zuweilen nervig bis ärgerlich bis peinlich, es gibt eine Entführung, eine Befreiung, einen Geheimplan (“Oi, oi, oi, ihr Mann muss aber ein Umstandskommissar gewesen sein, was? Kein Zufall, dass er Machiavelli hiess. Hm, versteht sowieso keiner, lach’ ich allein darüber.“) und eine Art Schatzjagd, wobei der arme Celentano auf seine alten Tage (und dann noch ohne viel Beachtung, der Film taucht in den mittlerweile von Hollywood dominierten einheimischen Kassenschlagerliste gar nicht mehr auf) noch ins Abenteuergenre mit den Actionszenen wie dem explosiven Beschuss eines Jeeps aus einem Kleinflugzeug und anderen Sperenzchen muss.