Kazumi ist Schulbusfahrer und mit seinem Spießbürger-Dasein mehr als unzufrieden.
Als er eines Tages ohne eigenes Verschulden mit seinem Bus in die Karre einer Yakuza-Bande donnert, will ihn diese völlig ungerechtfertigter Weise zwingen die Rechnung für die Reparatur zu begleichen.
Doch Kazumi weigert sich. "Ich lass mich nicht länger herumschubsen!" sagt er zu sich und erklärt den Yakuzas damit den Krieg.
Seinem kleinen, aber ausweglosen Feldzug schließen sich eine Prostituierte und ein abgetakelter Boxer an...
Nein, ich hab' mir den "Hardboiled" NICHT nur versehentlich ausgeliehen, weil ich dachte den Actionknaller von John Woo in den Händen zu halten...
...und nein, ich bin kein so großer Fan des gleichnamigen Heroic Bloodshed-Klassikers, dass ich meine alles was nur im Entferntesten damit zu tun haben könnte, aufsaugen zu müssen.
Ich hab' mir mit "Hardboiled - Blutige Abrechnung" keinen "Woo" und auch keinen "Tsui Hark" erhofft...
...und doch eröffnete sich mir ein durchaus guter Yakuza-Action-Thriller...
Als erstes fällt auf, dass Riki Takeuchi die Hauptrolle, den Kazumi, bekeidet. Den meisten von euch dürfte Riki aus "Fudoh", "Gangsters", "Battle Royale 2" und der miike-schen "Dead or Alive"-Trilogie als der Mann mit dem minimalistischen Mimenspiel bekannt sein.
Er verkörpert den Kazumi mit Bravour, jedoch kauft man ihm die Rolle des frustrierten Spießbürgers keine Sekunde lang ab. Er sieht einfach mehr wie der typische Yakuza-Killer aus...
Die Motive der Hauptfigur Kazumi erscheinen auch nicht sehr logisch:
Weswegen startet er seinen Rachefeldzug? Weil sich die Yakuza-Heinis zuviel rausnehmen? Weil sie seine Ehre verletzt haben? Oder schlicht und ergreifend, weil er mitten in der Midlife Crisis steckt und keinen Bock mehr auf seinen miesen Job und sein in festen Bahnen verlaufendes Leben hat???
Wir erfahren es leider nicht genau...
... macht aber nix und ist letztendlich auch egal.
Vom Grundton her erinnert "Hardboiled" stark an "Gonin" und an Werke von Kitano und Miike (nur ohne die Melancholie, die "Wortkargheit" und die übermäßig drastischen Gewaltausbrüche),
fällt insgesamt also eher trist und düster aus, wobei aber nicht die Action, sondern eher die Hinführung zum Showdown "kleiner Mann von der Straße" Vs. Yakuza-Boss im Mittelpunkt steht.
Dennoch werden uns hier einige blutige Shoot Outs und gleich mehrere anstößige Sex-Szenen und Perversitäten präsentiert (Kazumi muss z.B. ein hart gekochtes Ei essen, in dem sich ein totes, bereits ausgewachsenes Küken befindet..... ah, vielleicht deswegen "hardboiled", hm!? ...)
und auch der der Schluss will ganz nach alter Takashi Miike- Manier nicht so wirklich Sinn ergeben...
Was haben wir hier also:
Gute Darsteller, coole Charaktere, eine nette Story, ein bisschen Sex, ausreichend Gewalt, ein ordentliches Maß an Spannung...
...insgesamt also einen soliden, zwar nicht übermäßig beeindruckenden, aber durchaus sehr ansehnlichen Yakuza-Thriller.
Optisch natürlich nicht so versiert wie ein Miike-Film und im Allgemeinen auch eher auf B-Movie-Niveau, insgesamt aber deutlich besser als "Last Drop of Blood" oder das ganze andere Zeug, das "Direct to Dvd" die Videotheken stürmt.
Mein Fazit daher:
Wer auf "Gonin", "Violent Cop" und andere japanische Yakuza-Filme steht, sollte ruhig mal einen Blick riskieren...