Review

Campanile als Krachmacher, als Klamaukkünstler, eine Explosion gleich zu Beginn, ein lärmiges Haudrauf auch viele Jahre später. Greystoke - Die Legende von Tarzan, Herr der Affen (1984) war später, Tarzan - Herr des Urwalds (1981) eher. Als Abenteuer im Urwald gestartet, das Hauptaugenmerk und die Szenerie sind folgend deutlich dichter und dem Menschen näher. Vom Rande eines Regenwaldes hin zur italienischen Metropole, raus aus dem Dschungel, rein in den Film. Bingo Bongo heißt das Wesen, möglicherweise eine Kreuzung aus Mensch und aus Tier, gespielt mit Inbrunst von Adriano Celentano, ihm gegenüber und zur Seite Carole Bouquet (streng gescheitelt, blasse Haut, rote Lippen, tiefer Ausschnitt: “Das hier meine Lümmels, beide für mich, links und rechts. Mein Spielerchen.“), als Pläsier:

Der Film beginnt mit der Geschichte, wie Bingo Bongo als Baby im afrikanischen Dschungel gestrandet war, als sein Flugzeug abstürzte. Er wurde im letzten Moment mit dem Fallschirm abgeworfen und anschließend von Schimpansen adoptiert. Jahre später, als erwachsener Mann mit animalischem Verhalten, der immer noch seinen alten Schnuller und Fallschirmgurt trägt, wird Bingo Bongo [ Adriano Celentano ] von einer Expedition gefangen genommen, zu Studienzwecken in eine anthropologische Institution in Mailand gebracht und in einen Käfig gesperrt. Bingo Bongo erweist sich nicht nur als extrem stark, hochintelligent und scharfsinnig – mit einigen unangenehmen Ergebnissen für die Forscher wie Professor Fortis [ Felice Andreasi ] oder den Arzt Müller [ Enzo Robutti ] –, sondern verknallt sich auch in Laura [ Carole Bouquet ], eine der Forscherinnen, und freundet sich mit ihrem Schimpansen Renato an. Laura hingegen versucht ihr Bestes, um Bingo Bongo in die menschliche Gesellschaft zu integrieren.

In dem Augenblick, indem ich sie zum ersten Mal sah, wusste ich, dass sie ein anderer Mensch ist als alle anderen.

Biologische Fragen werden gestellt, anthroposophisch, phylogenetisch, philosophisch, sozialstrukturell, die Filmemacher laust der Affe im Pelz, bald wird es deutlich sexuell. Es hagelt auch bald Backpfeifen, es fliegen die Bananen, es gibt Haue auf die Finger; Celentano sorgt für den Wahnwitz, Bouquet für die Würde. Die Frau in der männlich dominierten, eher feindselig gestimmten Wissenschaft, eine Augenweide, eine Zierde.

Seid sie nicht mehr da war, begann ich mein Fell zu verlieren. Es heißt, dass der Wolf sein Fell verliert, nur niemals seine Laster. Ich dagegen habe sehr viel Fell verloren, aber das war auch alles, keine Laster.

Vom Blödelfilm mit den Grimassen zur körperlichen Akrobatik, es gibt den Kulturclash, die Tücken der Moderne, die Popmusik zur Videoästhetik, die Flucht von einer technischen Baute in die nächste, vom weißen sterilen Institut in die Kanalisation, in die Unterwelt, über Gullydeckel und U-Bahnstation. Akustische Verkaufsschlager auf der Tonspur, die Bilder des Blockbusters (in der einheimischen Jahresliste nur hinter Wer hat dem Affen den Zucker geklaut?, Meine Freunde, dem hierzulande nicht veröffentlichten In vaggio con papa, und dem ebenso innerhalb des Landes gebliebenen Scusate il ritardo) als Ergänzung, die Handlung (trotz Satire auf Konsumkultur und einer Ansprache für Tier- und Umweltschutz) bloß das Alibi, Mittel zum Zweck nur. Neben all den (teilweise offensiven, gerne aber nur niederen) Albernheiten gibt es als Pluspunkte einige tonästhetische Schmankerl, tatsächlich einen Einblick in den Raubbau der Natur, einen körperlich fitten Hauptdarsteller, der sich durch nicht's beirren und nicht verwirren lässt. Es gibt ein bisschen Dr. Dolittle und eine adäquate Schimpansendressur (derselbigen wie aus Phenomena, 1985).

Weil ich es damals nicht geschafft hab, von den Menschen akzeptiert und aufgenommen zu werden, habe ich zunächst mal wieder Unterschlupf bei meiner Sippe gefunden.

Mann und Frau sehen sich dann nach der Hälfte des Filmes, nach der ersten Odyssee durch den Menschenzoo von Mailand wieder, dann kommt die Anbahnung, die Abmahnung, das Hin und Her von Anbetung und Abneigung; Bouquet im Badeanzug, im Schlafanzug, im Negligé, nackt in der Badewanne; kein Wunder, dass das Tier im Manne erweckt wird (“Ich wohne hier, mein Stall.“) und öfters kratzend an der Türe steht.





Details
Ähnliche Filme