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Oberflächlich oft nur als Musical und wegen seines Titelstücks bekannt, ist Singin’ in the Rain tatsächlich viel mehr, als man dem Film gemeinhin unterstellt. Stanley Donen und Gene Kelly blicken hinter die Kulissen Hollywoods und beginnen am Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm. Kelly gibt den Star Don Lockwood, der seine Filmpartnerin (Klatschmagazine behaupten, sie wären auch abseits der Leinwand zusammen), stets bei öffentlichen Auftritten in den Hintergrund drängt, da ihre Stimme einer ungeölten Autotür gleichkommt.
Nun bringt Warner The Jazz Singer auf den Markt und die Industrie hadert. Doch der Tonfilm scheint die unumgängliche Zukunft. Wie sollen sie nun mit der gerade produzierten Schmonzette punkten, die nur nochmals bekannte Liebesfilmthemen ohne Ton aufbereitet? Singin’ in the Rain erzählt von den technischen Problemen der ersten Tonfilme, von den Stummfilmstars, die sich plötzlich nicht in der Stille auf ihre Gestik und Mimik verlassen können.
So wie Singin’ in the Rain bekannte Stücke mit Tanz, Gesang und einem Schlag Humor und Romanze verknüpft, so gedenkt schließlich auch Gene Kellys Figur das bereits gedrehte Material umzuschneiden und mit Musik und Tanz aufzumischen. Die hier spielerisch entdeckte Synchronisationstechnik kommt auch im wirklichen Film zum Einsatz, ist es doch z.B. beim Song Would You nicht Debbie Reynolds, die für Jean Hagen singt, sondern Jean Hagen selbst, die Debbie Reynolds synchronisiert, während diese für Hagens Figur Lina Lamont einspringt. Lamont droht bei ihrem Drang nach Ruhm schließlich, das ausgeklügelte Lügengebäude zum Einsturz zu bringen und mit ihrer Quitschestimme ihre Karriere und den Erfolg des Films zu gefährden.
Mit nahezu subersiver Kritik am Studiosystem Hollywoods erzählt Singin’ in the Rain von Problemen, Tricks und Intrigen hinter den Kulissen, ohne je das knallbunte Sujet der stets Unterhaltsamkeit anstrebenden Musikrevue zu verlassen. Perfekt abgeschmeckt vom Star-Trio Gene Kelly, Donald O’Connor und Debbie Reynolds auf würdevoll erhobenen Schultern getragen bietet Singin’ in the Rain eine unbedingt sehenswerte modernisierte Variante des klassischen Hollywoodfilms am Ende der goldenen Ära.

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